Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1965

/ Nr.10

- S.6

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Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck

Pierre Bonnard (geb. 1867 in Fontenay-aux Noses, gestorben 1947) und Eduard Vuillard (geb. 1868 in Euiseaux, gestorben 1935) waren die bedeutendsten Künstler ans der
Gruppe der „Nabis", in der sich junge französische Maler
zusammengeschlossen hatten. Die Stillichtung der „Nabis"
kam der der „Fauves" sehr nahe und wirtle bahnbrechend
für die moderne Malerei. Die ansgcslelltcn, äußerst quali-

Nummer IN

tätsvollcn Blätter sind im Besitz des .^unsthanscs Zürich,
der Technischen Hochschule und der (Valerie Daniel Kccl in
Zürich.
Handelskammer:
„Berkehrsfragen in unserem Land."

Der „Spamsche"
Eine Betrachtung zum Schulaufang
Jene Innsbrucker, die noch vor dem eisten Weltkrieg die
Schule bejnchten, kennen zweifellos noch ans eigener Erfahrung nnd Berührung jene gcfürchtete Zuchtrute, die unter
dem Namen der „Spani>che" oder auch spanisches Röhrt"
nützliche l^rziehungsarveit leistete. Es handelte sich dabei nm
ein dünnes, etwa ein Meter langes, elastisches Stäbchen, mit
dem der Herr Lehrer oder Herr Papa den: unbotmäßigen
Schüler oder Sprößling ein paar Hiebe auf die flache Hand
vcrjetzte, welche Strafart „Batzen" genannt wurde, oder in
ver>chärfter Anwendung die Sitzfläche abklopfte.
M i t zunehmender Verfeinerung der K u l t u r des 20. Jahrhunderts, wie die Einführung uun Konzentrationslagern,
Bombeilteppichen ufw. erschien der „Spanische" immer mehr
als zu harte Strafe für die heranwachsende „Blüte der
Nation", die da genannt wird Stenz, Schlurf, Teenager,
Beatlc-Fan, Gammler usw. W i r erleben das Zeitalter der
Vergöttlichung des Kindes.
So lösen sich die Extreme im Laufe der Geschichte immer
ab. Zwei der bekanntesten Tiroler Persönlichkeiten des 16. nnd
17. IahrhnndcrtS, nämlich Lukas Geiztofler und D r . Hivpolyt
Guarinuni erzählen von den unmenschlichen ZüchtigungSmclhodcn ihrer Lehrer. Guarinoni schreibt z . B . : „ I c h bin
von einem Schultropfen mit einer Geißel, fo drei lederne,
dicke, schneidende Riemen gehabt, nicht ein-, zwei-, zehn- oder
zwanzig-, sondern Wohl über die fünfzigmal im 7. nnd 8. Jahre
meiner Kindheit dermaßen gegeißelt worden, daß mir tiefe
Löcher ins Fleisch hincingehauen nnd ans meinem Hemd,
zerhauenem Fleisch und unterlaufenem B l u t ein Zelten (d. h.
Knchen) worden nnd in ander gebacken, daß weder gehen noch
sitzen können, welche Zeichen nnd Masen ich noch heut an
meinem Leib trage." M i t ähnlicher Roheit hielten die E l -

