Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1961

/ Nr.6

- S.6

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Nummer 6

Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck

fünfmal im Jahr? war feierlicher (Gottesdienst mit Predigt
und Amt, z. B. am Patro;ininmsfcst M a r i a Schnee.
I m I n l i 185)4 trngen sich l> Personen in das Fremdenbuch ein. darunter der Dresdner Maler D r . Wiedcmann
und der großherzoglich-badische Hofmnsikns (heorg Hartnagl
aus Karlörnhc. Weiters scheinen 1^ Berliner, 2 Engländer,
^ Holländer, 2 Ailstralier und ein Amerikaner auf. Den
Aufenthaltsort Innsbruck nennt lediglich der Dr. mod.
Heinrich Kann, „Mitglied der mcdiz. Fakultät in Wien".
Der Theologe K a r l Atz aus Kaltern war Wohl der spätere
bedeutende Tiroler Kunsthistoriker. Unter den 85 Eintragungen des Monats August 185>4 finden sich 10 Engländer,
unter den 7>2 des Septembers sogar 12. I n den folgenden
Herbstmonaten Oktober nnd November schrieb sich nur mehr
je ein (Nast ein, am 22. November M(atthäns) Nagillcr, Komponist ans München, der im November 18W zum Kapellmeister des Innsbrnckcr Mnsikvereines erwählt wurde.
Am 24. M a i 1855 wurde das Fremdenbuch erstmals für
das Jahr 1855 benutzt. Eine frühe Iusstudentin, Pauline
(Gräfin v. Bcroldingen aus Ratzenried, „studiosa juris in
Innsbruck", hatte mit drei Gräfinnen Spaur Heiligwasscr
besucht. Wahrscheinlich gehörten noch vier weitere I n n s bruckerinnen zu dieser Gesellschaft, weil sich als letzter Pros,
(hcorg Schcnach als „Eondnctcur" unterschreibt. Der J u n i
meldet nur 15 Namen, der J u l i W. A n dem Wohl sehr
heißen 14. J u l i stiegen mehrere Berliner nach Heiligwasser,
darunter A(lcr,ander) Mitscherlich, „Mitglied einer wissen-

schaftlichen (Gesellschaft", vielleicht der bekannte Chemiker,
und Otto Prosch, „Bürgermeister in spc ans B e r l i n " . Ein
Stcttincr schrieb da^n: M ü h " n d c ö Wetter, helft ihr Götter", und für einen ungenannten Ermatteten schrieb der
genannte Prosch: „ A n der Quelle sitzen geblieben." Der
Wiener k. k. Schloßhanvtmann Joseph ^ang trug sich am
28. I n l i ein. F ü r den Monat August finden sich nnr N>
Eintragungen, darunter einige Franzosen und Belgier, sin
den September 5A. Am 12. September weilte ein Universitätsprofcssor Stog (?) ans Jena mit zwei Lehrern und 1?
Zöglingen >n Gast; es war dies eine bnnte (Gesellschaft ans
Eur,havcn, New ?)ork, Prag, Vucuos Aires, Boston. Porto
Nico, Leipzig (Heinrich Rcclam), Hamburg, Kern usw.
Am 24. I n l i 1858 hatte Heiligwasser einen großen Tag.
Der Statthalter von T i r o l und Vorarlberg Erzherzog Earl
Ludwig kam zu Besuch und brachte den bekannten österreichischen Staatsmann Agcnor Graf Golnchowski mit, der von
1849 bis 1859 Statthalter von Galizien war und anschließend Minister des I n n e r n wurde. I n ihrer Begleituug befand sich Oswald Graf Trapp.
Dieses älteste Fremdenbuch von Heiligwasser schließt mit
einer Eintragung vom J u n i 1878. Wenige Zeilen davor
steht in schöner Schrift: „ 1 1 . M a i 1877
Wilhelmiue Redlich, ^ithografenstochtcr, Innsbruck." Es ist dies die derzeit
wohl älteste Innsbrnckerm (geb. 1. J u n i 18<><» und einige
Überlebende aller in jenem Buche Eingetragenen.
Dr. K a r l Schadelbmier

