Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1966

/ Nr.10

- S.8

Suchen und Blättern in knapp 900 Ausgaben und 25.000 Seiten.





vorhergehende ||| nächste Seite im Heft

Zur letzten Suche
Diese Ausgabe – 1966_Amtsblatt_10
Ausgaben dieses Jahres – 1966
Jahresauswahl aller Ausgaben

Dieses Bild anzeigen/herunterladen
Gesamter Text dieser Seite:
Seite 8

Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck

I m Pcchegarlen wurde 19.",i> von Freunden des Dichters
Heinrich von Schultern zu seinem 90. Geburtstag vor der ihm
zu W r e n gesetzten Linde eine Feier abgehalten, wobei für
die junge Dichtcrgcneration K a r l Pfötschcr eine Anrede hielt,
die iu dem Wuusche ausklaug, die Stadtgenicindc möge den
Platz um den Banm herum gärtnerisch gestalten, damit ein
würdiges Erinnerungszeichen an den bedeutenden Dichter
erstehe. Daraufhin proklamierte der „Tnrmbnudobmaun"
Dr. I . Faber die Gründung einer „Schnllcrn-Gemeinde", die
sich zur Aufgabe gestellt hat, den schriftstellerischen Nachlaß
des Poeten zu Pflegen, die Herausgabe einer Biographie zu
veranlassen und au dem Hause des Dichters eine Gedenktafel
anzubringen. E i n von Prof. O. Ulf geleiteter Bläserchor beschloß die eindrucksvolle Feier.
Ende des Jahres 1960 wurde der „Kulturbund T i r o l " ins
Leben gcrufcu, das ist ciue Vereinigung von Kunstbeflisscncn,
die sich die Aufgabe gestellt haben, mit allcu Kräften an der
Erhaltung und Erneuerung schntzbcdnrftigcr sakraler Bauten
mitzuwirken. Als vordringlichster Programmpunkt wurde die
Fortsetzung der Arbeiten au der Iohanncskirche am I n n r a i n
beschlossen. Die Anregung hiezn gab seinerzeit D D r . Liuduer,
der überhaupt die Neugestaltung und den Einbau eines harmonischen Glockengeläutes in den T u r m der Kirche zu seiner
Lebensaufgabe gemacht hat. Kunstbcrater war der vor kurzem verstorbcuc Prof. Toni Kirchmayr. Das Geläute konnte
bereits uuter Teilnahme großer Bevölkerungskrcise eingeweiht werden.
I m gleichen Jahre entstand der „ R i n g " , eine Gemeinschaft
der Jugend Tirols zur Pflege der Kunst, sie erweiterte später den Namen zum „ K u l t u r r i n g Innsbruck". I h r Ziel liegt
in der Wecknng nnd Förderung des kulturellen Interesses,
in cigcnschöpferischer Tätigkeit nnd im gegenseitigen Austausch vou Meinungen und Erfahrungen.
Anßer diesen genannten künstlerisch-literarischen Vereiniguugeu wären noch eine Anzahl anderer ähnlicher zu ncuneu,
die nicht an die Öffentlichkeit traten und zumeist, ohne Statuten einzuholen, nur i n : stillen wirkten oder hente noch wirken.
So gab es schon seit dem Jahre 1775 beim „Rößl in der A u "
eine bis auf uusere Zeit herauf bestandene Tischgesellschaft der
„Zeitlosen", die hauptsächlich der Geselligkeit wegen zu gutem
Truuk allwöchentlich sich dort einfand, alljährlich Ausflüge
unternahm uud im Fasching den traditionellen alten Brauch
des „Faschiugsbcgrabcns" übte, wozn der alte Rüßlwirt seine
Lente in die nahe „Bnzihütte" einlud, wo es dann recht lnstig
zuging bei leckerem M a h l uud echtem Südtiroler Tropfen.
1884 existierte eine Vereinigung von Bnch-, Knust- uud

