Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1960

/ Nr.7

- S.4

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Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck

!>. vollendet Generalmajor a. D. ^ . Albert, ehemaliger
Geuieinderat und ^andcvgendarmcrickommandant, dos
75". Lebensjahr.
15). beginnen die vier Tage dauernden Veranftallungeu zur
Hundertjahrfeier des Sängerbundes lutili. Einen Höhepunkt bildete dabei die Wcihestnnde vor dein AndreasHofcr-Dcnkmal am Berg ^sel und der anschließende
große Festzng.
l^l. bis -" Innsbruck statt.
^0. wird die „(Gesellschaft zur Errichtung uud (Erhaltung
eines Alpenzoos" gegründet

Nummer 7

^"Ü. wird der ord. Ilniv.-Prof. für Frauenheilkunde Doktor
Siegfried Tapfer zum lXectoi- mgZnifir^^ für das S t u dienjahr l!tt!<>/»>1 gewählt.
24. begeht das altphilologiche I n s t i t u t an der llnivertäl seinen hundertjährigen Bestand.
28. feiert der langjährige Vorstand des Ferdinandenms Prä
sidcnt D r . Ernst Dnrig, Träger des Ehrenringes der
Stadt, seinen !«». (Geburtstag. I n einer Festsitzung des
Tiroler Landtages wird ihui der Ring des Landes Tirol
überreicht.
- erhält der schöngeistige Schriftsteller des „Brenner"Kreises D r . Ignaz Zangerle den Hofmauusthal-Preis.

Vom Übelgeschmack des Stadtgrabens (1516)
Daß Gernchsbclästigungen uicht erst heute das Gesundheits- nnd Banaint beschäftigen, zeigt ein kulturhistorisch
köstliches Schreiben Kaiser Maximilians I. an die Innsbrnkker Regierung. A m 9. J u n i 15>U> schreibt der Kaiser, der
vermutlich die durch die sommerliche Wärme verstärkten
Düfte des Innsbrncker Stadtgrabens noch ans den Vorjahren in der Nase spürte, ohne damals Innsbruck zn besuchen, von I m s t ans — er zog zum Bodensee und kam
erst am 4. Augnst für vier Tage nach Innsbruck —, daß er
zwar schon „vormals ernstlichen befohlen habe daran und
darob zu sein, damit alle Ausgüsse vom Saggentor u u ;
( ^ bis) zn dein Tpitaltor, darzn allenthalben in unser
Stadt finnsvrugg abgetan" werden. Bei seiner Hofburg
sollte angefangen nnd „darin weder nnfers Hofgcsinds noch
nicmands verschonet" werden. Jetzt vernehme er jedoch,
„wie daß nnzher nicht beschchcn sei", worüber er „ n i t klein
Mißfallen" habe. Der Kaiser erklärt weiter, keineswegs
gesonnen zn sein, „angezeigte Ausgüsse, dadnrch dann die
Luft inficiert werden, nnd besonderlich die in den Graben
gehen und znlctzt allein vor unser Zimmer kommen, länger
zu gestatten". Er befiehlt seinen Räten „mit ganzem Ernst"
von stnndan bei dem Hofgesinde nnd „denen von M n s f t r u g g "
bei schwerer Ungnade nnd Strafe darauf zu sehen, daß

alle Ausgüsse abgetan würden und sie „hinsüran die l l n sanbrigkcit aus den Küchen nnd Hänscrn in die Bäche, da
sie in bemeltcr unser Stadt am stärksten rinnen, tragen
lassen, daß mich kein Mist über Tag und Nacht in den Gassen, noch vor den Hänsern gestattet" sei. Damit dieser allgemeine Nutzen nnd diese Ordnung für und sur gehauen
werden, wolle die Regierung eine Strafe bestimmen, von der
weder zuwiderhandelndes Hofgesinde noch sonst jemand verschont bleibe.
Dieses auffällig scharfe Schreiben des Kaisers veraulaßle
die Räte Firmian, Bartlme nnd J ö r g Botsch, den Hans
kämmcrcr (der Hofbnrg), wie anch den Bürgermeister nnd
Nichter der Stadt zn sich zn rufen nnd mit ihnen eine „Ordnnng" auszuarbeiten, damit der kaiserliche Befehl unverzüglich ausgeführt und in Zukunft gehalten werde. Der Ha»skämmcrcr hatte anch die „heimlichen Gemach l
Abortc)
nm das Wappenhans nnd anderen kaiserlicher Majestät Gemachen nnd Zimmer" vermachen zu lassen, damit der „ttbelgcschmack vor den Zimmern wcgknuib".
Das Schreiben findet sich eingetragen in das Eopialbuch
„Geschäft vom Hof 1515/16", Blatt" 286 im Innsbrncker
Landcsregierungsarchiv.
D r . K. Schade!bauer

