Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1968

/ Nr.10

- S.18

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Innsbruck in der Zimmerschen Chronik
Stadtkundlicher Beitrag von Dozent Dr. Karl Schadelbauer
In dem Aufsatz „1483: Von Innsbruck nach Jerusalem" in der letzten Folge dieses Amtsblattes wurde
aus der die Lebenszustände ihrer Zeit in buntester
Weise aufzeigenden Chronik der Grafen von Zimmern der Bericht über die Sammlung einer Reisegesellschaft von 12 Personen in Innsbruck im April
1483 mitgeteilt. Innsbruck wird in jener Chronik aber
auch sonst noch mehrmals genannt. Adelige mußten
ja immer wieder an den hiesigen Hof kommen, sei
es als Räte oder Bittsteller, sei es, um irgendwelche
Privilegien bestätigen zu lassen oder Streitigkeiten
zu schlichten. W e r nun mit dem Landesfürsten, gar
König oder Kaiser einmal reden und verhandeln
wollte, der mußte viel Zeit und auch das nötige Geld
zum Warten haben. Eile kannte man am Hofe nicht.
Besonders Maximilian hatte immer andere Geschäfte
zu erledigen oder war mit Jagd und Vergnügen beschäftigt. Dem Umstand, daß er die Gesandten
Frankfurts endlos warten ließ, verdanken wir den Bericht über die Hochzeit mit Bianca Maria Sforza.
Einen solchen unerwünscht langen Aufenthalt erlebte
im Jahre 1497 auch Veit Werner von Zimmern,
Graf Hugo von Werdenberg hatte den Veit Werner
von Zimmern nach einem Streit über Besitzungen im
Württembergischen bei König Maximilian so „verunglimpft", d. h. also schlecht gemacht und angeklagt, daß ihn dieser als offenen, gemeinen Landfriedensbrecher in die Acht tat. Der v. Zimmern rüstete daraufhin mit aller Macht zu einem bewaffneten Überfall auf den Werdenberger. Seine Rüstung
sei so ausgiebig gewesen, daß er dem Werdenberger weit überlegen war, was dieser alsogleich wieder König Maximilian berichtete. Der König verfügte
daraufhin eine gütige Beilegung, die aber zum Teil
hintertrieben wurde. Die Werdenberger erschienen
auf einer Tagung zu Innsbruck nicht, so daß die A n gelegenheit liegenblieb.
Nachdem Veit Werner von Zimmern schon beinahe
fünf Wochen in Innsbruck weilte, begab es sich, daß
der König in einem Lustgarten ein Bankett hielt, wozu etliche Kurfürsten und Fürsten, unter ihnen auch
Kurfürst Friedrich von Sachsen, geladen waren. Dieser war Veit Werner besonders gnädig gesinnt
und riet ihm, mit anderen Herren in den Lustgarten

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zu kommen, denn der König habe an jenem Tage
Gemsen gejagt und viele erlegt, weshalb er besonders fröhlichen Gemütes sei. Der v. Zimmern möge
bei Tisch aufwarten, und wenn andere Grafen und
Herren nach dem Bankett tanzen, möge er auch mittun. Zimmern, ein Mann von wohlgestalteter Figur,
machte sich so ansehnlich wie möglich zurecht und
wartete mit den anderen dem König auf. Er hielt
sich möglichst in der Nähe Maximilians auf, um diesem aufzufallen. Tatsächlich stellte Maximilian an
Kurfürst Friedrich die Frage, wer dieser Tänzer sei.
Der Kurfürst sagte Maximilian, es wäre einer der
jungen vertriebenen Freiherren von Zimmern, deren
Vorfahren viele gute ritterliche Taten unter den Kaisern und Königen und besonders im Dienste des
Hauses Österreich vollbracht hätten. Seine Majestät
wolle nun ansehen die Unschuld, Armut, Jugend,
auch das gute alte, ehrenvolle Herkommen dieses
Geschlechts und sich über die guten, jungen Herren
erbarmen, ihr gnädigster König sein, auch Befehl
geben, damit ihnen (ihr Städtchen) Meßkirch wieder
zurückgegeben werde. Bei diesen Worten wollte der
Kurfürst dem König zu Füßen fallen, was dieser aber
nicht zuließ. Er sagte ihm vielmehr zu, derer von
Zimmern gnädigster König zu sein und so handeln
zu wollen, daß sie den Nutzen dieser Fürbitte zu
spüren bekämen; Maximilian würde selbst gerne sehen, wenn die Zimmerschen Güter wieder in ihre
alten Hände kämen.
Diese gnädige Zusage des Königs erfuhr aber ebenfalls eine lange Verzögerung, weil so viele Reichsgeschäfte zu erledigen waren, daß Maximilian einfach nie dazukam, sein Versprechen einzulösen.
Endlich, nach fünf Wochen, ritt der König nach
Steinach und befahl Veit Werner, mitzureiten. Dort
wartete dieser wieder zwei Wochen, ohne daß er
eine Erledigung erlebte. Bei seinem kleinen Vermögen fiel es ihm schwer, so lange am Hofe zu leben. Da wandte er sich nochmals an den Kurfürsten
von Sachsen wie auch den Herzog von Bayern um
ihre Fürsprache und nun erreichte er wenigstens
einen Teilerfolg. Maximilian ließ einen Gnadenbrief
ausstellen/ der die Acht aufhob, und veranlaßte die
Rückgabe der Herrschaft Meßkirch.