Nummer

Musikalienhändlern, „Agricola" genannt, dann ciue Runde
„ ^ ä t i t i a " aus dem Jahre 1888, eiue katholische Vereinigung
nm 1900 „Das jüngste T i r o l " , dann I " M ein „Verein der
Tiroler Schriftsteller", ein Studentcnbund „ I u u g Vaterland", in den zwanziger Jahren eine „St.-Martius-K lause"
beim „Speckbachcr", ein „ J u n g Innsbruck" zu gleicher Zeit,
das sich besonders mit Theaterauffnhrungen im KolpinglMUs
betätigte, eine „Caverne" im „Granen Bären", eine „Tiroler
Akademikcrtagnng", eine „Offizicrsgescllschaft T i r o l " , gleich
nach dem ersten Weltkrieg ein „Österreichisches Kulturinstitut", zur selben Zeit an der Universität ein „(Dollc^iuni pn^-i!cum" nnd in Mühlan hielt Lndwig von Fickcr in seinem Heim
fallweise literarische Sitzungen ab mit Mitarbeitern au der
vou ihm gegründeten Zeitschrift „Brenner", an denen auch
Georg Trakl teilnahm, dessen tiefgründiges Werk Ficker uus
eigentlich erst erschlossen hat. 19,">5> bildete sich noch ein „ K u l turkreis Iuusbruck", dem fast alle Körperschaften nnd Vereinigungen des kulturellen uud gcistigcu Lcbcus uuscrer Stadt
zu eiuer Aktionsgemcinschaft beitraten.
Viele von diesen eingegangenen oder noch bestehenden Tischrunden haben auch Aufzeichnungen gemacht in eigens hicfür
angelegten Chroniken, die znm Großteil mit herrlichen B i l dern von bekannter Künstlerhand geschmückt sind. So besitzt
die vor 90 Jahren gegründete Mittclschnlvcrbiuduug „Tcutoma" am hiesigen Gymnasium eine große Anzahl vou sogenannten „Bicrpillen" mit Prachtvollen Bildern des bekannten Künstlers Philipp Schumacher, die Sängerschaft „Skalden" eine noch ältere Sammlung mit reizende» Bildcru und
Karikaturen des Malers D r . S . Schrom, die genannte „ M a r tinstlansc" ein Bnch mit Gedichten nnd Bildern des Kanzlei°
direktors Becker uud die „Caverne" ini „Granen Bären" eine
Chronik mit vielen Gedichten nnd Bildern von der KünstlerHand des verstorbenen Magistratsbeamten Hohenlcitncr.
Vielleicht könnten diese Zeilen die Anregung gcbeu. daß
auch uoch andere, in irgendeinem Winkel liegende derartige
Bücher vou ihrcu gegenwärtigen Besitzern hervorgeholt und
dem Museum Fcrdiuaudcum oder dem Stadtarchiv übergeben
würden, nm sie der Öffentlichkeit zugänglich zu macheu uud
daß so wertvolles künstlerisches Volksgut für alle Zeiten sichergestellt werde.
So hatte denn, wie man sieht, nnserc tirolische Landeshauptstadt vou jeher und anch heute uoch eine recht erfreuliche geistige Bewegung aufzuweisen, weshalb sie berechtigten Anspruch erheben darf, ein gar rühriges Glied des in aller Welt
gerühmten Volkes der „Denker und Dichter" zu sein.

Neuerscheinung
Quellen zur Junsbrucker Häusergcschichte. 1. Die Altstadthänser in der Beschreibung und Taziernng von 1628. Von
K a r l Schadelbancr. Veröffentlichungen aus dem Stadtarchiv
Innsbruck, Nr. 29. Iuusbruck 1966.
Jahraus, jahreiu bcsucheu viele hunderttausende Fremde
Innsbrnck, nm die weltberühmte, in ihrem mittelalterlichen
Banbestand trotz der verheerenden Kricgszcrstörungcn während des zweiten Weltkrieges fast unversehrt erhalten gebliebenen Altstadt mit ihren charakteristischen „Wahrzeichen",
dem Stadtturm und dem „Goldenen Dachl", zu besichtigen
uud malerische Gasseuausblicke im Lichtbildc festzuhalten.
Aber kaum jemand kommt es dabei in den S i n n , nach der
wcchsclvollen Geschichte dieser alten stciucruen Zeugen der
Vergangenheit uud uach dem sozialen Stand, dein Politischen
oder wirtschaftlichen Einfluß der einstigen Hausbesitzer zu
fragen. Doch erzählen die spitzgcwölbteu Laubcugäugc mit
ihren spielerisch wirkenden Netzgratcu und Fischblascumustcr,
dauu di>c vielgestaltigen stattlichen Außcufassadcu, die roniautischen Inncnhöfe, die kunstvoll gearbeiteten Stcinportale
nnd die graziösen rclicfgeschmückten Erlerbrüstungcn von
großzügigem Kunstmäzcnateninni und wirtschaftlichem Wohl-

stand der Innsbruck« Bürgerfamilieu des 15>. bis 18. Jahrhunderts, die sich aus allcu Bcrufsschichwu, angesehenen
Kaufl,euteu, Beamtcu, Handwerkern uud sozial gesehen klcincu
Leuten rekrutierten, Adelige mit cinbczogcn.
Schon Konrad Fischnalcr hatte vor W Jahren iu seiuer
Iuusbnickcr Chrouik (IV. Teil 1 9 M versucht, ciue allerdings
lückenhafte Besitzcrliste der einzelnen Stadthäuser zusammen
zustellen, ohue jedoch auf den Baucharakter, die Renovierungen oder oft gänzliche Umgestaltuug der Adclssitzc beziehungsweise der Wohnaulageu uäher einzugehen. Die Tatsache,
daß das Bnudesdenknialanit in Wien die Herausgabe eiuer
Innsbrucker Häusertopographie vorbereitet, veranlaßt» den
Innsbrucker Stadtarchivar. Uuiv.-Doz. Dr, K a r l Schadet
baucr. den für die Erforschung der Stadtbangeschichte uud
Wirtschaftsgeschichte wichtigen, uutcr Er^hcr^og Leopold V.
angelegten ^nnsbruckcr Stcucrlataster vou >628 auszugsweise zu cdicreu, uämlich die Einlragnugieu über Küi Altstadt
hänscr. Die Sleucrbereituug weist außer dem Realwert und
der tatsächlich zu leistenden Iahressteuer dir gcuaue Lage des
Objektes ans, erfaßt den Namen des jeweiligen Hauseigentümers, nennt die früheren Vorbesitzcr, gibt an, ob das Gc-