Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1965

/ Nr.4

- S.2

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Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck

nie! für Europa gerühn und doni neuen Deuten Eingang in zahlreiche Rathäuser «erschafft haben . . . Die
europäische Idee ist von den Gipfeln politischen Denkens mehr und mehr in die Tiefen und das Bewußtsein des Voltes herabgestiegen. I n dieser Entwicklung
liegt ihre große Chance.. ." Er übergab nach seiner
eindrucksvollen Ansprache, die er auf Deutsch und
französisch hielt, Bürgermeister Dr. Lugger die blaue
Europafahne mit den 12 goldenen Sternen, die die
Mitgliedsländer
des Europarates symbolisieren.
Innsbrucks Bürgermeister dankte sodann auch in deutscher und französischer Sprache der (Ü«n,n,i«5i<)n sie»
pnuvuii-8 lucaux, deren Präsidenten und dem Europarat für die hohe Auszeichnung, die seiner Stadt zuteil
wurde, und betonte, wie glücklich Innsbruck sei, im Geiste Robert Schumanns, dessen Leitspruch lautet:
„Europa darf nicht mehr eine geographische Anhäufung gegensätzlicher und sogar oft feindlicher Staaten
sein, sondern muß zu einer Gemeinschaft unterschiedlicher, aber in derselben Bemühung um Verteidigung
und Aufbau miteinander verbundener Nationen werden", eine Stadt der Begegnung zu sein. „Die Gemeindon und Gebietskörperschaften, in denen Demokratie
als Verfassungsprinzip und das persönliche Verantwortungsbewußtsein als gestaltende Kraft bewährte
Tradition haben", so führte Dr. Lugger weiter aus,
sind heute lebendige Bausteine und Brennpunkte des
europäischen Geistes. Jenes Geistes, der sich auch dann
bewährt, wenn Zwistigkeiten in der europäischen Familie ausbrechen und kritische Stunden politischer
Willkür oder nationaler Egoismen auftreten. Aus
dieser Eicht der Beständigkeit für Europa und dem
Wissen, daß dies der Wille der Mitbürger ist. und der
Überzeugung, daß ein einiges Europa auf dieser Erde
auch in Zukunft eine gleichgewichtige Aufgabe für das
Glück der Menschheit zu erfüllen hat, wollen w i r
Europa bauen. Hier werden und müssen die Gemeinden
und regionalen Gebietskörperschaften auf dem Boden
garantiert echter Selbstverwaltung politische Verantwortung tragen." Der Bürgermeister bekräftigte abschließend, daß „Innsbruck, das von der verbindenden
Brücke über den I n n seinen Namen hat und an der
Europabrücke liegt, verspricht, unbeirrbar seinen Weg
für ganz Europa weiterzugehen".
Die Worte des Präsidenten des Rates der Gemeinden Europas, Henri Cravatte, die er in seiner anschließenden doppelsprachigen Rede an die Festversammlung
richtete, waren Dank und Anerkennung für alle diejenigen, die mit der Durchführung der Feierstunde betraut waren, und ein Lob für die Stadt Innsbruck, deren Leistung für Europa beispielhaft sei. „ I m Namen
meiner hier anwesenden Kollegen der europäischen
Kommunaltonferenz überbringe ich unsere Glückwünsche. I m Namen der 50.UW dem Rate der Gemeinden Europas angeschlossenen Stadt- und Landgemeinden der meisten Länder dieses Kontinents versichere
ich die Stadt Innsbruck uuserer Genugtuung und Bewunderung. Für uns alle ist es eine Selbstverständlichkeit, daß w i r diese Stunde der hochverdienten
Ehrung in inniger Anteilnahme mit unserem langjährigen Freund, Bürgermeister Dr. Lugger, miterleben. Die Leistung Innsbrucks für Europa ist beispielhaft. Vielleicht ist es so, daß der einzelne Bürger dies
»ich! einmal mit dieser Deutlichkeit empfindet. Ohne

