Innsbruck Informiert

Jg.2021

/ Nr.2

- S.4

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Lebensraum Innsbruck

Retten wir die
Lebensmittel
Das riesige Angebot an Lebensmitteln hat auch
Schattenseiten: Vieles, was noch gut ist, landet im Müll.
Ist die Wegwerfmentalität zu stoppen?

MERING

OLZ, UTE AM
S KREUZ/ST

IANI, ROTE

© W. GIUL

L

aut einer Studie der Wiener Universität für Bodenkultur vom April 2020 landet in Österreich eine
Menge gutes Essen im Müll: 521.000 Tonnen an genießbaren Lebensmitteln sind
es, die Jahr für Jahr einfach weggeworfen werden. Um diesen Trend zu stoppen
und das Bewusstsein für Nahrung und die
Produktionsmechanismen von Lebensmitteln zu fördern, wurde Ende 2017 der
„Innsbrucker Ernährungsrat“ gegründet.

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INNSBRUCK INFORMIERT

HER

Der Verein hat sich die Aufgabe gesetzt,
Aufklärungs- und Netzwerkarbeit zu leisten. Ziel ist ein städtischer Ernährungskreislauf, in dem das Wissen und vorhandene Mittel gebündelt werden. Viele
Initiativen, die sich mit dem Thema beschäftigen, sind im Aufbau. „Das Thema
Ernährung ist wichtig, weil es uns alle betrifft. Es ist eine relativ junge Entwicklung,
nämlich seit Mitte des vorigen Jahrhunderts, dass die Versorgung mehr oder weniger dem freien Markt überlassen wurde“,
klärt Obfrau Ute Ammering auf.
Neben bewusstseinsbildenden Aktionen
werden deshalb auch konkrete Projekte
umgesetzt, die sichtbar machen, wie Le-

© C. FORC

Essbare Stadt

Die Lebensmittel-RetterInnen von „Foodsharing“ füllen die
Verteilstation in der „Bäckerei“. Auch bei der „Tafel“ des Roten
Kreuzes geht es um die Rettung von Lebensmitteln. Der Ernährungsrat entwickelt die „Essbare Stadt“.

„Der sorgsame Umgang mit unserem
Essen wird immer wichtiger. Ich be­
danke mich bei den vielen hier Aktiven
für ihren Einsatz. Das gemeinsame Ziel
kann nur sein, dass weniger Lebens­
mittel weggeworfen werden.“
Bürgermeister Georg Willi

bensmittel entstehen. Auf der Webseite
des Vereins findet sich etwa eine Karte mit
lokalen ProduzentInnen, Bauernmärkten
und Abholstationen. Auch das Projekt
„Innsbruck essbar“ wurde im vergangenen
Sommer verwirklicht. Beim Kaysergarten
in St. Nikolaus wurden mehrere Hochbeete gebaut und mit Kräutern, Tomaten, Kürbissen und Mangold bepflanzt. „Die Stadt
unterstützt das Projekt, weil es aufzeigt,
worum es geht: die Begrünung der Stadt

und die Chance, den Dingen beim Wachsen zuzusehen“, ist auch Bürgermeister
Georg Willi angetan von der Idee des urbanen Gartelns.

Ideen gegen das Wegwerfen
Noch konkreter der Rettung des Essens
widmet sich das Projekt „Tafel“ des Roten Kreuzes, das auch einen starken sozialen Zweck beinhaltet. Dabei werden
einmal wöchentlich rund 2.000 Kilo Brot,

Gemüse, Milchprodukte, Mehl und andere Grundnahrungsmittel an bedürftige
Menschen ausgegeben. Die Pakete werden mit Produkten von 15 heimischen
Betrieben bestückt und bei der Rettungszentrale am Sillufer verteilt − lauter Ware,
die sonst in der Tonne landen würde. „Das
Coronajahr hat uns zwar vor Herausforderungen gestellt, aber mittlerweile sind wir
mit Sicherheitsmaßnahmen in der Lage,
unsere Klientinnen und Klienten wieder
bestmöglich zu versorgen“, erzählt Jasmin
Dietrich, die Leiterin der Einrichtung. Rund
3.400 Menschen nahmen die Tafel 2020 in
Anspruch. 60 ehrenamtliche MitarbeiterInnen helfen mit, um die steigende Nachfrage zu bewältigen.

Essen fair teilen
Nicht nur aus sozialen, sondern auch aus
Nachhaltigkeitsgründen wünschen sich
viele Menschen, dass weniger noch gu-

tes Essen weggeworfen wird. Sogenannte „Food-Saver“ sind in vielen österreichischen Städten unterwegs. Organisiert werden diese großteils vom Verein
„food­sharing“. Laut deren Sprecherin in
Tirol, Gillian Köhler, gibt es in und rund
um Innsbruck an die 350 „Food-Saver“.
Hauptsächlich in Supermarktfilialen holen sie genießbare, aber nicht mehr für
den Verkauf geeignete Produkte wie Obst,
Gemüse, Brot, Joghurt oder Käse ab.
Pro Abholung fallen zwischen zehn und
40 Kilo an. Die geretteten Lebensmittel
werden in zwei sogenannten Fairteilern –
ein großer Kühlschrank plus Regale platziert. „Hier kann sich jeder, der will, bedienen. Man muss sich dafür auch nicht
registrieren, sondern kann einfach vorbeikommen und mitnehmen, was schmeckt“,
sagt Köhler. Manche bringen auch ihre
nicht mehr gebrauchten Essensvorräte
mit. Im Frühjahr soll eine dritte, öffent-

lich und rund um die Uhr zugängliche Verteilstation in der Innenstadt entstehen.

Sorgfältige Planung
Was jeder ohne großen Aufwand zu
Hause tun kann, um die Lebensmittelverschwendung zu stoppen: Einkäufe vorausschauend planen, die Vorratssituation bedenken, den Kühlschrank
übersichtlich einrichten und regelmäßig
„Restln“ kochen. WG

Mehr Infos:
www.ernaehrungsrat-innsbruck.at
www.roteskreuz-innsbruck.at
www.foodsharing.at

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