Innsbruck Informiert

Jg.2020

/ Nr.12

- S.7

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Lebensraum Innsbruck

Abwechslungsreiche
Kulturlandschaft

A

n der Erstellung der Kulturstrategie 2030 ist das Linzer Institut für
qualitative Analysen (LIquA) maßgeblich beteiligt, das seit 20 Jahren u. a.
im Bereich Kulturentwicklung forscht
und bereits in Städten wie Linz, Steyr und
St. Pölten sowie im Land Salzburg Kulturstrategieprozesse fachlich begleitet hat.
MMag. Thomas Philipp (LIquA) gibt im Interview mit Innsbruck informiert interessante Einblicke in seine Arbeit als „Kulturforscher“ und berichtet aus der derzeit
laufenden Grundlagenarbeit.

Wie geht jemand vor, der wie
Sie die Kulturlandschaft einer
Stadt analysieren möchte? Was
genau nehmen Sie dabei unter
die Lupe?

© CHRIST

IAN FORC

HER

Ich finde es sehr spannend, wie vielfältig und dynamisch der Kulturbegriff ist

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und wie er sich ständig wandelt. Auch die
Verbindungen mit Bildung, Sozialem oder
Wirtschaft sind dabei immer interessant.
Wir schauen uns dann beispielsweise das
Selbstverständnis der Kulturszenen, der
Kulturpolitik und der Kulturverwaltung genauer an, um mehr über Stärken, Schwächen, künftige Potenziale und Handlungsfelder einer Stadt oder Region zu erfahren.

Seit rund fünf Monaten
beschäftigen Sie sich aus
strategischer Sicht mit Innsbruck. Was zeichnet die Kulturszene hier auf den ersten Blick
besonders aus? Und wo liegen
Innsbrucks Potenziale?
Die topografische Lage prägt Innsbruck
nicht nur aus geografischer Sicht: Diese Einbettung in den Naturraum und die
Verbindung zum Tourismus wirken auf

„Aktuell wird Innsbrucks Kulturlandschaft
erfasst und analysiert, um gemeinsam –
unabhängig von Corona – zu überlegen, wie
wir die Stadt künftig als Kulturstadt gestalten
können. Gerade in der jetzigen Zeit ist der Aus­
tausch im Kulturbereich besonders notwendig.“
Vizebürgermeisterin Mag.a Uschi Schwarzl

INNSBRUCK INFORMIERT

und inspirieren die Kunst und Kultur dieser Stadt. Auffallend ist die MacherInnen-Mentalität, die Freude am Tun sowie die hohe künstlerische Qualität, die
auch bei kleinen Initiativen zu finden ist.
Viele der AkteurInnen kennen sich untereinander – zugleich stelle ich aber fest,
dass sie oftmals eher in ihrem eigenen
Bereich bleiben und über die einzelnen
Sparten und Bereiche hinaus wenig kooperieren. Große Potenziale liegen aus
meiner Sicht in der kulturellen Stadtteilentwicklung abseits des Stadtzentrums,
in der Kunst im öffentlichen Raum, die
bisher nur wenig sichtbar wird, aber
auch in vielen weiteren Bereichen.

Was finden Sie spannender:
Die kulturelle Vielfalt im Kleinen
oder die Schwerpunkte im
Großen, die auch weiter nach
außen wirken?
Für die Entwicklung einer Kulturstrategie
braucht es natürlich unbedingt beides.
Vieles in Innsbruck ist historisch gewachsen, wodurch sich einzelne Schwerpunkte herausgebildet haben. Zugleich gibt es
in den verschiedenen Szenen eine enorme künstlerische und kulturelle Vielfalt
und Produktionen mit sehr hoher Qualität, beispielsweise in der Musik. Gerade
die kulturelle Vielfalt dieser eher kleinen

© SHUTTERSTOCK

Der Kulturstrategie-Prozess 2030 schafft eine Möglichkeit,
sich zu beteiligen und gemeinsam zu überlegen, wie Innsbruck
künftig als Kulturstadt gestaltet und gestärkt werden kann.

Aktuelle Infos zum Ablauf und zu Möglichkeiten
der Beteiligung sowie ein Newsletter auf
www.kulturstrategie-innsbruck.at
Die vielfältige Innsbrucker Kunst- und Kulturlandschaft
wird derzeit bei der wissenschaftlichen Erarbeitung der
„Kulturstrategie 2030“ näher unter die Lupe genommen.

Einrichtungen und Initiativen bildet das
Rückgrat der Kulturstadt Innsbruck.

Erlauben Sie uns einen
Blick hinter die Kulissen
Ihrer Grundlagenarbeit?
Aktuell arbeiten wir an einer Bestandsaufnahme als solide Grundlage für die
weiteren Schritte. Wir analysieren: Was
existiert alles im Kunst- und Kulturbereich? Was passiert an den Schnittstellen
zur Bildung, zur Kreativwirtschaft, zum
Tourismus? Bei welchen Themen brauchen wir zukunftsfähige Lösungen für
die weitere Entwicklung der Kulturstadt
Innsbruck? Wir beschreiben den Kunstund Kulturbereich in seiner Vielfalt, wir
analysieren das Kulturbudget, wir bereiten die kulturpolitischen Diskussionen
der letzten Jahre auf, wir arbeiten kulturrelevante Ziele und Maßnahmen aus anderen Strategien heraus. Daneben wird
die Workshop-Phase im April 2021 vor-

bereitet, zu der breit eingeladen wird.
Ein wichtiger Teil unserer Arbeit sind
auch qualitative Interviews, die wir gerade mit mehr als 30 Personen führen.

punkte, inwieweit können wir Rahmenbedingungen ändern? Eine Überprüfung
alle ein bis zwei Jahre darf dabei nicht
fehlen.

Ein Blick über den Tellerrand:
Wie schaut es nach Ihrer
Erfahrung mit der Umsetzung
der Ergebnisse eines solchen
Prozesses aus?

Dürfen wir Sie abschließend um
einen Ausblick auf 2021 bitten?

Optimal ist immer, wenn es zu einer gemeinsamen Lösung von AkteurInnen,
Politik und Verwaltung kommt. Eine Veränderung muss sich erfahrungsgemäß
nicht unbedingt direkt auf neue Veranstaltungen oder Projekte beziehen, sondern könnte auch in anderen Ansätzen
oder in strukturellen Veränderungen
sichtbar werden. Beim Ergebnis geht es
um die Beantwortung von Fragen wie:
Welche längerfristigen Ziele wollen wir
verfolgen, welche Maßnahmen sollen
dazu gesetzt werden, braucht es Schwer-

Ab April 2021 kommen in insgesamt
sechs Themen-Workshops die AkteurInnen des Innsbrucker Kunst- und Kulturbereichs zu Wort. Die Einladung dazu
wird möglichst breit und vielfältig erfolgen: Lokale ExpertInnen aus der Wissenschaft und Bildung gehören hier
ebenfalls dazu wie aus den Bereichen
Soziales, Jugendarbeit oder Inklusion,
aus Tourismus, Kreativwirtschaft oder
Stadtplanung. Die Teilnahme an diesen
Workshops steht aber grundsätzlich allen Personen offen, die an der kulturellen Zukunft interessiert sind.
Das Interview führte Anneliese Steinacker.
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