Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1966

/ Nr.11

- S.5

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Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck

Seite 5

Notizen zur Innsbrucks Hänscrgcschichte
Dr. K a r l Schadclbauer
(2. Teil — 1. Teil in Hrst ,",. lU«<>)
M a r t i » lnni Pollici,!! such! vun
I n einem Tchreibru ans P r u n t r u t in der Schweizer J u r a
teilt König Maximilian ain U». Männer 149^ Erzherzog
Sigmund in Innsbruck mit. das; der lömgliche Kämmerer
und Nat M a r t i n von Polhcim demnächst in Innsbruck ciutreffcn werde, um dort seine Hochzeit mit einer Hofdame der
Erzherzogin Katharina zu feiern. Der König bittet seinen
Kämmerer in Ansehung seiner treuen Dienste, die er ihm
„von vnsern juugcu legen vncz auf hcwtigeu tag trewlichen
vnd vnucrdrosscnlich mit darstrcckuug scins Icibs nnd gucts
gethau hat", bei der Hochzeit besonders zu ehren. Dieser Brief
aus dem Wiener Staatsarchiv, den Victor v. Kraus in seiner
Schrift „Maximilians l. Beziehungen zu Sigmund von T i r o l
in den Jahren 14W—1496" (Scitc4U, Reg. 48) mitgeteilt hat,
erklärt einen anderen, den der Hofsckrctär Hausen am
12. A p r i l 1492 au den königlichen Sekretär Zipriau Sercnteincr sandle. Echterer, im Iunsbrucker Landcsrcgiernugsarchiv bei den Maximilianischcn Akten ( X l V , 1492, Blatt I I )
verwahrt, handelt nämlich nach zwei anderen kurzen Notizen
etwas schwer verständlich von der Bereitstellung von Hänsern
iil Innsbruck. Offenbar sollte also für das junge Paar
Polhcim ein passendes Quartier bereitgestellt werden. Der
Brieftext lautet: „Herrn Morten von Bolhaims halben etc.
ways ich nicht von hewsren in der stat noch nahcnnd hicumb,

dauu mein guediger Herr von Österreich, wiewol der vertrag
das nicht innhnll vcrmaint die hewscr in der stat zn habn.
Mein rat vnd Votum heru Mert (ein) oder sriuer hawsfraw
die zway hcwser nicht vngelcgen, das harnaschhaws am Hof,
dann man mocht die Harnasch camer wol vou zeughaws halbe»,
das ander haws habn die marggrafen vou Baden ains, das
Hal in mein gncdiger Herr in vergangner zeit gcbn, das were
dem Hof vnd lirchn gelcgn, vnd vcrsich mich die marggrafcn
liessn Hern M c r t n das gern, da mucht er habn gemach für sein
frawnzymcr, fein Person, mich seine knccht. besonder Hot mich
im Hof ein Pad ante stallnngcn; dann mein gncdige fraw steli
darinn gcwunn auch nicht irrung, dann mau hat nicht albed
da gcstelt vnd sind der marstall gen Hof snnst v i l . I n dem
mocht wol aufstcn, daz die K(önigliche) M(ajestät) oder »rein
gncdigcr Herr im aigne hewser, wo ichtz ledig wnrd, gäbn.
M i t Rudolf Harder haws ist nicht zn hanndlen etlicher vrsach
halben, nicht not zu schreybcn. Lieber Screntciner bcuelht
mich Hern Vierten vnd versehet Ew alles yetz zn mir schrcyben.
(Eingefügte item?) Ew ob etwas aufftnnd, thut das Pest. Ich
will Ewr auch nicht vergessn. Datum Insprngkh an phintztag
nach suutag Indica anno etc. I . X X X X I I 6 0 . — Hawsen
secrc(tarins)." (Das aufgedrückte Siegel ist abgefallen.)

