Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1936

/ Nr.7

- S.2

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Amtsblatt N r . 7
hofft, hier die Nachfahren der Männer von Anno Neun zu
sehen, die dieses Land berühmt gemacht haben, so mutz man
sich des Tingel Tangels schämen, das hier als tirolisches Erbgut ausgegeben wird. Was alles heute unter dem Namen
Tirols geht, ist ohnedies nicht angetan, um unser Land immer in bestes Ansehen zu rücken. Es wäre deshalb um so
wünschenswerter, daß der Fremde, der ins Land kommt, erkennen lernt, was wirklich tirolisch ist.
Der H e r r B ü r g e r m e i s t e r w o l l e daher die
L a n d e s h a u p t m a n n s c h a f t ersuchen, d i e F r a g e
t i r o l i s c h e r D a r b i e t u n g e n im Gesang, Tanz
undTheatereingehendzuvrüfenundstrenge
W e i f u n g e n zu e r l a s s e n , d i e d i e s e m U n w e s e n
st e u e r n."
B ü r g e r m e i s t e r F i s c h e r sichert zu, die Verhandlungen mit der Landeshauptmannschaft in diesem Punkte sofort
aufzunehmen, er felbst begrüße diese Ausführungen und
finde sie voll am Platze.

Verichterstatter Bürgermeister Kranz Ascher
1. Der Herr Bürgermeister berichtet dem Gemeindetage
über die seit Einführung der Bundesdienstpflicht umfangreicher gewordenen Unterbringungsbedürfnisse der Heeresverwaltung. Diese hat in letzter Zeit, abgesehen von der I n anspruchnahme des Garnisonsspitales für Militärzwecke,
nunmehr auch auf die Trainkaserne famt den dazugehörigen
Nebenbaulichkeiten greifen wollen. Die Trainkaserne ist aber
seit Kriegsende von der Stadtgemeinde hauptsächlich für
Wohnzwecke ausgewertet worden und sind auch die Nebenbauten größtenteils an Geschäfte und Industrieunternehmungen vermietet. Die Evakuierung aller Baulichkeiten wäre
für die Stadtgemeinde in technischer und finanzieller Hinsicht
eine geradezu unlösbare Aufgabe gewesen.
Eingehende Ueberlegungen in den zuständigen Ausschüssen
des Gemeindetages führten daher dazu, dem Landesverteidigungsministerium einen Grund im Ausmatze von rund
20.000 Quadratmeter in der Reichenau für den Neubau einer
Artilleriekaferne zur Verfügung zu stellen und darüber hinaus zu den Kosten des Neubaues einen Veitrag in der Höhe
von 8 200.000.— zu leisten.
Die mit den Vertretern des Landesverteidigungsministeriums und den übrigen Oberbehörden geführten Verhandlungen führten nunmehr zu einem abschließenden Ergebnis,
welches in Form eines sowohl vom Rechtsausschusse als auch
vom Finanz- und Bauausschusse begutachteten Vertrages
dem Gemeindetage zur Genehmigung vorliegt.
Der Gemeindetag genehmigt nach Verlesung der einzelnen Punkte des Vertrages das ganze Übereinkommen, für
das laut Mitteilung des Herrn Bürgermeisters die erforderlichen Zustimmungserklärungen der Oberbehörden
zum Teil bereits eingelangt sind.
2. I m Zusammenhange mit diesem Vertragswerk beschließt
der Gemeindetag, in Hinsicht auf die Finanzierung der von
der Stadtgemeinde zu machenden Aufwendungen über Antrag der zuständigen Ausschüsse:
a) Die Stadtgemeinde überträgt dem Österreichischen Bundesfchatz, Heeresverwaltung, zum Zwecke der Errichtung einer neuen
Artillerie Kaserne in der Reichenau die Grundparzelle 1234/5. K.-G.
Pradl, im Ausmatze von 22.000 Quadratmeter unentgeltlich ins
Eigentum:
b) die Stadtgemeinde gewährt dem Vundesfchatze zur Bestreitung des Bauaufwandes einen einmaligen Beitrag von 200.000 8
in bar;
e) die Stadtgemeinde stellt dem Bunde für den Rest des nicht
gedeckten Bauaufwandes ein Darlehen von 170.000 8 zur Verfügung, das ihr je zur Hälfte bis längstens Februar 1937 und
Februar 1938 zurückzuzahlen ist. Den Zinfendienst für diesen Betrag übernimmt die Stadtgemeinde;
und e) übernommenen Leistungen bei der Sparkasse der Stadt

