Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1964

/ Nr.4

- S.2

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daß ein friedliches Zusammen-, eilt friedliches M i t einanderleben trotz aller Verschiedenheiten, (Grenzen
und Gegensätze auch heute möglich ist.
Der erfolgreiche Verlauf der Spiele kam nicht uon
ungefähr. Auch nicht von ungefähr schrieb die internationale Presse, daß die Organisation der Spiele und
die Anlagen der Kampfstätten kaum mehr zu überbieten seien.
Aber wer konnte die Unsumme an Arbeit ermessen,
wer alle Notwendigkeiten vorausschauend planen, wer
tonnte die Fülle der zu bewältigenden Aufgaben richtig
einschätzen, als Innsbruck beim lOOKongreß in M ü n chen am 26. M a i 1959 die Durchführung der Olympischen Spiele 1964 zugesprochen wurde, damit dieses
uneingeschränkt positive Urteil der Weltöffentlichkeit
errungen werden konnte?
Als am 8. Jänner 1960 der Präsident des Österreichischen Olympischen Komitees, Vundesminifter für
Unterricht Dr. Heinrich Drimmel, Professor Wolfgang
zu sich bat und ihm die organisatorische Gesamtleitung
der Spiele übertrug, war er sich der Tragweite dieser
Entscheidung voll bewußt. Auch Professor Wolfgang
wußte, was seiner harrte, als er diese Berufung annahm und die Leitung des am 2. M a i 1961 eingerichteten Generalsekretariates des Organisationskomitees
der I X . Olympischen Winterspiele 1964 übernahm.
Professor Gottfried Wolfgang begann seine Arbeit als
Generalsekretär, ohne ein unnützes Wort zu verlieren
und hielt die Fäden der weitverzweigten Organisation
fest in seiner Hand gemäß seiner grundsätzlichen Auffassung, die er selbst"in die Worte kleidete: ,Die Olympischen Winterspiele sind harte sportliche Konkurrenzen. Es ist Pflicht des durchführenden Landes, für alle
Teilnehmer gleich gute Bedingungen zu schaffen und
den Nachrichtendienst so auszubauen, daß die weite
Welt die Wettkämpfe unmittelbar miterleben kann.
W i r werden uns bemühen, die Winterspiele in einer
Atmosphäre gegenseitiger Achtung und Freundschaft
abzuwickeln/
Und ,Friedl Wolfgang", wie er bald überall genannt
wurde, ist seinem Grundsatz treu geblieben bis zur Beendigung der letzten olympischen Disziplin, hält diesen
Grundsatz auch heute noch hoch, denn auch nach Beendigung der Spiele bleibt ihm noch ein gerüttelt Maß Arbeit bis zur endgültigen Abwicklung aller mit den W i n terspielen zusammenhängenden Probleme. Professor
Wolfgang hat das ihm und sich selbst gesteckte Ziel durch
den Einsatz seiner ganzen Persönlichkeit voll erreicht.
Klar und sachlich, sicher und bestimmt traf er seine
Entscheidungen und ließ sich auch durch Mißgunst und
unsachliche Kritik von dem als richtig erkannten Weg
nicht abbringen. Wer das Glück hatte, mit ihm zusammenarbeiten zu dürfen, fand in ihm nicht nur den
universellen Fachmann, sondern auch einen zuverlässigen, wahren Freund.
Die Spiele sind zu Ende. Die Sportler und Zuschauer
sind wieder in ihre Heimat zurückgekehrt. I n I n n o li nick ist wieder der Alltag eingekehrt. Professor Wolfqang hat aber durch seine unermüdliche, gediegene
Arbeit bei der Organisation der I X . Olympischen W i n terspiele der Stadt Innsbruck zu weltweitem Ansehen
li^rholfen.
I n Würdigung dieser einmaligen Verdienste hat der
Gemeinderat der Landeshauptstadt Innsbruck mit ein-

Innsbruck

"4

stimmigem Beschluß vom 20. März l 9 6 l Herrn Professor Wolfgang den Ehronring der Stadt Innsbrnck
verliehen, um mit dieser Auszeichnung offiziell Dan!
und Anerkennung auszusprechen.
Erlauben Sie, daß ich nunmehr i» turzen eiligen
Leben und Wirten unseres jüngsten Ehrenringtlägers
streife. Eine einigermaßen erschöpfende Würdigung
feines reichhaltigen Lebens und Erlebens, feiner vielfältigen Arbeit und seiner hervorragenden Verdienste
würde den Rahmen dieser festlichen Veranstaltung
überschreiten und soll berufener Seile vorbelmllen
bleiben.
Am 30. Oktober 1908 als Sohn des Forstmeisters
des Stiftes Lilienfeld geboren, fand Gottfried schon in
frühester Jugend zum weißen Sport und erlernte unter
der kundigen Führung des österreichischen Schipioniers
Mathias Zdarsty die Kunst des Schilaufens, Die Liebe
zum Sport, insbesondere zum Wintersport, zieht sich
wie ein roter Faden durch das Leben von Professor
Wolfgang. Nach Beendigung des Mittelschulstndiums
in St. Polten begann er 1930 sein Studium an der
philosophischen Fakultät der Universität Wien und
belegte die Fächer Geographie und Turnen. War
Wolfgang bereits in frühester Jugend begeisterter
Sportler, so untermauerte er an der Universität sein
Können auch wissenschaftlich. Sowohl in Seminar- als
auch Hauptarbeiten setzte sich der zielstrebige Sportstndent mit Problemen des Sports, insbesondere des
Schisports auseinander. So nimmt es auch nicht wunder, daß Wolfgang in den Jahren 1931 bis 193l! M i t glied der österreichischen alpinen nationalen Schimannschaft war. Sein hervorragendes Können beweist die
Tatsache, daß er 1933 akademischer Schiwellnieister in
der alpinen Kombination, 193!) österreichischer Meister
im alpinen Schilauf und 1937 akademischer Weltmeister im Slalom wurde.
Neben all dieser begeisterten sportlichen Betätigung
vernachlässigte Wolfgang sein Studium in teiner
Weise. I m Herbst 193.) legte Wolfgang in beiden Studienfächern Geographie und Turnen die Lehramtsprüfung ab. begann 1935/36 sein Probejahr an der
Bundesrealschule Waidhofen an der Pbbs und wurde
nach Absolvierung desselben in der Folge bis lül.")
als Hilfslehrer und dann als pragmatisierter Lehrer
angestellt.
I m zweiten Weltkrieg wurde Professor Wolfgang
bereits im August 1939 zur Wehrmacht eingezogen,
geriet in englische Kriegsgefangenschaft, die bis zum
Jahre 1946 dauerte. Kaum im Besitz der Freiheit, zog
es ihn wieder mächtig zum Schisport hin. Als Ehefschilehrcr der britischen Truppen in Österreich bot sich
ihm seiner Begabung und Vorbildung entsprechend ein
ideales Betätignngsfeld.
Als im Jahre 194!) die Kurverwallung von Budgastein der Stellenbewerbung von Professor Wolfen >,^
als Winterfportreferent der Kurverwaltung zustimmte, begann für ihn ein vollkommen neuer Lebensabschnitt. Wolfgang beschäftigte sich mit der Organisation des Schilaufes uud stellte so auch sein hervorragendes organisatorisches Talent in den Dienst des
Schisportes. Die Durchführung der alpinen Schiweltineislerschaften 195tt bewies feilt international anerkanntes Fachwissen und Können und hatte die Berufung als Kurdiretlor uon Badgastein zur Folge.