Neuerscheinung
Hans Jensen: „Der Schuh ohne Spitze ^ Ein Lebensbild
Conrad Stürtzcls von Bnchhcim." — Badcnia-Vcrlag, Karlsruhe. — 232 Seiten. ^ Preis O ^ 1-1.80.
Der Frciburgcr Schriftsteller Hans Jensen hat mit dem
vorliegenden Lebensbild Kauzler Stürtzels eigentlich den
ersten Partnerstadt-Roman Innsbruck—Freiburg geschaffen.
Die behandelte Persönlichkeit, die viele Jahre im Dienste
Erzherzog Sigmunds des Münzreichen von T i r o l wie König
Maximilians stand, hatte zn beiden Städten enge Verbindungen. Jensen ist es zweifellos gelungen, Stürtzcls Leben
nnd Wirken so spannend darznstcllen, daß den Freunden
historischer Erzählungen hier wie dort dieses Buch bestens
für den Weihnachtstisch empfohlen werden kann.
Da bereits die Frage gestellt wurde, warum das Buch den
eigenartigen Titel „Der Schuh ohne Spitze" trage, sei zu
dcrru Bcautwortuug die entsprechende Szene in der Schleiferwerlstättc zu Freiburg hier mitgeteilt. Diese Testprobe möge
zugleich mit der leichten Schreibweise des Verfassers bekannt
machen. Kaiser Friedrich I I I . wollte sich mit seinem l4 jährige»
Sohu Maximilian die gehcimgchaltcuc Kunst des Edclsteiuschleifcns ansehen. Stürtzel vermittelt dies uud führt die
beiden in die Wertstätte des Meisters Haus Jauch, wo uuu
Maximilian deu Vorgang aus uächster Nähe ;n scheu versuchte Der junge Herzog war ganz nahe an die beiden Barlicrcr
getreten, uebeu ihm Slürtzel. Da geschah es! Maximilian trat,
um genauer zn sehcu. einen Schritt vorwärts. Ein leiser
Aufschrei! I m letzte» Augcublick halte ihu Stürtzcl zurück»
gerisse,,. Die Spitze eiucs Schnabelschuhs flog durch die Luft,
»ud Herzog Maximilian lag am Boden, starrte verwirrt
seiue» herbeigeeilte» Valer au.

„Fürwitz!" schalt ihn der Kaiser. „Hättest dich leicht als
Krüppel deiner B r a u t in Trier vorstellen können." Nnd zn
Stürtzel gewandt: „Respekt, Herr Doktor, w i r sind Euch sehr
verpflichtet!"
„Majestät, es war das Schicksal, das mich zwang, rasch zu
haudelu, nicht mein Verdienst."
Der Kaiser hob seine Lider nnd sah Stürtzcl voll in die
Augen. „ I c h hoffe, daß w i r uns heute nicht das letzte M a l
gesehen haben. I h r habt einen Wunsch an die Habsburger
frei."
Inzwischen hatte Michael Jauch flink das Wasserrad abgestellt, auch Maximilian hatte sich erhoben nnd stand, den
abgerissenen Schuh in der Hand, bei seinem Vater.
I n den Maximilianischcn Akten des Innsbrucker Landesregicruugsarchivcs begegnet der historische Kanzler Stürtzel
immer wieder. Fand sich da jüugst ein „Ventar, Zedel"
( ^ Inuentarzcttcl), merkwürdigerweise für die Rheinische
Kanzlei, „von wegen der Hab Doctor Eunratn S t ü r z l n von
Bucheim, Ncinscher und Osterrichschcr Eauzlcr, Ritter", als
ihm 1492 die Vogtei Thann im clsässischc» Sundgan übergeben wurde. Der Ritter Hans Erhart von Rinach, der
l? Jahre lang dort Vogt war, übergibt Bartholome Stürtzel.
dem auch bei Icnsen vorkommcudem Bruder des Kanzlers,
das Vogtrischloß Eugelsperg mü dcu im I n v e n t a r anfgc«
zählten (Gegenstände». Es ist charakteristisch für die damalige
Zeil, daß gleich uach der Eiurichüiug der Kapelle, nach dein
bleiernen Weihbruuueulcssel und einem (^esäß mit Weihwasser zum Segne», der I » h a l l des Büchse»ha»scs. die We«
schütze, An»lnüs!e uud Pfeile ausgezeichnet werden. Von den
drei gleichlautenden Inventare» erhielt das vorliegende die
königliche Kanzlei.
D r . K a r l Schadelbauer