Innsbruck vorbehaltlich der Genehmigung der zuständigen Aufsichtsbehörden
ag: ein Kontokorrentkredit von 200.000 8 im Wege des E W I .
auf, der in Iahresannuitäten von 20 Prozent verzinst und
getilgt werden soll, wobei die Stadtgemeinde die Haftung
für die Verzinsung und Tilgung trägt,
bb: ein direktes Darlehen der Stadtgemeinde in der Höhe von
70.000 8, das grundbücherlich auf der Kafernliegenschaft
sichergestellt wird;
e) die Stadtgemeinde führt zum Zwecke der Pfandfreistellung
der Gp. 1234/5, K.-G. Pradl, der Tiroler Landestmpothekenanstalt
entsprechend ihrem Verlangen 35.000 8, bzw. Nominale 35.000
Schweizer Franken Stadtanleiheobligationen als außerordentliche
Tilgung ab.
Ob die Pfandfreistellungssumme in Schillingen oder in Stadlanleihe-Obligationen geleistet wird, bleibt weiteren Verhandlungen
der Stadtgemeinde nut der Hypothekenanstalt vorbehalten.

3. Anläßlich der Verhandlung über die Uebernahme des
vom Bunde beschlagnahmten Vermögens der H o t e l
S o n n e G e f . m. b. H. u n d d e s V e r e i n e s A r b e i t e r tz e i m i n I n n s b r u c k hat die Stadtgemeinde durch den
Regierungskommissär Franz Fischer im Jahre 1935 folgende,
auf dem Anwesen Hotel Sonne und Gewerkschaftshaus haftende Schulden übernommen:
An den Gewerkfchaftsbund der österr. Arbeiter und Angestellten in Wien 8 145.500.—;
an die Kammer für Arbeiter und Angestellte in Wien
8 25.000.—;
an den Gewerkschafts- und Rechtsschutzverein des österr.
Eisenbahnpersonals in Wien 8 25.000.—.
Die Urkunden für diefe Schuldverpflichtungen, für welche
keine besondere Sicherstellung gegeben ist, werden erst jetzt
von den Gläubigern wieder vorgelegt und sind daher von
der Stadtgemeinde im Sinne des § 33, Abs. 2 des Stadtrechtes auf Grund eines Gemeindetagsbefchlusses vom Bürgermeister und zwei Gemeindetagsmitgliedern zu unterzeichnen.
Demgemäß beschließt der Gemeindetag über Antrag des
Gemeinderates, den Urkunden folgenden Vermerk beizusetzen:
„Die vom Bürgermeister Franz Fischer als Regierungskommiffär eingegangene Verpflichtung wurde vom Gemeindetag in seiner
Sitzung vom 8. Juli 1936 zur Kenntnis genommen. Die Fertigung
erfolgt im Sinne des § 33, Abf. 2, des Etadtrechtes der Landeshauptstadt Innsbruck."

4. A u f A n t r a g d e s B e z i r k s s c h u l r a t e s I n n s b r u c k - S t a d t beschließt der Gemeindetag auf Grund der
Einschreibeergebnisse an den städt. Volks- und Hauptschulen
in Ergänzung und teilweiser Abänderung des Gemeinderatsbeschlusses vom 14. Mai 1936:
Die Stadtgemeinde Innsbruck übernimmt für das Schuljahr
1936/37 folgende gesetzlich nicht notwendige Klassen, bzw. Lehrkräfte:
I. An den Volksschulen: 9 gesetzlich nicht notwendige Klassen.
II. An den Hauptfchulen:
») Knabenhauptfchulen: 8 gesetzlich nicht notwendige Lehrkräfte,
b) Miidchenhauptschulen: 5 gesetzlich nicht notwendige Lehrkräfte.
5. H e r r B ü r g e r m e i s t e r F i s c h e r b e r i c h t e t
über die W i n t e r h i l f s a k t i o n der S t a d t g e m e i n d e 1 9 3 5 / 3 6 (der Bericht erscheint an anderer Stelle
des Blattes).
Der Gemeindetag nimmt den Bericht genehmigend zur
Kenntnis und spricht über Antrag des Herrn Bürgermeisters
allen am Winterhilfswerk beteiligten Faktoren, insbesondere Herrn Dr. Alois Oberhammer, herzlichen Dank für ihre
Mühewaltung aus.
6. Der Gemeindetag stimmt einem Antrage des Herrn
Bürgermeisters Fischer zu, wonach e i n U e b e r w a chungsausschutz
i m S i n n e d e s § 39, Abs. 3 d e s
S t a d t r e c h t e s g e w ä h l t w i r d , in den folgende Mitglieder des Gemeindetages entfendet werden: Major a. D.
Amtsrat Viktor Hurth, Rechtsanwalt Dr. Hans Ritter v.