Innsbruck Informiert

Jg.2021

/ Nr.12

- S.30

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Stadtgeschichte

Weihnachtsbeleuchtung in der Museumstraße Blickrichtung
Marktgraben, um 1970.

© STADTARCHIV/STADTMUSEUM

Das elektrische Licht kommt

Süßigkeiten lockten auch am Landhausplatz zum Verweilen und Verkosten, 2002.

Von allerlei Märkten
Christkindlmärkte gehören zur adventlichen Tradition. Innsbruck informiert
lädt Sie an dieser Stelle zu einem historischen Spaziergang ein.
Von Michael Svehla

W

ussten Sie, dass der Christkindlmarkt in der Altstadt, so
wie wir ihn heute kennen, noch
gar keine fünfzig Jahre alt ist? Er wurde
erstmals vom 4. bis 21. Dezember 1974
abgehalten. Damals stand viel mehr als
heute der praktische Nutzen im Vordergrund: Es wurden vor allem weihnachtliche Artikel zum Kauf angeboten, der Ausschank von Glühwein und Kiachln war im
Vergleich zu heute noch stark reduziert.
Weil die Ausschweifungen rund um den
Glühweinkonsum immer größer wurden,
stand der Christkindlmarkt im Sommer
1996 kurzfristig sogar vor dem Aus. Seit
diesem Jahr wurde die Zahl der Glühwein-

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stände eingeschränkt und in den Bereich
rund um die Ottoburg situiert. Ab dem
Jahr 2007 kamen neue Standorte hinzu: die nördliche Maria-Theresien-Straße
unter dem Motto „Licht, Glas, Kristall“, der
Panorama-Christkindlmarkt auf der Hungerburg und der vom Landhausplatz auf
den Marktplatz übersiedelte Christkindlmarkt mit Familienschwerpunkt.

Der Nikolausmarkt
Daneben gab es vorweihnachtliche Märkte zuhauf, denen allen gemeinsam war,
dass die Eröffnung immer erst im Dezember stattfand. Den Auftakt bildete stets der Nikolausmarkt am 4. und

5. Dezember. Er geht zurück bis ins Jahr
1657 und fand damals am seinerzeitigen
Stadtplatz vor dem Goldenen Dachl statt.
Zweihundert Jahre später verlegte man
diesen Markt in die Maria-TheresienStraße (vom Burggraben bis zum Landhaus). Von dort musste er im Dezember
1926 aus verkehrstechnischen Gründen
in das Geviert Wilhelm-Greil-Straße (zwischen Museumstraße und Bozner Platz)
und die gesamte Gilmstraße bis zum
Sparkassendurchgang wechseln, bevor
er nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges seinen endgültigen Standort auf dem
Marktplatz vor der neuen Markthalle gefunden hatte.

Eine ganz besondere Neuheit erlebten die
BesucherInnen im Dezember 1934, als
das Elektrizitätswerk Innsbruck (EWI) bei
allen Ständen zum ersten Mal eine elektrische Beleuchtung ermöglichte. All die
Jahre zuvor waren die Stände am Abend
ausschließlich mit Kerzen- oder Petroleumlicht erhellt. Die Beleuchtung bestand
aus einfachen Glühbirnen, über die als
Schirm Pergament-Trinkbecher gestülpt
waren, wie man sie damals in den Erfrischungsräumen der Bahnstationen erhalten hat. Die Innsbrucker Nachrichten
prophezeiten schon damals: „Zweifelsohne aber wird sich die elektrische Beleuchtung der Ständchen von Jahr zu Jahr
immer mehr einbürgern.“ Wenn man so
will, war das die Geburtsstunde der heutigen Weihnachtsbeleuchtung in der Innenstadt.

Nachrichten für die Jahre 1900 bis 1903
verrät: Schweinefleisch und Flachs konnte man am Innrain erwerben, während
sich vor der Innkaserne die Verkaufsstände der Schuster und Sattler befanden und in der Herzog-Friedrich-Straße
die Obst- und Früchtehändler ihre Köstlichkeiten anpriesen. Der Marktplatz neben der Innbrücke war für den Getreideund Hülsenfrüchteverkauf bestimmt und
am Marktgraben konnte man Seiler- und
Lodenwaren erwerben. Für Kinder lag das
Paradies auf Erden wohl in der MariaTheresien-Straße, wo neben vielen ande-

re Waren jede Menge Handschlitten und
Kinderspielzeug angeboten wurden. Ein
Bild von der Größe des Marktes vermittelt die Ausgabe vom 15. Dezember 1903:
„Auf dem Innrain wurden ungefähr 700
geschlachtete Schweine feilgeboten. Der
Personenverkehr bei den Sonderzügen
am Morgen betrug ungefähr 3.000 Personen, die wohl alle Marktbesucher waren.“
Die MarktbesucherInnen kamen nicht
nur aus der Stadt selbst, man zählte viele
Kauflustige auch aus Bayern, Vorarlberg,
Salzburg, Kärnten und Italien.
So zeigt sich im Rückblick, dass das, was
heute ist, bereits in sehr ähnlicher Form
schon einmal da gewesen ist. Im Falle der
Märkte wurden diese im Unterschied zu
heute aber nacheinander abgehalten.
Alle aktuellen Informationen zur Bergweihnacht 2021 finden Sie unter: www.
christkindlmarkt.cc.

Der Thomasmarkt
Ein weiteres, längst vergessenes Großereignis war der Thomasmarkt, der stets
um den 15. Dezember für nur einen Tag
abgehalten wurde und dessen Verkaufsstände sich am Innrain bei der Johanniskirche, in der Herzog-Friedrich-Straße,
Maria-Theresien-Straße und Bürgerstraße befanden. Das Angebot war nicht speziell auf Weihnachten abgestimmt, sondern umfasste Waren aller Art, wie ein
Blick in die Ausgaben der Innsbrucker

Der „klassische“ Christkindlmarkt in der Innsbrucker
Altstadt, 1983.

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