Die 12. Osterreichische Iugendkulturwoche in Tirol
Die 12. Österreichische Iugendkulturwoche fand vom
li. bis 14. M a i 1961 in Innsbruck statt. M i t ihrer
Durchführung war erstmals vom Landesjugendreferat
T i r o l der „ K u l t u r r i n g Innsbruck" betraut. Dieser
suchte der Iugendkulturwoche schon dadurch eine neue
und eigene Note zu geben, daß er lediglich ein Sachgebiet, nämlich die Literatur, behandelte.
Auf die Ausschreibung hin hatten sich 105 Einsender
mit 114 Arbeiten gemeldet, und zwar 5? für das Teilgebiet Lyrik, 39 für die Prosa und 9 für das Hörspiel.
Davon wurden 20 aus dem Gebiet Lyrik, 9 für die
Prosa und 7 für das Hörspiel von der Jury ausgewählt.
Wie dem zusammenfassenden Bericht des Herrn Redakteurs Reinhold Zimmer entnommen werden kann,
lieft bereits die erste öffentliche Veranstaltung in den
Innsbrucker Kammerspielen unter dem Titel „Dichtung und Musik der Neger" den neuen Zug deutlich
erkennen. Sie erwies sich als Bekenntnis der Jugend
zu einem Brückenschlag, der Rassenvorurteile und
-gegensätze zu überwinden bemüht ist und auch den
schwarzen M a n n als Menschen gelten lassen w i l l .
An zwei Leseabenden wurden der interessierten
Öffentlichkeit in den Stiftssälen acht Autoren mit Lyrik und Prosa vorgestellt. Dabei wurde ersichtlich, wie
sehr die Grenzen zwischen Lyrik und Prosa ill der
Dichtung der Inngen verschwimmen. Da wurde zum
Beispiel als Gedicht bezeichnet, was eigentlich eine
auf knappste Form gebrachte Kurzgeschichte ist.
Die Studiobühne des Kulturringes beendete die

öffentlichen Veranstaltungen der Iugenotullulwoche
mit einem interessanten Experiment. Unter dem Titel
„Die Jungfrau von Orleans in der europäischen Dichtung" wurden Szenen von Schiller. Anouilh uud Bert
Brecht zu diesem Thema vorgeführt. Die agierende
Jugend, der Anouilh am besten lag, spielte ausgezeichnet. Auffälligerweise gelang es den jungen Menschen
am wenigsten, das hohe Pathos Schillers richtig zu
beseelen.
Zu den öffentlichen Veranstaltungen kamen noch
die internen Arbeitstagungen. Dabei stand an erster
Stelle eine Aussprache zwischen den Juroren und den
jungen Kulturschaffenden. Ein Vormittag gehörte
allein der Lyrik. Es wurden sprachliche Fahrlässigkeiten der jungen Antoren aufgezeigt und erläutert. Die
Vertreter der Prosa lehnten jeden anspruchsvolle
Titel für ihre Arbeiten ab und bezeichneten sie schlicht
als „Reportagen". Sehr eingehend wurde über das
Hörspiel diskutiert. Prof. Schönwiese (Wien) verwies
darnnf, daß diefe Kunstgattung ihre eigene», vorwiegend akustischen Gesetze habe und den Dichter
ebenso verlange wie den kundigen Milrophonspre-

cher.
A n den weiteren Diskussionen beteiligte sich dankenswerterweise

das

Radio

Tirol

in

hervorragen-

dem M a ß e . B e i einem Besuch im S t n d i o T i r o l wurde
das für de» ^ u n ! c i n ^ r i c h t e l e Rarrensviel ..^>i>>^ von
der Rosen" zu Gehör gebracht. Es wurde schließlich
sogar vorgeschlagen, das nächste Treffen

noch enger

mit der A u s a r d c i ü m g n m t g ^ i g u e t e r Stücke zu befassen.