Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1960

/ Nr.9

- S.4

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Amtsblatt der ^andesdanptstadt Innödrucl
Sorge für die Familien, die Keimzellen alleo (Gemeinschaftslebens, durch möglichste Behebung der
furchtbaren Wohnungsnot. Daher schritt der Gemeinderat und seine Spitzenorganisation, der Stadtrat, r»or allem an cine großzügige kommunale Wohnbautätigkeit, aus der neue Wohnhausblocks vorwiegend in den Stadtteilen P r a d l und Reichenau entstanden. Daneben wurde die private Wohnbautätigkeit nach Kräften gefördert, so daß am Stadtrand
vielen Menschen das ersehnte Eigenheim geboten werden konnte. Eine der letzten Großtaten Wilhelm
Greils, der für die Stadt durchgeführte Ankauf des
Achensees, wurde durch die Errichtung des Achenseekraftwerkes gekrönt und dadurch eine für das ganze
Land und seine Elektrizitätswirtschaft bedeutungsvolle Licht- und Kraftquelle geschaffen.
Der Volksgesundheit dienten in hervorragendem
Matze die neuerbauten städtischen Bäder, das Dampfbad und das Hallenschwimmbad, ein Freiluft-Strandbnd am I n n ist bis heute Projekt geblieben. Dem
mächtigen Aufschwung, den der Sport in allen seinen
Zweigen in den letzten Jahrzehnten genommen hat,
besonders im Fußballspiel und Skilauf, kam die Stadt
durch Errichtung und Ausbau des großen Sportplatzes
am T i v o l i , der in jüngster Zeit zu einem allumfassenden Sportstadion erweitert wurde, und durch den
Bau der Sprungschanze am Vergisel, auf der unter
anderem 1933 die internationalen 1^18-Wettkämpfe
ausgetragen wurden.
Dem in der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen
stark ansteigenden Fremdenverkehr, der allerdings
durch weltwirtschaftliche und politische Ereignisse sehr
empfindlich beeinflußt wird, gab das Entstehen zweier
neuer Drahtseil-Bergbahnen wichtige Anziehungspunkte, der Nordkettenbahn auf das Hafelekar und
der Patscherkofelbahn. Wer sie benützt, der kann an
e i n e m Tag von der Stadtmitte aus mühelos auf
mehr als 2000 Meter Meereshöhe gelangen und die
herrliche Rundschau über das Gipfelmeer des Karwendels und über das Gletscherreich der Stubaier
Alpen erleben. I n den internationalen Flugverkehr
wurde Innsbruck schon 1925 nach Eröffnung des
ersten Flughafens i n der Reichenau — heute in der
Höttinger A u — einbezogen. Auch der Hauptbahnhof
erhielt Ende der Zwanziger Jahre neue Gestalt.
Die Modernisierung der Stadt kam zunächst in neuzeitlicher Straßenpflege, in der Einführung des
Autobusvertehrs zur Ergänzung der Lokalbahn zum
Ausdruck. Aber auch die Kunststadt Innsbruck, berühmt vor allem durch das mittelalterliche B i l d der
Altstadt, erfuhr reizvolle Bereicherung. Die unter
den gotischen Lauben befindlichen Kaufläden und Geschäftshäuser tragen jetzt vielfach moderne Firmenschilder, originelle Erzeugnisse heimischen Kunstgewerbes, neuartig i n Idee und Ausführung, die sich
vortrefflich den alten Baudenkmälern und ihrem
Kunstschmuck anpassen. E i n Spaziergang durch die
Altstadt „unter den Lauben" im Bannkreis des
Goldenen Dachls verbindet daher künstlerische Eindrücke aus alter und neuer Zeit, Zeugen des fortschreitenden schöpferischen Lebens unserer schönen
Stadt.
Seit 1930 hemmten störende Einflüsse das weitere
Gedeihen der Landeshauptstadt, Weltwirtschaftskrise,

politische Gegensätze, Kämpfe zwischen demokratischem
und autoritärem Regime, das Anbranden nationalistischer Wellen aus Nord und Süd. Innsbruck stand
und steht als Landeshauptstadt, Sitz der Universität,
im Vrennpuntl solcher Strömungen, sein Leben reagiert auf alle Schwingungen innen- und außenpolitischer A r t wie jedes größere menschenerfüllle Gemeinwesen-"sein Schicksal wechselt daher auch mit den
jeweiligen Zeitläuften.
Die politische Umwälzung des Jahres 193tt brachte
Innsbruck zunächst eine beträchtliche Erweiterung der
Stadtgrenzen durch Einbeziehung der Vororte Hotting. Mühlau, I g l s , so daß das heutige Gemeindegebiet rund 102 Quadratkilometer umfaßt. Bedeutungsvoll für die Stadtausdehnung war es auch,
daß als Folge der unglückseligen Umsiedlung der
deutschen Südtiroler uach dem Mussolini-HillerAbkommen von 1939 ganze neue Slraßenzüge als
Wohnungen für die Umsiedler, sogar noch während
des zweiten Weltkrieges gebaut werden tonnten.
Der Scheinblüte eines ungehemmten Zustromes
von Fremden, besonders aus dem Deutschen Reich,
folgten nur allzubald die Vorboteu des nahen Krieges, der dann im September 1939 ausbrach und mit
Österreich auch T i r o l und seine Hauptstadt ins Ver
derben riß. Blieb Innsbruck auch in den ersten Jahren
von zerstörender Kriegseinwirkung verschont, so
änderte sich dies nach dem Einbruch der Alliierten in
die Südflanke der Achse Rom—Berlin im Sommer
1943.
Waren zwar Luftschutzmaßnahmen schon seit Kriegsbeginn getroffen und hervorragende Kunstschätze —
daruuter sogar die seit 400 Jahren auf ihren Postamenten in der Hofkirche stehenden „Schwarzen M a n der", die Erzstatuen des Maxgrabmales sowie die
Bestände der Museen — geborgen worden, so dachten
doch die wenigsten an die vom Süden her der Landeshauptstadt drohende unmittelbare Gefahr. Daher
traf der erste Luftangriff auf Innsbruck, das als
erste österreichische Stadt am 15. Dezember 1913 ins
Vomberziel genommen wurde, unsere Stadt besonders
schwer. Die Zerstörungen an Gebäuden. Denkmälern,
Kirchen erstreckten sich vom Bahnhof auf die ganze
Innenstadt. Hunderte von Menschenleben fielen den
Bomben zum Opfer, unabsehbare Verwüstungen verwandelten die blühende Stadt in zahlreiche Schutthaufen. B i s Kriegsende forderten in Innsbruck 22
Luftangriffe zirka 500 Todesopfer, zerstörten 3«33
Objekte und beschädigten mehr als 15.000 Wohnungen.
Wer eiuige dieser schweren Angriffe, zum Beispiel
i n Bahnhofnähe im Luftschutzkeller mitgemacht hat,
der weiß, was sie außerdem für die Nerven der Bevölkerung bedeutet haben.
M a n kann sich heute kaum mehr eine Vorstellung
machen, vor welch ungeheuren, mit Menschenkraft
kaum lösenden Aufgaben die neue Stadtverwaltung
unter dem Bürgermeister Dr. Anton Melzer stand,
als seit dem 3. M a i 1945 die Waffen schwiegen. Die
Stadt in Trümmer, die Magazine ausgeplündert,
Mailgel und Rot an allem und jedem, der Verkehr
gelähmt, alle Verbindungen unterbrochen. I n diesen
kritischen Tagen und Wochen wareu dem jnngen