Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1965

/ Nr.9

- S.4

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Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck

Zur

Nmmncrl»

gegen den Alkoholmißbrauch

Diese Woche, welche vom 1>^. bis ^5. Oktober litt;.")
durchgeführt wird, wird vermutlich ebensowenig Erfolg haben, wie ihre beiden Vorgängerinnen.
Jeder vernünftige Mitbürger wird leicht zu überzeugen sein, daß Alkoholmißbrauch verheerende Folgen
hat. llber l>l) Prozent der Einweisungen von Männern
in die Psychiatrische Klinik uud jetzt bereits 10 Prozent der Frauen gehen auf Alkoholmißbrauch zurück.
Dabei haben w i r in Österreich derzeit ein Gesetz, das
nur erlaubt, diejenigen Süchtigen in die Anstalt einzuweisen, welche für sich oder andere gefährlich werden.
Ist es aber einmal so weit, dann ist die Sucht schon so
stark geworden, daß eine Heilung praktisch fast ausgeschlossen ist. Jeden Tag lesen w i r von Unfällen, die von
trunkenen Fahrern verursacht werden, ungerechnet der
vielen Autolenker, die durch den Alkohol nur leicht beeinflußt waren. Unbeachtet von der breiten Öffentlichkeit, nnd das ist wohl das schwerwiegendste, gehen jährlich zahlreiche Existenzen durch den Suff zugrunde und
werden viele Familien zerstört.
Was ist es nun, daß dieser Einsicht zum Trotz, dem
Alkoholismus nicht recht beizukommen ist" ganz abgesehen von dem schon erwähnten, vom medizinischen
Standpunkt aus gesehen recht ungünstigen Gesetz? Vor
allem sind es die Trintsitten, wie sie fast überall in
Europa verbreitet sind. W i r trinken nicht nur zum
Essen, sondern außerdem noch in Gesellschaft, weil uns
der Wein schmeckt und weil er eine Euphorie erzeugt
(momentanes Gefühl des Wohlbefindens). Keine fröhliche Gesellschaft ohne Alkohol! Manch einer hat aber
getrunken, so wie die anderen, wenn er Lust dazu hatte;

änderle sich jedoch der Zustand, er m u ß
trinken, er ist süchtig geworden. Die Sucht ist eine psychische Erkrankung und eine Aussicht auf Heilung besteht nur, wenn man sie frühzeitig behandelt. M a n
drückt allzu leicht ein Auge zu: wenn die Leute früher
ihre Sorgen mit Alkohol betäuben wollten, so trinken
sie heute, verführt durch ihr gutes Eintommen. Vor
allem muß aber uusere Jugend vor dieser Sucht bewahrt werden, denn das Trinken nimmt auch bei ihr
stark zu und bereitet manchen Ländern schon erhebliche
Sorgen.
Ein anderes Kapitel ist das ungeheure Angebot an
alkoholischen Getränken und die riesige Propaganda,
der nur eine Minderheit von alkoholfreien, noch dazu
teuren Getränken gegenübersteht. Wenn wenigstens
auf jeder Schnapsflasche stehen müßte, daß der I n h a l t
gesundheitsschädlich ist, wic in den USA auf den Zigarettenpackungen, so wäre die Propaganda etwas gesteuert.
Vorliegende Zusammenstellung ist uur eine kleine
Übersicht der Schwierigkeiten, denen sich Arzte und
Fürsorgerinnen sowie Abstinenzvereine, besonders in
den kleinen nnd mittleren Orten, gcgenübersehen. Ist
es da verwunderlich, wenn manche resignieren uud sich
lieber erfolgversprechenderen Aufgaben zuwenden, obwohl sie einsehen, daß der Kampf gegen den Alkoholmißbrauch nötig ist? Ohne ernsthafte staatliche Hilfe
werden unsere Bemühungen nie durchgreifenden Erfolg haben.
Stadtpysikus Dr. Unterrichtet
Senatsrat

Tetanusimpfung in Innsbruck
Daß in Österreich jährlich mindestens 17)l) Personen
an Starrkrampf erkranken und hievon trotz modernster
ärztlicher Behandlungsmethoden mindestens 40 Erkrankte sterben müssen, läßt sich mit Sicherheit durch
die Einführung aktiver Schutzimpfungen gegen Tetanus vermeiden. Nachdem die Hälfte aller Tetanuserkrantungen durch banale Hautverletzungen verursacht
werden, bei denen vielfach gar kein Arzt zugezogen
wird, ist die bisher übliche Serumgabe bei Verletzungen unzureichend, um diese furchtbare Krankheit auszurotten. Dabei hält t»ie Wirkung eiuer Serumgabe
uur ungefähr 7 Tage an und müßte also bei jeder kleinsten Verletzung wiederholt werden, was praktisch undurchführbar ist. Abgesehen davon bietet die Serumgabe zusätzlich die große Gefahr von allergischen Erscheinungen, die bis zum Schocktod führen können.
Durch die aktive Immunisierung gegen Tetanus erüb-

rigt sich die Serumgabe im Falle einer Verletzung und
kommen damit auch deren Gefahren in Wegfall.
Das Städtische Gesundheitsamt hat für die Zeit von
Ende September bis Anfang Oktober 1N65 in einer
großangelegten Impfaktion die Absicht, sämtliche K i n der und Jugendliche, aber auch Erwachsene, gegen Tetanus zu impfeu. Die Kinder bis 11 Jahre werden in
den Schulen mit einer kombinierten Diphtherie-Tetanus-Gabe geimpft" die Jugendlichen von 14—18 Jahren und die Erwachsenen nur gegen Tetanus. Die
Impfungen erfolgen durch zwei Injektionen im Abstand von vier Wochen. (Gleichzeitig mit der Impfung
wird ein Gesundheitspaß ausgegeben. Während die
Impfung für Kinder und Jugendliche kostenlos ist, betragen die Kosten für die Erwachseuenimpfung einschließlich Gesundheilspast 1l). Schilling.
Dr. Dullnia.
Oberphysitatsrnt