Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1964

/ Nr.7

- S.3

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Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck

des v e r g a n g n e n Maines das ^_"l, Ledensjali

linden, um mit ilinen in festlicher Gemeinsainteil die
Erreichung der politischen Mnndigteil. da"." heißt, die
Erlangung aller staatlichen und bürgerlichen Rechte,
wiirdig zu begehen. (5s ist bestimmt tein Zufall, das;
gerade die Gemeinde es ist, die sie zu diesen: Festatl
geladen hat. M i t ihrer emei»de. der tleinsteu Zelle
der staatlichen Gemeiiischast. sind sie aufs engste verbunden von frühester Jugend an. Sie haben Rechte
erlangt, aber auch Pflichten übernommen, deren Ausmaß und Bedeutung sie nn!ii unterschätzen mögen. I n
der österreichische» Bundesveriassung bildet die Herrschaft des Volkes einen ihrer Grundpfeiler. Dazu aber
ist die Mitarbeit und Mitverantwortung aller erforderlich. (5o erwachsen somit den Bürgern eines demokratischen Gemeinwesens Rechte und Pflichten, die von
ihnen gelaunt und geachtet werden müssen, um den
Staat zu einer lebendigen Gemeinschaft seiner Bürger
zu gestalten. Die Demokratie ist jene Staatsform, die
dem Wesen und der Würde des Menschen am ehesten
entspricht. Der Würde des Menschen, der nicht als
Sklave, anch nicht als Sklave eines allmächtigen Staates, erschaffen wurde. Die echte Demokratie kennt keincn Untertan und Befehlsempfänger, sondern nur
Staatsbürger. Diesen gewährt sie die größtmögliche
Freiheit, bürdet aber jedem einzelnen auch die größte
Verantwortung auf. Die Demokratie findet ihre Begründung in der Willensfreiheit des Menschen, ihre
Grenzen aber im Gewissen. I n die sterblichen Hände
des Menschen ist die Macht gelegt, alle Formen menschlicher Armnt, aber auch alle Formen menschlichen Lebens abzuschaffen. Bleiben wir immer eingedenk, daß
Gottes Werk hier auf Erden wahrhaft unser eigenes
scin muß. Wenn nun", schloß Bürgermeister Doktor Lugger seine Rede, „eine Iungbürgerin und ein
Iungbürger in Ihrem Namen geloben werden, der Republik Österreich, dem Heimatland T i r o l und der Vaterstadt Innsbruck die Treue zu halten, die Rechte als
Bürger eines demokratischen Staates zu wahren, die
staatsbürgerlichen Pflichten zu erfüllen und den M i t menschen in Rot beizustehen, dann denken Sie, liebe
junge Freunde, bitte daran, daß Sie dieses Gelöbnis für
ein Land ablegen, das immer blühen wird, solange
es junge Menschen gibt, die ihm die Treue halten und
stolz darauf sind. Österreicher zu sein."
I m Rame» aller legten eine Iungbürgerin und ein
Iungbürger dann in die Hand des Bürgermeisters das
Gelöbnis ab und dankten mit herzlichen Worten für
die erhebende Feier.
Die Iungbürgerin sagte."
Sehr verehrter Herr Bürgermeister!
Hoher Gemeinderat!
Ich freue mich. Ihnen. .Herr Bürgermeister, und allen
Stadtvätern im Rainen der Iungbürgerinnen für diese
Feier danken zu dürfen. Die Volljährigkeit gibt uns
Freiheit, zu handeln lind zu entscheiden. Sie bringt aber
auch Verantwortung lind Pflichten mit sich! wer jedoch
seinen Pflichten entsagt, verliert seine Rechte, die ihm
daraus erwachsen. Dies gilt in besonderem Maße für
uns Iungbürgerinnen. W i r sind uns der Aufgabe bewußt, die wir erfüllen müssen. Denn unsere Gesinnung wird in der nächsten Generation weiterleben, und
diese soll gut und pflichtbewußt sein. Unser Vaterland
Österreich gibt uns Mädchen und Frauen die Möglich-

