Innsbruck Informiert

Jg.2021

/ Nr.9

- S.6

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Lebensraum Innsbruck

BürgerInnen sagen,
wo es lang geht
InnsbruckerInnen wissen selbst am besten, wie ihr Wohn- und Lebensraum
erhalten und positiv gestaltet werden soll. Im Rahmen der BürgerInnenbeteiligung holt die Stadtpolitik ihre ExpertInnen vor Ort mit ins Boot.

W

as bedeutet BürgerInnenbeteiligung in der Praxis, wie bewegt
man die Bevölkerung dazu, sich
aktiv mit ihrem Umfeld auseinanderzusetzen und was hat die Stadtpolitik davon? Im
Doppel-Interview nehmen Bürgermeister
Georg Willi und die Leiterin der Geschäftsstelle Bürgerinnen- und Bürgerbeteiligung,
Mag.a Dr.in Elisabeth Meze, MSc, dazu Stellung und sprechen über Themen wie Demokratie im Kleinen oder überhöhte Erwartungshaltungen.

MEZE: Viele Umsetzungsprojekte haben
eine sehr lange Lebensdauer und berühren BürgerInnen in ihrem unmittelbaren
Alltag, ob es die Führung eines Radweges,
eine Platzgestaltung oder die Ansiedlung einer Institution betrifft. Wenn man bei der
Entwicklung in gewissen Bereichen miteingebunden wird, ist das ein Mindestmaß an
Wertschätzung. Damit wird auch sichergestellt, dass öffentliche Gelder, die indirekt
auch von den BürgerInnen kommen, in einvernehmlicher Weise verwendet werden.

Warum ist es für Innsbruck wichtig, dass sich BürgerInnen in die
Stadtpolitik einbringen?

BürgerInnenbeteiligung ist ein
schönes Schlagwort. Was bedeutet es konkret?

WILLI: Wichtig ist, dass jedes Stück Stadt,
das wir entwickeln oder bauen, rückgekoppelt wird mit der Bevölkerung, die von diesen Maßnahmen betroffen ist. Wenn zum
Beispiel das Amt für Grünanlagen einen
neuen Spielplatz gestaltet, dann werden
die Kinder – also die, die das nutzen – eingeladen und gefragt, wie dieser Spielplatz
ausschauen soll. Zum einen nutzt man also
die Kompetenz der Bürger­Innen vor Ort,
zum anderen identifizieren sich die Leute mehr damit, wenn sie etwas mitgestalten können.

WILLI: Zum Beispiel planen wir in der
Michael-Gaismair-Straße die Schräg- in
Längsparkplätze umzuwandeln, um Platz
für einen Radweg und Bäume zu schaffen.
Weniger Parkplätze „schmecken“ nicht allen. Aber der Wunsch nach einem schön
gestalteten Umfeld neben dem Schulcampus Wilten ist ein sehr großer. Die Kunst ist
es, die Leute positiv zu motivieren, dass wir
mit allem, was wir tun, die Stadt ein Stück
lebenswerter machen. Allerdings kann
man darüber, was „lebenswerter“ bedeutet, trefflich streiten.

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INNSBRUCK INFORMIERT

ANN

© M. DARM

MEZE: BürgerInnenbeteiligung heißt Mut
haben, sich engagieren und Verantwortung
übernehmen. Es bedeutet auch, Nachbar­
Innen unsere Hilfe anzubieten. Oder ein
Gespräch mit ihr bzw. ihm zu beginnen,
wenn uns ein Missstand ärgert, anstatt sofort die Polizei oder die MÜG anzurufen.
Sich in Vereinen zu betätigen oder Lernhilfe anzubieten, ist soziale Beteiligung, eine
Baumscheibe mit Blumen zu bepflanzen,
zeigt Beteiligung an der Verschönerung
des öffentlichen Raumes. Oder mit dem
Rad statt mit dem Auto zu fahren, das ist
ebenfalls Beteiligung für eine nachhaltige
Verkehrswende. Es muss nicht unbedingt
ein formeller Prozess sein, damit BürgerInnenbeteiligung in der Stadt stattfindet.

Manche Leute sagen, dass durch
BürgerInnenbeteiligung wichtige Projekte unnötig verzögert
werden. Was würden Sie darauf
antworten?
WILLI: Die Leute sind klug genug. Sie wissen, dass es mehrere Meinungen gibt und