Innsbruck Informiert

Jg.2021

/ Nr.10

- S.58

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Stadtgeschichte

Medizinerleben im
Schatten der NS-Ideologie
Burghard Breitner galt zu Lebzeiten als anerkannter Mediziner.
Er war Rektor der Universität Innsbruck und als Autor und
Schriftsteller ebenfalls erfolgreich. Eine Ringvorlesung an
der Universität Innsbruck beschäftigt sich mit seiner Person.
Von Ina Friedmann

© MUI_BULLOCK

Büste von
Burghard Breitner.

B

urghard Breitner, geboren 1884
in Mattsee, wuchs im Bundesland Salzburg auf. Noch als Schüler begann er mit der Abfassung literarischer Werke unter dem Pseudonym
Bruno Sturm, das er als Reminiszenz an
einen Förderer gewählt hatte. Nach seiner Schulzeit nahm er im Jahr der Veröffentlichung seines ersten Theaterstücks
das Medizinstudium auf, währenddessen
er in Graz dem schlagenden Corps Vandalia beitrat. Dieser Laufbahn, die er als Student in Wien und Kiel und nach seinem
Wehrdienst vorübergehend als Schiffsarzt fortsetzte, widmete er sich letztlich
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INNSBRUCK INFORMIERT

hauptberuflich. Nach erster Kriegserfahrung als Arzt im Balkankrieg 1912/13 war
er zu Beginn des Ersten Weltkriegs an der
Ersten Chirurgischen Universitätsklinik in
Wien tätig, von der er sich unverzüglich an
die Front begab.
Kurz darauf bereits in Kriegsgefangenschaft geraten, war er im sibirischen
Kriegsgefangenenlager gleich sämtlichen anderen kriegsgefangenen Ärzten in
der medizinischen Betreuung tätig. Nach
Wien zurückgekehrt, wurde Breitner 1927
zum außerordentlichen Professor ernannt
und 1932 schließlich auf die Professur
nach Innsbruck berufen.

Breitner und die
NS-Zwangssterilisierungen
Burghard Breitner war Vorstand der Innsbrucker Chirurgischen Universitätsklinik von 1932 bis 1955. Als Klinikleiter war
Breitner mit der Einführung des „Gesetzes zur Verhütung erbkranken Nachwuchses“ 1940 zur Zwangssterilisierung von
männlichen Zivilpersonen und Strafgefangenen sowie zu sogenannten „freiwilligen Entmannungen“ offiziell „ermächtigt“ worden. Diese Eingriffe wurden auch
an der Chirurgischen Klinik durchgeführt
– nach aktuellem Forschungsstand zwar
nicht von Breitner selbst, doch als Klinik-