Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1936

/ Nr.6

- S.2

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Amtsblatt Nr. 6
handelte es sich nicht mehr um eine soziale Tat im reinen Sinne des Siedlungsvroblemes, sondern um eine
Art „Wohnbauförderung" mit Hilfe des Bundes-Wohnund Siedlungsfonds. Die Errichtung von Mittelstandssiedlungen kann ebensogut unter dem Gesichtspunkt
der „Arbeitsbeschaffung" betrachtet werden, wenn auch
nur in bescheidenem Mähe.
Ernste wirtschaftliche Probleme, und dazu gehört ohne
Zweifel in ihrem gangen Umfange die „Siedlungsfrage", müssen, um ihren Bestand zu sichern, einen
realen wirtschaftlichen Hintergrund haben. Der Begriff
Siedlung wird in den meisten Fällen seinem Wesen
und Inhalt nach verkannt. Theoretisch ist es ohne weiteres möglich, der Siedlungsfrage und der gesamten
Aktion von feiten des Sozialministeriums ein Loblied
zu singen, praktisch jedoch sehen die Dinge viel schwieriger aus. Es ist Aufaabe einer Behörde, nicht fo fehr
die Wünsche und Vorhaben des Siedlers zu bestärken
als ihm in seinen Fehlschlägen und in seinen falschen
Wünschen, Absichten und Kalkulationen zu schützen.
Wollen wir es nicht verschweigen, dah das Verlangen
des Stadtbewohners fund dies trifft wohl in erster
Linie für die großen Städte zu), aus feinen engen Behausungen ohne Sonne, Licht und Luft herauszukommen, nicht nachläßt. Das Tempo der modernen Ver
Kehrsmittel, der Lärm der Straße erweckt im Menschen
den Wunsch nach Ruhe. Die Menschen ahnen es bewußt
oder unbewußt, daß das Leben in den Städten ihre
körperlichen und geistigen Kräfte verbraucht, daß Arbeitskraft und Ausdauer schneller nachlassen als nötig.
Sie wollen zur Natur zurückkehren, um sich und ihre
Familien gesund und leistungsfähig zu erhalten.
Manch anderen jedoch treibt es freilich hinaus, weil
er in der Stadt sein Brot nicht mehr finden kann. I n
der Siedlung hofft er auf eigener Scholle neuen Lebensmut zu gewinnen.
Es entspricht einem natürlichen sozialen Empfinden,
daß Ewenbesitz meist eine starke Wirkung ausübt. Wie
schon bereits einmal erwähnt, ist es der hohe Mietzins,
der die Menschen dem Gedanken des Eigenheims nicht
nur näher bringt, sondern die einzige Lösung aus den
finanziellen Sorgen bringen soll. Ein Vermögen an
Mietzins kann mühelos ein Eigenheim schaffen, gibt
den Kindern die bewußte und ersehnte Bindung an die
Heimaterde, hilft mit am Schaffen eines Heimattreuen
Volkstums.
Jede Stadtgemeinde — und dabei denke ich ganz besonders an Innsbruck — hat nur eine Ueberzeugung:
die gesamte Siedlunasvroblematik mit allen ihren bekannt fördernden Absichten zu unterstützen, aber wie
bereits einmal erwähnt, fehlen ihr die Voraussetzungen.
die für solche Zwecke notwendigen Grundstücke.
Deshalb muß die Stadt Innsbruck, von der Natur
zwangsläufig vorgezeichnet, zu jener Lösung übergehen,
die ihr die vorteilhafteste erscheint — „die billige
Kleinwohnung".
I n der nächsten Sitzung des Gemeindetages wird
man sich ausführlich mit einem großen Projekt in
Pradl — Errichtung von 200 Kleinwohnungen — befassen und grundsätzlich zu den Anträgen des Bauausschusses Stellung nehmen. Mit Rücksicht auf die Dringlichkeit ist zu erhoffen, daß das Projekt bald Wirklichkeit
wird, vorausgefetzt, daß ein Weg der Finanzierung gefunden wird. Es würde dadurch nicht nur der Wohnungsmarkt der Stadt eine merkliche Entlastung erfahren, sondern viel Not und Elend gelindert werden.

Arbeitslosenstanö im
staötgebiete Innsbruck am 57. Mai
Männer 1840

Insgesamt vorgemerkt sind:

Frauen 1047
Zusammen: 2887
Männer 163-2

Hievon sind unterstützt:

Frauen

789

Zusammen: 2181

Die 2887 arbeitslos gemeldeten Personen verteilen sick> auf die
einzelnen Berufsklassen wie folgt:
Männer Frauen Zufain.
2
8
6
1. Land- und Forstwirtschaft (Gärtnerei)



2. Bergbau und Salinenwefen
37
6
31
3. Stein-, Ton- und Glasindustrie
484
2
482
4. Baugewerbe und dessen Nebenberufe



5. Wasserkraft- und Elektrizitäts-W.
223"

225
6. Metallindustrie
8>5


7. Holzindustrie, Tapezierergewerbe
5

5
8. Leder- und Häuteindustrie
116
96
20
9. Textilindustrie
105
33
72
IN. Bekleidungsindustrie
20
12
8
11. Papierindustrie
42
15
27
12. Graphische Industrie
2

2
13. Chemische Industrie
125
1
124
14. Nahrungs- und Genußmittelindustrie
657
465
192
15. Hotel-, Gast- und Schankgewerbe
210
108
102
16. Handel
135
4
131
17. Transport und Verkehr
9

9
18. Bank- und Versicherungswesen
70
32
38
19. Körperpflege und Reinigungswesen
10
6
4
20. Heilkunde und Gesundheitswesen
21. Lehr-, Bildungs-. Kunst- und Unter55
23
32
haltungsberufe
22. Rechtsberatungsberufe (Advokaten,
—^
4
4
Notare usw.)
1
1
23. Öffentlicher Dienst
37
37

24. Haushaltungsberufe
25. I n verschiedenen Industriezweigen vor450
205
245
kommende Berufe
Summe: ül840

1047

2887

I m Vergleich zum Stande der Arbeitslosen am 30. April 1936
ergibt sich eine Abnahme um 344 Personen

Hpenöen öer staöt. Heöiensteten zum
Minterhilfswert
Die Bediensteten des Stadtmagistrates und der selbständigen städtischen Unternehmungen sowie die städtischen Pensionsparteien haben für das von der Stadtgemeinde Innsbruck
durchgeführte
Winterhilfswerk
1935/36 den Betrag von 5 6442.65 gespendet. Die Beitrage Zu dieser Spende wurden in den Monaten No^
vember 1935 bis einschließlich April 1936 in monatlichen
Teilbeträgen gezahlt. Einen gleich hohen Beitrag haben
die städtischen Bediensteten und Pensionsparteien gum
Hilfswerk „Nehmt hungernde Kinder gum Mittagstisch"
geleistet. Mit letzterem Beitrage wurden widmungsgemäh während des Schuljahres 1935/36 in einer Gemeinschaftsausspeisung 32 Schulkinder ausgespeist. Die
Gesamtspende der städtischen Bediensteten und Pensionsparteien für die beiden ab 1. November 1935 durchgeführten Hilfswerke erreicht somit die Höhe von rund
8 12.900.—.