Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1964

/ Nr.12

- S.5

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Nummer 1^."

Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck

45 Üangzeitzünder sowie >2.!»<> geworfen worden seien.
I m Luflilliutzteller u,"ar gar nilhls .^u Iiören, mir llnir
das Licht al".bald ausgegangen. Da schlug plötzlich eine
Voml"e l,o»! Adols-Pichier Platz her. angeblich durch
einen Parterreraum. in den Keller ein. Es wurden
etwa ."!<» meist leichter Verletzte in den Sanilätsraum
,zum Verbinden gebracht ^ ein Oberscheulelbrucli unir
dabei. Der Magistralsangestellle Starjatob erlag spä
ter seinen Verletznngen. Nun erbebte plötzlich der Sanitätsteller, als eine Bombe in das Nachbarhaus (Ecke
Anichstraßej eingeschlagen hatte. M a n hörte das Zusammenbrechen des Mauerwerkes, ohne zu wissen, ob
dies im Rathaus selbst sei. Das (Geräusch entsprach
dem des Schotterabladens. Allinählich wnrde es leiser
und hörte schließlich ganz auf.
(5s verging nun eine gute Stunde, ohne daß Entwar!i!ü!^ gegeben wurde. Viele Schutzsuchende standen auch
im Millelgang des Kellers herum. Da ließ Bürgermeister Christoph Wurstsemmeln oerteilen. — Und hier
eine persönliche Erinnerung! Die Magistratsbeamtin
Dander eilt dem Ostteller zu und erklärt auf meinen
Anruf, ihr etwas sagen zu wollen, keine Zeit zu haben,
nnd verschwindet im Keller. I m gleichen Moment bittet ein Herr das Telefonfräulein, das die Wurstsemmeln verteilt, um eine Semmel. Er gehöre zwar nicht
zum Rathaus, hätte aber auch Hunger. Da drehte sich
das Fräulein, das ebenfalls gerade den Ostkeller betreten wollte, um und gab dem Herrn die Semmel. I n
diesem Augenblick erfolgten zwei Explosionen von Zeitzündern, die den Keller ganz eindrückten und den
Hausteil darüber zum Einsturz brachten. 27) Personen
waren tot, darunter das Fräulein Dander. Die Semmelverteilerin war unverletzt geblieben. Bürgermeister
Ehristoph lehnte, völlig von Schmutz überschüttet, an
der gegenüberliegenden Mauer.
Als nach drei Uhr der Keller verlassen werden
konnte, bot sich allenthalben ein B i l d trostlosester Verwüstung. Das Papiergeschäft Lang stand in hellen
Flammen. Gegen den Nathaushof, wo das Stadtarchiv
untergebracht war. konnte man des Brandes wegen
nicht sehen, doch kam verläßliche Meldung, daß Archiv
und Telefonzentrale unversehrt seien. Darauf versuchte

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ich gemeinsam mil Dr, Amb.osl!, über den ^nnrain, der
am meisten verwüstet anssah. lind durch das Spilalsareal gegen den Weslbahuhof, um das Lagerhaus in
der Egger-Lienz-Straße brannte, durchzukommen.
Am Morgen des 1K. Dezembers war min
das Feuer doch in das Archiv eingebrochen, das nmh
den ganzen Sonntag über unversehrt geblieben war.
Vermutlich balle sich der Vrand während des ^lachlalarms. der am Sonntag vor Mitternacht eines schweren Luftangrisses aus München wegen gegeben worden war. iintoiilrolliert ausgebreitet. Gerade die
Decke jenes der vier Archivräume. die fachmännisch
als fast gewölbesesl galt, war eingebrochen. Sie bestand
aber, wie sich nunmehr zeigte, zum guten Teil ans Holzlatten. Ebenso erwies sich eine zweite angeblich verläßliche Sicherung als falsch. Es galt nämlich als feststehend, daß die im Papierlager über dem Archiv liegenden Papierballen keinesfalls brennen würden. Dieser gute Glaube ging so weit, daß uach Tagen, als Herr
Lang den für die Zuteilung von Zeitungspapier zuständigen Papier-Beauftragten in Wien telefonisch
verständigte, daß er dringend Zeitungspapier benötige, da die gelagerten Ballen verbrannt seien, jener
rief: „Das gibt es nicht, Papierballen brennen nicht."
I n diesem Augenblick schössen gerade ein paar meterhohe Flammen aus den Vallenresten heraus.
Der als größter Gefahrenpunkt angesehene Benzintank der Feuerwehr mit einigen tausend Litern Benzin hingegen erwies sich als harmlos. Der gerade vor
dem Archiv eingegrabene Tank konnte noch während
des Brandes anstandslos geleert werden.
Um die Löschung des Brandes im Archiv wie die
Bergung der Archivalien bemühten sich anfangs i n
rastlosem wie dankenswertem Einsatz der Negistratursbeamte Venedikt Hosp, dessen Frau tot unter den
Trümmern des Luftschutzkellers lag. und sein junger
Gehilfe Peter Suitner. Die übrigen drei Archivräume
waren fo gut wie unversehrt geblieben. Einige Kisten
voll Archivalien, die im Luftschutzraum sicher eingestellt
waren, gerieten dort ins Wasser. So waren die Schäden durch das Löschwasser und nachfolgendeNohrbrüche
schließlich beträchtlicher als jene durch den Brand verursachten.
Dr. K. Schadelbauer

Ttadtmnssistrat Innsbruck
Abteilung I
Zahl! I — 10l)!)7/l964

Innsbruck, am 2. Dezember 1964

Betreff: Neue Marktordnung.

Kundmachung
Der Ge^neinderal der Landeshauptstadt Innsbruck
hat in seiner Sitzung vom 27). September 1!>l!1 eine
neue Marktordnung für die in Innsbrnck stattfindenden Märkte mit Ausnahme der Viehmärtte beschlossen,
welche mil Bescheid des Amtes der Tiroler Landesregierung vom 12. November 1W1. Z l . I I ^ — 1020/1.
aufsichlsbehördlich genehmigt wnrde.
Diese neue Marktordnung tritt eine Woche nach ihrer

Verlautbarung durch Anschlag an der Amtstafel des
Stadlmagistrates Innsbruck iu Wirlsamleil. M i t diesem ^eilpuutl treten die bisherige Marltordnung und
alle mit der neuen Mnrttordnnng in Widerspruch stehenden Bestimmungen außer Kraft.
Die Marltordnung liegt während der Amtszeit beim
Stadtmagist rat Innsbruck. M a ria-Theresien-Slraße
Nr. l?v."l. Stock, Zimmer IKtt, zur Einsichtnahme ans.

Der Abteilungsleiter:
gez. Dr. k n o l l e, h.
Ob.-Mag.-Rat