Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1936

/ Nr.5

- S.7

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Amtsblatt Nr. 5
versuchte und so manches Mal wurden von zarten, jedoch unberufenen Händen das Geburtsdatum um zwei
oder drei Jahre in den Dokumenten abgeändert. Dabei
wurde dann die Ausrede gebraucht, dah sich wohl der
Pfarrer bei der Ausstellung des Geburtsscheines geirrt
haben müsse! Es war selbstverständlich, daß es in solchen Fällen nicht ohne Zahlung einer Verwaltungsstrafe für die gesetzlich nicht anerkannte Verjüngung
abgegangen ist. Die Überprüfung der Richtigkeit der
Parteienangaben machte im allgemeinen den geübten
Beamten des Stadtmagistrates keine besonderen Schwierigkeiten. Kopfgerbrechen gab es nur in den Fällen, in
denen die Partei weder den Geburtsort noch das genaue Datum der Geburt anzugeben wußte. Immerhin
wurde das städtische Matrikenamt durch die Einwohnerverzeichnung stark belastet, denn es fielen innerhalb
von 90 Tagen 2200 Akten an.
Niemand macht sich eine Vorstellung, wie die Dokumente ausgesehen haben, die an den Schaltern vorgewiesen wurden. Verklebt, von Mäusen zernagt, in Petroleum getaucht, mit Gedichten versehen, mit Kamvferund Naphtalinduft behaftet, mußten sie, um unliebsame Auseinandersetzungen und auch Verzögerungen
zu vermeiden, angenommen werden. Vielfach war man
gezwungen, wie ein Mosaikarbeiter die Teile und Teilchen zusammenzulegen, um die Abstammung oder den
Geburtsort entziffern zu können. Man konnte fogar
erleben, daß ein Taufpate als Zeuge für die Geburt des
Sohnes vor Amt geschleppt wurde, wobei zuletzt über
das Geburtsdatum weder der Vater noch der Pate genauen Aufschluß zu geben vermochte. Von der Tatsache,
daß viele Personen über ihre Zuständigkeit oder
Staatsangehörigkeit nichts oder nicht viel wußten, bzw.
ganz im unklaren darüber waren, soll hier nur Erwähnung gemacht werden.
Bezüglich der Schreibweise des Familiennamens
mußte zu wiederholten Malen festgestellt werden, daß
die Betroffenen trotz mehrfacher Beanständungen seitens der Behörden es bisher unterlassen hatten, die
Richtigstellung des Familiennamens in den Matrikenbüchern durch die Landeshauptmannschaft zu veranlassen. Zu dutzenden Malen zeigte es sich, daß die Kinder nicht denselben Familiennamen trugen wie der Vater, weil der Matrikenführer nur nach dem Klang des
Namens die Eintragung in die Taufmatrik vollzogen
hatte.
Ein höherer Beamter und ein Kaufmann verwiesen
bei ihrem Erscheinen auf ihre Stellung und Stadtbe
kanntheit, weshalb sie es wohl nicht nötig hätten, Papiere beizubringen. Der eine hinterlegte dann wohl
nach einiger Zeit die Dokumente beim Amte, ließ sie
aber bis heute ruhig dort liegen. Die Erkennungskarten
besitzen einen Raum zur Anbrinaung eines Lichtbildes.
Die Erfahrung zeigte, daß ein Panoptikum oft keine
besseren Sehenswürdigkeiten aufweisen könnte als das,
was von Einzelpersonen zum Aufkleben vorgewiefen
worden ist. Unter anderem brachte ein Fräulein ein
Vildcken. auf dem sie als Postilion d"amour. mit lacken
dem Gesichte und von einer Briefträgermütze gekrönt,
abgebildet war.
Es muß aber zur Ehre der Vevölkeruna der Landeshauptstadt gesagt werden, daß sie der gesetzlichen Meldunasvflicht mit besonderer Gewissenhaftigkeit und
Pünktlichkeit nachgekommen ist, es wäre sonst nicht
möglich gewesen, innerhalb einer so kurzen Frist
98 Prozent der Bevölkerung zu erfassen.

Die einheitliche und genaue Evidenthaltung der in
Innsbruck sehhaften Personen wird im Vereine mit der
Bundespolizeidirektion durch eine fortwährende Ueberwachung des Zu- und Abganges gewährleistet, wobei die
Auflegung des 3. Meldezettels und die Mitwirkung der
Matrikenbehörden hinsichtlich aller Geburten, Trauungen und Todesfälle sowie die zur Mitwirkung verpflichteten Bundes-, Landes- und Gemeindebehörden
ihren Teil dazu beitragen werden.

Der Kachöruck von Aufsätzen, Berichten oöer nur von
Teilen Serselben sowie sie Wieüergabe von Taten unö
Statistiken sinö nur mit genauer Quellenangabe gestattet.

Arbeitslosenstanö im
Htaötgebiete Innsbruck am 50. April s?)6
Insgesamt vorgemerkt sind:

Männer 2065
Frauen 1166
Zusammen: 3231

Hieuon sind unterstützt:

Männer 1900
Frauen 910
Zusammen: 2810

Die 3231 arbeitslos gemeldeten Personen verteilen sich auf die
einzelnen Berufsklassen wie folgt:
Männer Frauen Zusam.

5.
6.
7.
8.
9.
10.
11.
12.
13.
14.
15.
16.
17.
18.
19.
2«.
21.
22.
24.
25.

Land- und Forstwirtschaft (Gärtnerei)
Bergbau und Salinenwesen
Stein-, Ton- und Glasindustrie
Baugewerbe und dessen Nebenberufe
Wasserkraft- und Elektrizitäts-W.
Metallindustrie
Holzindustrie. Tapezierergewerbe
Leder- und Häuteindustrie
Textilindustrie
Bekleidungsindustrie
Papierindustrie
Graphische Industrie
Chemische Industrie
Nahrungs- und Genußmittelindustrie
Hotel-, Gast- und Schankgewerbe
Handel
Transport und Verkehr
Bank- und Versicherungswesen
Körperpflege und Reinigungswesen
Heilkunde und Gesundheitswesen
Lehr-, Bildungs-, Kunst- und Unterhaltungsberufe
Rechtsberatungsberufe (Advokaten,
Notare usw.)
Oeffentlicher Dienst
Haushaltungsberufe
I n verschiedenen Industriezweigen vorkommende Berufe

8
40
5
592
262
102
2
19
77
9
26
2
125
216
101
151
11
38
7
24

2
2

16
6

262
102
2
150
111
21
44
2
126
828
202
155
11
54
13

6

30

17

1
17

199

449

—.

131
34
12
18

1
612
101
4

2
1
250

Summe: 2065

10
40
5
594

1166

3231

I m Vergleich zum Stande der Arbeitslosen am 31. März 1936
ergibt sich eine Abnahme um 189 Personen.