Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1965

/ Nr.8

- S.3

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Amtsblaü dcr ^ndcshaufttstadt Innsbruck

,Dic .Kunst der Donauschulc" und Innsbruck
^u> Alisstellung in S<, Florian und Linz
Die bedeutendste Knnstausstellung diesem Sonnners
ist zweifellos die vom Lande Oberösterreich veranstal^
tete „Die Kunst der Donauschule ll-190 151<>>", die
im Stift S<, Florian und i,n Linzer Schloß gezeigl
wird. ^l.^enn auch hierorts aus diese Aufstellung hingewiesen wird, so hat dies seinen besonderen Grund.
Mancher Innsbrucker wird sie nämlich gewiß gerne
besuchen, wenn ünn bekannt ist. daß die Bezeichnung
..Donauschule" insofern e gerade die Innsbrucker ^^ertstall Jörg Kölderers
frühesle Arbeiten dieses Stiles lieferte, ^wahrscheinlich
hat auch der berühmte Albrecht Altdorfer in diefer
Wertstatt einige Ausbildung erfahren. Dies entnimmt
man u. a. deu einführenden Aufsätzen, die sich reichlich
iu dem mit vielen Bildern prächtig ausgestatteten
Katalog suur l><».— Schilling!) finden und den man
schon vor der Besichtigung der Ausstellung gründlich
studieren sollte.
Franz Winzinger schreibt in seinem Veitrag „ Z u r
Malerei der Donauschule" über diesen Begriff! „Die
Bezeichnung Donanschnle ist auch insoferne mißverständlich, als sie nicht nur die Kunst des Donautales,
etwa zwischen Regensburg und Wien, sondern vor
allen Dingen auch die des bayerisch-österreichischen
Alpenlandes mit den Schwerpunkten in Innsbruck und
Salzburg mit einschließt. Es scheint sogar, daß für die
Entstehung dieses Stils das alpenländische Element
von besonderer Bedeutung war. So ist eine seiner
wichtigsten Voraussetzungen die Kunst Michael
Pachers. Der eigentliche Quellpunkt scheint außerdem
in der Werkstatt des Jörg Kölderer in Innsbruck zu
liegen, wo im Auftrag Kaiser Maximilians zahlreiche
Arbeiten gefertigt wurden, in denen sich der S t i l der
Donauschule mit am früheften zeigt. Der neben Altdorfer bedeutendste Maler der Donauschule, Wolf
Hnber, stammt ja auch aus Feldkirch in Vorarlberg."
Innsbruck ist auf dieser Ausstellung natürlich auch

durch Werte seiner Platlnermeister vertreten. Schon
1951 waren im Ferdinanden»! in einer SpezialaussleNnng all^" erreichbaren Werte der Seusenhofer,
Nabeiler, Mei,stel!er. Trentz. Witz nsw. gezeigt worden.
Die bezeichnendsten davon sollen nnnmehr dolnmenlieren
schreibt Brnno Thomas in seinem Aussatz
..Harnisch uud Helm"
, „wie zwanglos sie sich der
Kunst der ,Donanschule" eingliedern. Denn zweifellos
steckt die Innsbrucker Plaltnertunst des ersten I a h r hundertdrittels voller stilistischer Beziehungen znr
gleichzeitig tätigeil Kölderer-Wertstalt. Aus dieser
müssen die Ätzmaler ihrer Harnische hervorgegangen
sein".
Da hier natürlich nicht alle Innsbruck berührenden
Fragen und Ausstellungsobjekte besprochen werden
können, sei nur mehr auf drei Porträts aufmerksam
gemacht, die eine bekannte Innsbrucker Persönlichkeit
betreffen. Es sind das die beiden Porträts des Hofleibarztes Dr. Georg Thannstetter und seiner Frau
von Bernhard Strigel (zirka 1520) aus der Fürstl.
Liechtensteinischen Sammlung in Vaduz und ein Relief
aus Vuchsbaumholz aus dem Stift Melk, das den
:58jährigen Arzt mit seinem vierjährigen Sohn
Christian zeigt. Es trägt die Umschrift: „Qeoi^ü
1°ÄN8terrer (üollimirii c^uonclam «äivi (üatz8Äli ^laximiliani
I-"ni^ci er ^latnemanci icon eraris 8ue anno )8 mc.>n8e 10.
Icon irem 6Iii 8ui cn^ris (^nliztierni «at>8 8ue anno 4
men86 2. anno <2nrÌ8n 1521." Dieser Dr. Tanstetter, dem
besonders die gesundheitliche Betreuung des Hofes
oblag, hatte übrigens einmal das Pech, daß eine pestartige Seuche gerade i n seinem Hause ausbrach. Sein
Grabmal — er war 1535 gestorben — wurde 1869 aus
dem verwahrlosten Spitalsfriedhof als T e i l eines
Troges in eine Absamer Fabrik gebracht, von wo er
20 Jahre später beschädigt i n das Landesmuseum eingeliefert wurde.
K. Schadelbauer

Zum Ableben Herzog Rudolfs IV. (27. Juli 1365)
I m Jahre 1963 wurde in zahlreichen Festakten die
Übergabe Tirols an Herzog Rudolf IV. von Habsburg
vor WO Iahreu gefeiert. Dieses Ereignis mag zu seiner
Zeit bei den Bewohnern des Landes mit gemischten
Gefühlen aufgenommen worden sein. Wenn sich auch
der eiufachc Mann nicht viel mit Politik befaßt haben
dürfte uud lediglich dem Willen seines Grund- oder
Gutsherren, seines geistlichen oder weltlichen Vorgesetzten nachzufolgen halte, so wird er sich doch Gedanken
gemacht oder mit seinesgleichen besprochen haben, ob
sein Los nunmehr verbessert oder verschlechtert werden
könnte. Zuerst war eher letzteres zu erwarten, denn
die Vaiernherzoge, die selbst schon längst auf die Erbschaft Tirols warteten, drohten mit einem militärischen
Einsall in das I n n t a l , den sie auch im Rovember und
Dezember 1363 versuchten. Dieser brachte mancher
Ortschaft nicht allein die völlige Zerstörung durch

Niederbrennen, sondern auch den Entzug der lebensnotwendigen Rahrungs- und Futtermittel. Kaum hatte
man sich aber an den neuen Regenten gewöhnt, wurde
dieser am 27. J u l i 1365 bereits in ein besseres Jenseits
abberufen. Er soll in Mailand einem Lungenleiden,
an dem er schon länger laborierte, erlegen sein.
T i r o l war also schon nach zwei Jahren wieder herrenlos geworden und mußte sich auf einen nenen
Landesfiirsten umstellen. Zwei nicht einmal 20 Jahre
alte Jünglinge, die Brüder des Verstorbenen. A l brechl I I I . und Leopold I I I . (geb. 135!). wurden dessen
Nachfolger. I n T i r o l lebte wahrscheinlich auf dem
gleichnamigen Schlöffe oberhalb Meran der jüngere
der beiden, Herzog Leopold, der sich erst am 23. Februar
1365 zu Mailand mit V i r i d i s Visconti verehelicht
hatte. Herzog Leopold I I I . zählt, wie sein Sohn Friedrich mit der leeren Tasche, zu den sympathischen Per-