Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1964

/ Nr.11

- S.2

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Nummer 11

Amtsblatt der Landeshauptstadt I

löfung des Innsbrucker Gemeinderates am 14. Februar
1934."
Nach 1 !!!."> nnirde Hans Maier am 23. September
1!>48 aus Grund des vorläufigen Gemeindegeseizes in
den Gemeinderat der Stadt Innsbruck entsendet. Er
wurde erstmals im Jahre 1!!.">0 uud in der Folge immer
wieder bei den Gemeinderatswahlen in deu Gemeinderat gewählt. Am 1. Dezember 1!)l>0 wurde er Stadtrat,
am !!. November 19l>!> zweiter Vizebürgermeister. Seit
>!. Noveinber 1902 übt er die Funktion eines ersten
Bürgermeisterstellvertreters aus.
Die vielfältigen Aufgaben, die Hans Maier ressortmäßig obliegen, erfordern stets den Einsatz seiner
ganzen Kraft und Person. I n sein Ressort fällt vor
allem das gesamte Wohnungswesen, eine Aufgabe, die
beim großen Wohnungsmangel in Innsbruck besondere Anstrengung verlangt. Dazu untersteht ihm das
Wohlfahrtswesen der Stadt. Darüber hinaus ist er
Obmann des gemeinderätlichen Personalausschusses,
Mitglied des Finanzausschusses sowie der Verwaltungsausschüsse für die städtischen Wirtschafte und
Versorgungsunternehmungen.

Bürgermeister Dr. Lugger überreichte dem Jubilar
das ihm vom Herrn Bundespräsidenten mit Entschließung vom 31. Ottober 190 l verliehene Große Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich.
Als besondere Würdigung der vielseitigen ""Arbeil,
die Vürgermeislerstellverlreter Maier seit Jahrzehnten für die Innsbrucker Bevölkerung geleistet hat. habe
die hohe Auszeichnung durch den Herrn Bundespräsidenten, das eben überreichte Große Ehrenzeichen, zu
gellen.
Den Glückwünscheit des Bürgermeisters schloß sich in
herzlichen Worten der zweite Vizebürgermeister Ferdinand Obenfeldner für die Sozialistische Gemeinderatsfraktion und Gemeinderat Gottfried Tschoner für
die Fraktion der Freiheitlichen Partei an.
Vizebürgermeister Hans Maier dankte darauf den
Gratulanten, wobei er das gute Einvernehmen mit
seinen Mitarbeitern besonders hervorhob.
Unmittelbar vor dieser Feier überbrachte Ma
gistratsdirektor Dr. Mangutsch mit den leitende»
Beamten der Stadtverwaltung die Glückwünsche der
städtischen Bediensteten.

Zum 50. Todestag
Georg Trakl kam am 3. Februar 1887 in Salzburg
zur Welt. Er entstammte einer alten protestantischen
schwäbischen Familie, die schon lange Zeit in Salzburg
ansässig war. Nach einer Apothekerlehrzeit studierte er
Pharmazie, wohl eine Berufswahl um des Lebenserwerbs willen, die jedoch eine geheime, im Geschick
des Dichters nunmehr offenbare Bedeutung hatte. Er
fühlte sich zu den künstlichen Paradiesen des Rausches
hingezogen. Die Sphäre der Drogen war das M i t t e l ,
sich als I n d i v i d u u m fallen zu lassen und zugleich zu
erheben durch die Berührung mit dem Ehaos. Der
Dichter E m i l Barth schrieb in einem grundlegenden
Essay über Trakl, die Seele Trakls lebte „ i m Untergang zwischen Leiden und Tod, am Rande des Chaos
in einer Welt düster von Schuld". Gleichnishaft spiegelt sich im Dichter eine zerbrechende W e l t " nach der
Schlacht bei Grodek, die für die Österreicher verloren
ging, hatte Trakl mit unzureichenden Medikamenten
neunzig Schwerverletzte zu betreuen. Er verzweifelte
in dieser Hölle der Schmerzen, flüchtete hinaus ins
Freie, um dort, anstatt die ersehnte Beschwichtigung
seines Herzens zu finden, Leichname von Gehenkten an
Bäumen zu sehen . . . Diese Schrecknisse konnte sein
Geist nicht überstehen. Er wurde zur Beobachtung in
eine psychiatrische Anstalt nach Krakau gebracht" dort
nahm er eine überstarte Dosis Gift und starb in der
Nacht vom 3. zum 4. November U>14. Auf Veranlassung
seines Freundes Ludwig u. Fickcr wurden seine Gebeine nach Innsbruck überführt und am Mühlaiier
Friedhof beerdigt.
Innsbruck wurde dem Dichter durch die enge Freundschaft mit Ludwig v. Ficker zur geistigen Heimat.
Ludwig v. Ficker. der Herausgeber des „Brenner",
einer der damals bedeutendsten literarischen Zeilschriften im deutschen Sprachraum,war es,der die große
dichterische Begabung seines jungeu Freundes erkannte
und dessen erste Werke veröffentlichte. Es waren dies
gereimte Gedichte, die gleichsam dort begannen, wo der
letzte Hölderlin geendet hatte. Sie wurden später von

Trakls

reimlosen, rein rhythmischen Bildungen abgelöst, nin
sodann in kristallnen, hochhymnischen Formen und
Versen, die in Prosa aufgehen, zn gipfeln. Tratls
Wortgefüge sind oft von mythischer Einprägsamleit.
I m Rhythmus siuteud, scheinen sie in die uralt-ewige
Nacht vor allem geschöpflichen Sein zu schwinde».
Früher reihte man T r a t l zu den Weltkriegsexpressionisten, doch angesichts des Ranges, den seine ständig
anwachsende Wirkung erlangt hat, merkt man. wie
wenig damit gesagt ist. Diese seine geistschweren
Rhythmen sind die Verkörperung eines Dichtertums,
in dem Person, Werk und Schicksal eines sind.
Zum 50. Todestag des Dichters fand am Freitag,
den 30. Oktober, im Kaiser-Leopold-Saal der Alten
Universität in Innsbruck eine Feierstunde statt. Nach
der Begrüßung der Festgäste durch den Rektor der
Universität, Se. Magnifizenz Universitätsprofessor
Dr. L. Hörbst, trat Ludwig v. Ficker, Frennd lind Förderer Tratls, ans Rednerpult. I n ergreifenden Worten schilderte er die Lebensstimmuug des Dichters,
seine Schwermut, die ihn, wie dergestalt keinen großen
deutschen Dichter, ohne Ausweg und Hoffnung umhüllte und die schon vor der Erschaffung seiues eigentlichen, in sich ausnahmslos vollendeten und vollkommenen Werkes Tratls innerste Artnng war. Dr. Wallher Killy, Professor am germanistischen Institut der
Universität Göttingen, der sich intensiv mit Trakl
beschäftigt uud eiue historisch-kritische ^nsammenfassung aller seiner Dichtungen und Briefe herausgibt,
zeichnete ein anschauliches B i l d von Leben lind Werk
des Dichters. Er erhellte die kosmische Bilderwell und
die Sprachstruttur Georg Trakls durch eigene aufschlußreiche Delitungen und brachte somit der Forschung neue
wichtige Erlennlnisse.
Georg T r a t l selbst kam mil seine,,, letzten Gedicht
,,Grodet" und zwei Vertonungen von Eugen Auerdacl, ,,Gesang einer gefaugenen Amsel" (für Ludwig
non Ficleij und ,,Untergang" ^>i Wort,
-tz-