Neuerscheinungen
Hermann Wopfncri „Vergbauernbuch." — 8. Lieferung
(Von Arbeit nnd Leben des Tiroler Bergbanern in Vergangenheit nnd Gegenwart.) 287 Seiten mit Tabellen nnd
Abbildungen. Tyrolia-Verlag, Innsbruck. Preis kartoniert
8 W.—. — I m September-Amtsblatt 195>4 durfte die 2. Lieferung dieses Werkes besprochen werden, dessen dritte nnnmehr vorlieat. Jede Lieferung stellt schon für sich allein
ein stattliches Bnch vor. Das jetzt anzukündigende I I I . Hanptstück handelt „ V o n der Freiheit des Tiroler Bauern nnd
ihren Grundlagen", einem Lieblingsthema des Verfassers.
M a n hört geradezn seinen Stolz ans das heimatliche Volk
aufklingen, wenn man etwa folgende Sätze liest: „ I a h r hnnderte Persönlicher nnd wirtschaftlicher Freiheit lagen hinter dem tirolischen Bauernstand, als die Freiheit erst Gemeingut der gesamten deutschen Banernschaft wurde. Die
freie Vergangenheit ist für ein Volk ein wertvolles Erbe."
Es fällt schwer, aus der stille des Gebotenen besonders
Bemerkenswertes hervorzuheben, denn alles ist gleich wichtig
»nd interessant, der Abschnitt über das Recht des Bauern
an seinem Gnt ebenso, wie der über die bäuerliche Ver
schnldnng oder die wirtschaftliche Selbstversorgung, Für die
Darstellung der Auswüchse in Speise nnd Trank benützt
Wopfner die oftzitierten, wertvollen Angaben D r . Hippolyt
Gnarinonis. Am Hofe Sigmund des Münzreichen scheint
besonders die Herzogin selbst sich mit dem Destilliere» ge
brannter Kräuterwässer besaßt ",u dabeu. l i m 1 !<><> werden

mehrmals Ausgaben „nm Gleser zu prannlem Wasser" verrechnet; ein Bote mnßte zn Venedig „allerlei Zeng zn «qu<>
vita" einkaufen. Der Rat der Stadt Innsbruck beschließt
bereits 15)81 gegen den übermäßigen Branntwcingcnnß, daß
„an allen Festen nnd Feiertagen allhie bei der Stadt und
im Burgfrieden niemand erlaubt noch vergunn! so! werden
Prantenwcin öffentlich feil zu haben", ^ m Jahre l",77
wird bei einer Visitation dem Pfarrer von Fügen im ^",i!
lertal vorgeworfen, daß er zur Zeit des Gottesdienstes in
der Nähe der Kirche „Vina s6u5lc," s - gebrannte Weine!
zu verkaufe» gestatte.
N i e im Nachklang zur 15,0-Iahr-Gedenkfeier
vou !« liest man des Verfassers prägnante Charakteristik Andreas
Hofers: „Die Geistcshaltnng des freien Tiroler Bauern
tnms tritt anschaulich in der Gestalt Andreas HofcrS vor
Angen. Hofer zeigt sich in seinem ganzen ^eben als Typns
eines Tiroler Bauern, weuu er anch, wie so mancher andere
Tiroler Vancr, anßer in seiner Baneruwirtschaft auch als
W i r t und Händler tätig war. Jene Züge tirolischen Wesens,
welche den Beobachtern des bänerlichen Tiroler Volles auffielen, werden anch bei Hofcr sichtbar- offener, freier nnd
heiterer S i n n , natürlicher, gesunder Hausverstand. Wenn
das „Maßhalten" als Grnndzng bänerlichen Wesens be
zeichnet werden darf, so trifft dies bei Hofcr in besondcrcm
Maße ",». Auch iu Tageu des Erfolges nnd Glückes blieben
ihm Nbcrhelmug uud llbermul ferne."