tern neuerer Zeit einem kleinen Mädchen, das in der Schule
20 Pfennige entwendet hatte, die Händchen über die Gasflamme, bis sie dauernde Brandschäden davongetragen hatten. Niese Erzieher wollten das Kmd nach dem Satze behandeln, daß man an jenem Körperteil gestraft werde, mit dem
man sündige.
I n der Jetztzeit spielt sich nun zumeist das zweite Extrem
ab. Nicht nur, daß man lein schlimmes Kino mehr schief ansehen darf, werden sogar noch die segenbringcnden Helfer der
Menschheit, die Ärzte, den Kleinen als Schreckgespenst oder
zn fürchtender Wauwau vorgestellt. So, wenn eine Mutter
bei der I m p f u u g zum Kiud >agt: „Was tut er denn, der böse
Onkel Doktor?", dann Wundern sich die Mütter, daß ihre Lieblinge bereits beim Anblick eines Weißen Mantels wie am
Spieße zn brüllen beginnen. Oder jener kluge Vater, der seinem Kinde sagte: „Wenn du nicht zum Zahnarzt gehst, hacke
ich dir die Hand ab." Der Zahnarzt gilt ohnehin schon bei den
Erwachseilen als Schmcrzbringer. Da braucht es erst gar
nicht passieren, was einem kleinen Mädchen zustieß, das falsch
verstand und glaubte, der Zahnarzt wolle ihr eine Bombe
(statt Plombe!) in den hohlen Zahn legen. Begreiflich, daß
die Kleine brüllte, weil sie nicht in die Luft fliegen wollte.
Heutzutage werden die Schandtaten der Kinder von den
Eltern gerne entschuldigt, verniedlicht, manchmal vielleicht
sogar bewundert. Dann kann man wirtlich nur mehr bcfürchtcu, daß die „Wiener Kirchenzeitung" recht behält, wenn sie
für das Ergebnis solcher ErziehungSformcn die warnenden
Worte (des Matthäus-Evangclinms 7, 19) etwas abgeändert,
ausspricht: „ A n eureu Früchterln sollt ihr sie erkennen."
Ob da nicht doch das „spanische R ö h r l " eher am Platze
wäre?
D r . K. Schadelbaucr

Aufbaulehrgang an der landwirtschaftlichen Landeslehranstalt Lienz
An der Landwirtschaftlichen Landeslehranstalt Licnz findet
in der Zeit von: 16. Jänner bis 27. Februar 19L6 wieder ein
Aufbanlehrgang für Absolventen landwirtschaftlicher Schnlcn
statt.
Der Lehrgang beinhaltet, wie ans dem Lchrplan ersichtlich,
alle für den landwirtschaftlichen Berns wichtigen fachlichen
Gebiete sowie allgemeinbildende und weltanschauliche Fragen
nnd Probleme des öffentlichen Lebens.
Lehrplau:
1. Religion (Kirchengeschichtc, Konzil, Technik und Weltanschauung u. a. m.)
2. Deutsch (Sprechen, Vortragen, Literatur, Hansbibliothck)
3. Zeitgeschichte (Gegenwartskunde, politische Gegenwartsfragen)
4. Pflanzenbau (ausgewählte Kapitel, Schwerpunkte)
5. Tierzucht (ausgewählte Kapitel, Schwerpunkte)
6. Betriebslehre ^ Markt
7. Buchführung

8, Landtechnik, landwirtschaftliches Bauwesen
9. Agrargcmcinschaftcn, Regulierungen, itommassierungcn
W. Atluclle Fragen der Bezirkslandwirtschaftskammer und
Landcslandwirtschaftskammer
I I, Aktuelle genossenschaftliche Fragen
12. Sozialrccht, Eozialvcrsichcrnng, ländliche Sozialpolitik
lA. Stcnerrccht, Steuern, Schätzungen
l-1. Berufsausbildung ^ ^ Meisterprüfung
Der erfolgreiche Besuch dieses Lehrganges ist außerdem eine
ausgezeichnete Vorbereitung für die Ablcgung der Meisterprüfung.
Aufuahmcbcdiua.una.cu:
4 Jahre Praxis nach Absolvu"vung dcr landwirtschaftlichen
Fachschule. Der Lehrgang kann intern oder extern besucht
werden. Der Unterricht uud die Vorträge sind so angesetzt,
daß es den Teilnehmern noch möglich ist, daheim die Hofarbeil
zu verrichten. Beginn 8 Uhr, Ende 17 Uhr, An Samstagen
findet lein Unterricht statt. Teilnehmer, die im I n t e r n a t