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l^"il. gleichberechüg! neben d^in Mann zu stellen und zu
entscheiden, Demolralie soll für uns kein leerer Begriff
sein, sondern eine stete Ausgabe, Die Demokratie lebt
von der Gesinnung der Mensche», die ihr den I n h a l t
verleihen. Und da wir ihr ab heule vollwertig angehören, darf ich für alle sagen ^
W i r sind bereit, unserem Heimalland Tirol und unserem Vaterland Österreich mit all unseren Fähigteite» zu dienen.
Der Iungbürger dankte wie folgt!
Hochverehrter Herr Bürgermeister!
Hoher Gemeinderat!
Es ist mir eine besondere Ehre, hier vor Ihnen stehen zu dürfen und Ihnen, sehr verehrter Herr Bürgermeister, sowie den Vertretern unserer Heimatgemeinde
ini Ramen aller Iungbürger für diese für uns so eindrucksvolle Feierstunde zu danke».
Es muß uns tief ergreifen, in Anwesenheit von
Männern, die bisher unser Leben entscheidend mitgestaltet haben, in die große Gemeinschaft unseres Staates als vollberechtigte Staatsbürger ausgenommen zu
werden. Dies muß uns insoferne berühre», als wir
bisher unserer Heimatgemeinde und unserem Vaterlande Österreich fast keinen Veitrag zur Erfüllung ihrer
oft nicht leichten Aufgaben leisten tonnten. W i r haben
bisher in der Gemeinschaft gelebt wie Kinder in einer
Familie. Unsere Heimatstadt hat nns unseren bisherigen Lebensweg durch eine Fülle von ihr geschaffener
sozialer Einrichtungen geebnet und uns eine ruhige
und freie geistige und berufliche Ausbildung erst ermöglicht. Es ist nun an der Zeit, daß wir unserem Vaterlande und besonders unserer Heimatgemeinde unseren Dank für alles, was w i r von ihnen bisher in so
selbstloser Weise erhalten haben, abstatten. Doch Worte
allein werden es nicht vermögen, diesen Dank in gebührender Weise auszudrücken. W i r vermögen nicht zu sagen, was uns in dieser Stunde zutiefst bewegt.
W i r haben heute unser Iungbürgergelöbnis abgelegt
und versprochen, unsere staatsbürgerlichen Pflichten
und Rechte zu wahren und zu erfüllen. Hochverehrter
Herr Bürgermeister! Hoher Gemeinderat! Die E r f ü l lung dieser Verpflichtung wird sich jeder Iungbürger
zu seinem höchsten Ziele setzen.
Den hier versammelten Iungbürgern aber sei der
Ausspruch Schillers stets Üeitspruch und Mahnung zugleich!
„Ans Vaterland, ans teure, schließ Dich an, das halte
fest mit Deinem ganzen Herzen. Hier sind die Wurzeln
Deiner K r a f t ! " "
Der Festakt schloß mit der Landes- und der Bundeshymne. I m Anschluß daran wurde an alle Teilnehmer
das Tiroler Iungbürgerbuch verteilt, das bei allen
begeisterte Aufnahme fand.
Am Abend halte die Stadlgemeinde Innsbruck die
Iungbürgerinnen und Iungbürger zu einem Festkonzert eingeladen. Am Beginn des Konzertes hieß Bürgermeister Dr. Lugger nochmals alle herzlich willkommen.
Unter Musikdirektor Dr. Wagner spielte das Smnphonieorchester der Stadt die Freischütz-Ouvertüre von
Earl M a r i a Weber und das Violinkonzert in C-Dur,
bei dein die Iungbiirgeri» Brigitte Lorenz als Solistin
inilwirkte. Die .">, Sumphonie von Ludwig van Beethoven beschloß die eindrucksvolle Iungbürgerfeier dieses Jahres.
"
" H. Schiestl