Nummer

Ausgabe der nationalen Eigenart, ohne Abschwächung
der beispielhaften Liebe zum herrlichen Vaterland
sind die Menschen dieser Stadt nun eben schon zu Bürgern Europas geworden. Die ihnen anhaftende wahre
Humanität und Weltoffenheit dürfte diese Einstellung
erheblich gefördert haben. I n den Menschen dieser
Stadt erkennen wir uns selbst."
Ökonomierat Wallnöfer begrüßte die Gäste als Landeshauptmaun von T i r o l , einem Land, das. wie er betonte, seit alters her eine große demokratische Tradition besitzt und diese immer verteidigt hat. Deshalb
sei Innsbruck auch ein guter Vodeu für aufrichtige demokratische Gespräche. „Die Bestrebungen zur Einigung der europäischen Staaten haben in den letzten
Jahren leider nicht jene Fortschritte gebracht, die man
ursprünglich erwartet hatte. Und da und dort werden
Stimmen laut, die am Zustandekommen dieser Einigung überhaupt zweifeln. Gerade T i r o l , das eine
Greine durch das Land besonders schmerzlich empfindet, ist am beabsichtigten Abbau der Schranken sehr
interessiert. Daher richte ich an Sie die Bitte, jedem
Zweifel und Pessimismus den kraftvollen Glauben an
die Einigung der alten, kultivierten europäischen Well
entgegenzusetzen."
Den Abschluß der Reden bildete die Ansprache des
Bundeskanzlers Dr. Klaus. Er wies auf die großen
Leistungen der Stadt Innsbruck auf internationaler
Ebene hin, auf deren Universität, die durch den hohen
Prozentsatz ausländischer Hörer einen wesentlichen
Beitrag zur Universalität des Wissens und der
Forschung in Europa beiträgt, und nicht zuletzt auf
die I X . Olympischen Winterspiele, die von großzügiger Planung vorbereitet uud außerordeutlich zufriedenstellend und beispielgebend abgehalten wurden.
Schließlich hob der Bundeskanzler auch die europäische
Mission Öfterreichs auf kulturellem Gebiet hervor, und
zwar deshalb, so sagte er, „weil w i r glauben, daß in
dieser Hinsicht unserem Land, ohne Rücksicht auf seine
Größe, noch immer eine besondere Aufgabe gestellt ist.
Auf dem Gebiet der Wissenschaft und Kunst sind in
Österreich die Zeiger nicht stehengeblieben. Es ist nicht
wahr, daß wir nns damit begnügen. Musenmswächter
unserer kulturellen Vergangenheit zu sein. Anch die
heutige kulturschöpfeude und wissenschaftlich tätige Generation junger Österreicher lehnt diese Vorstellung
ab und geht ihre eigenen fortschrittlichen Wege". Er
berichtet weiter, daß der österreichische Unterrichtsminister Dr. Piffl-Percevic bei der letzten l"^I"^(X)-Generalkonferenz in Paris fiir das kommende Jahr alle
europäischen Unterrichtsminister zu einer gesamteuropäischen Konferenz über Probleme der Erziehung nach
Wien eingeladen habe. Daß aber nicht nur Österreich
als Ganzes seinen Beitrag zum Europngedanten lei
stet, sondern daß anch die österreichischen Gemeinden
europäisch deuten und handeln, das sei ini A p r i l des
Jahres 19N2 am IV. Europäischen Gemeindelag iu
Wien besonders deutlich zum Ausdruck gekommen.
M i t dem Finale der Symphonie Nr, >!!! von Joseph
Haydn, von der ini Laufe der Feier ami, der l. 3ah
uud der ..Katharinenwns" gespielt wurden, llan^ der
Festakt glanzvoll aus.
Der Nachmittag des 1^. März mai mil einem reich
lialtigen Programm, wie der Besichliguuq der Europabrücke, des Eisstadions und des Bergisel, lnis