Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1968

/ Nr.12

- S.14

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Innsbrucks vergessene Kaiserin Bianca Maria
Stadtkundlicher Beitrag von Dozent Dr. Karl Schadelbauer

Innsbrucks vergessene Kaiserin könnte man Bianca Maria,
die zweite Gemahlin Maximilians „ nennen. Wieviele
Innsbrucker wissen wohl, daß diese Kaiserin in Innsbruck
getraut wurde, sich durch 18 Jahre immer wieder in der
hiesigen Hofburg aufhielt und schließlich auch hier starb?
Wenn man von den Hochzeitsfeierlichkeiten schon kaum
mehr weiß, als was auf eine königliche Audienz wartende
Gesandte an ihre Frankfurter Stadtobrigkeit berichteten,
so stellte man bezüglich der Todesursache nicht weniger
als drei Versionen zur Verfügung. Im übrigen galt die
Kaiserin als untüchtig und man sagte ihr nach, sie habe
viele ihrer Tage mit ihren Hofdamen bei Tanz und Trank
vertrödelt. Der kaiserliche Gatte habe an ihr die Mitgift
mehr geliebt als die Frau und sich in späteren Jahren
wenig um sie gekümmert, was damit bewiesen schien,
daß er nicht einmal zum Begräbnis kam.
Geht man nun den Geschichtsquellen nach, so zeigen sich
doch manche Momente, die das Bild der Kaiserin wesentlich freundlicher und sympathischer erscheinen lassen.
Ihren Namen führte sie nach ihrer Großmutter, einer unehelichen Tochter des Filippo Maria Visconti, die der Condottiere Francesco Sforza geheiratet hatte. Ihr Bruder
Giovanni G a l e a z z o war im Jahre ihrer Hochzeit 1494
vermutlich am Gifte seines Oheims Ludovico Moro gestorben.

Doch nicht genug damit. Die Königin ließ auch von Straßburg Pulver liefern. Dort war man schon vor Innsbruck
im Geschützguß so berühmt, daß ein Spruch nach dem
„Nürnberger W i t z " das „Straßburger Geschütz" rühmte.
Ja sogar den Spitznamen „Meisenlocker" hatten die
Straßburger von einem Geschütz namens „Meise". Als
Maximilian 1505 einmal Straßburg besuchte, ließ er sich
dort Geschütze vorführen.
Die persönlichen Beziehungen zwischen den königlichen
Gatten waren damals zweifellos gut, wie aus einem Brief
Bianca Marias hervorgeht. Anfangs Mai schickte sie M a ximilian ein Streitroß und schrieb dazu: „ . . . z u welchem
Pferd ich Euer Gnaden und zu allen Euer Gnaden Vornehmen Wunsch, Glück und Sieg wider alle Euer Gnaden
Feinde, und bin in Hoffnung der Allmächtige soll es also
schicken, daß Euer Gnaden solch Pferd in keiner Widerwertigkeit brauchen dürfen, wo es aber dazu käme, so
bin ich sonder Zweifel Euer Gnaden soll mit dem Pferd
zu solchem Tun versehen sein . . . " . Aber auch Maximilian
gedachte trotz der Notzeiten nach dem verlorenen Engadiner Krieg seiner Gattin und ließ ihr Mitte Oktober 1499
einen Truchseßen mit drei Pferden aufnehmen.

Schon im genannten Trauungsjahr herrschten Reibereien
zwischen den tirolischen Untertanen im Vintschgau, den
Leuten des Bischofs von Chur und denen des Engadin.
Diese Streitigkeiten nahmen in den folgenden Jahren
immer mehr zu und schon der bekannte Historiker Albert
Jäger vermutete (1838), daß Maximilian selbst daran Gefallen fand, um in seinem Tatendrang die stolzen Eidgenossen, die schon mehrmals den Österreichern schwere
militärische Niederlagen, wie zu Morgarten, Sempach
und Näfels, beigebracht hatten, einmal gründlich zu demütigen. Die Mailänderin Bianca Maria war den Eidgenossen wohl schon ihrer Heimat wegen nicht wohlgesinnt
und dürfte die Absichten ihres Gatten noch bestärkt haben. Ihr Urgroßvater Filippo Maria Visconti (gest. 1447),
dessen Bruder Giovanni Maria einer der grausamsten
Tyrannen war, der angeblich seine Hunde mit Menschenfleisch aufzog, hatte schon gegen die Schweizer Krieg
geführt.
Als es zu Beginn des Jahres 1499 zum Ausbruch der
Feindseligkeiten kam, war es nun Bianca M a r i a , die in
Vertretung ihres in Geldern weilenden Gatten die Mobilisierung besonders der schwäbischen und vorderösterreichischen Bundesgenossen betrieb. Mitte Februar forderte sie die Städte Basel, Worms, Speyer und im Elsaß
Straßburg, Colmar, Schlettstadt u. a. auf, mit aller Macht
zu Roß und Fuß, mit Geschütz und anderem, wie es sich
im Feld gebührt, ohne Verzögerung gegen die Eidgenossen zu ziehen.

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Bianca M a r i a Sforza (aus einem Gemälde von Bernhard Strigel)