Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1960

/ Nr.3

- S.5

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Nummer

Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck

Seie 5

und Beratungsstelle für werdende Mütter
T i r o l hatte 1!)5!) die niedrigste Säuglingssterblichteit von ganz Österreich, nämlich 2.!)? Prozent. Diese
Sterblichteit bis zum Code des ersten Lebensjahres
gilt gemeinhin als (Gradmesser für die Vemiihnngen
eines Landes, seine Binder gesund zu erhallen. I n i i s brucl hat einen nicht geringen Anteil an diesem niederen Prozentsatz sl!»i)ü waren es 2.^5 Prozent).
Diese Erfolge tamen nicht von selbst, sondern es
bedurfte jahrzehntelanger Arbeit, um so weit zu tommen. W i r haben in Innsbruck gewissenhafte Kinderärzte und zudem seit Jahrzehnten eine ausgezeichnete
Säuglingsfürsorge, welche seinerzeit von Dr. Alfred
S o p p e l s a gegründet wurde. Heute werden die
M ü l l e r schon im Wochenbett von einer Fürsorgerin
aufgesucht und eingeladen, die Fürsorgestellen aufzusuchen, von denen w i r zwölf i n den verschiedenen Vezirten der Stadt haben. Auch das Säuglingswäschepaket, welches jede i n Innsbruck wohnhafte Mutter
für jedes Kind von der Stadt als Geschenk erhält,
mag dazu beitragen, daß 80 Prozent aller Mütter von
dieser vorbildlichen Einrichtung Gebrauch machen. I n
diesen Stellen werden die Mütter von Fachärztinnen
und Fürsorgerinnen beraten, und zwar im wesentlichen darüber, wie man die Säuglinge pflegt und
gesund erhält: auch bekommen die Kinder die nötigen
Vitamine. M a n sucht also Erkrankungen der Säuglinge zu verhindern, was z. V. gerade bei den MagenDarmftörungen und der Rachitis mit großem Erfolg
geschieht.
Können w i r nun mit unseren Erfolgen zufrieden
sein oder gibt es noch etwas zu verbessern?
Nun, es ist selbstverständlich, daß w i r das bisher
Erreichte erhalten müssen, denn die Sterblichkeit
würde unweigerlich wieder hinaufschnellen, wenn w i r
nur etwas i n unseren Bemühungen nachließen; ich
glaube aber nicht, daß w i r mit diesen „alten" Methoden den Prozentsatz der Sterblichkeit noch weiter senken können.
Es gibt aber doch eine Möglichkeit, die nicht neu ist,
bisher jedoch bei uns zuwenig ausgenützt wurde, das
ist die Schwangerenberatung und -betrcuung. Dadurch könnte nämlich die sogenannte „perinatale"
Sterblichkeit gesenkt werden, das sind die Todesfälle
vor und während der Geburt, und die Neugeborenen,
welche in der ersten Woche nach der Niederkunft ster-

ben. Von diesen können einige gerettet werden durch
Maßnahmen, die aber schon in der Schwangerschaft
einsetzen müssen und natürlich auch den werdenden
M ü l l e r n zugute lommen. Wenn wir hente auch nur
mehr sehr wenige Frauen durch die Schwangerschaft
und Niederkunft verlieren oder sie hiedurch dauernd
trank werden, so kann doch für sie etwas durch geeignete Maßnahmen getan werden.
I n vielen Ländern bemüht man sich schon seit einiger Zeit viel mehr um die Schwangeren wie bei uns.
Die werdenden Mütter sollen körperlich und vor
allem seelisch auf das kommende Ereignis vorbereitet
werden. N e a d i n England hat den Anfang gemacht und propagierte „Die Geburt ohne Furcht", i n
Frankreich wird mit ähnlichen Methoden gearbeitet,
dort bekommt die Familie keine staatliche Unterstützung, wenn sich die Frau nicht dreimal wahrend der
Schwangerschaft untersuchen läßt. Auch Schweden hat
in dieser Hinsicht eine vorzüglich aufgebaute Fürsorge;
als klassisches Land der Gymnastik wird dort auch
wahrend der Schwangerschaft besonderer Wert auf
gymnastische Entspannungsübungen gelegt. Wenn
man den Berichten glauben darf, ist daraufhin die
Niederkunft nur mehr ein Vergnügen. I n Nußland
hat man die Lehre von P a w l o f f ausgebaut, welcher eine geistig vorbeugende Methode propagiert,"
ärztliche Aussprachen, Belehrungen durch die Hebammen und Kurzkurse bereiten die Schwangere vor.
Auch i n Österreich wird von feiten des Ministeriums großer Wert auf die Errichtung von Beratungsstellen gelegt und i n manchen Städten bestehen
auch schon einige. I n Innsbruck gab es schon vor
W Jahren eine solche Beratungsstelle, sie wurde aber
aus verschiedenen Gründen bald wieder geschlossen.
Heute werden zwar von privater Seite sowohl Veratungen als auch Gymnastikstunden für werdende
Mütter i n sehr bescheidenem Umfang gehalten, für
den Großteil der Frauen ist aber nichts vorgesehen.
Hier soll nun Abhilfe geschaffen werden. Es ist
zwar sehr schwer, eine solche Institution einzuführen
und es wird Jahre mühevoller Arbeit bedürfen, bis
die Schwangerenberatung einmal fo selbstverständlich ist wie heutzutage die Säuglingsfürsorge.
Dr. Leopold Unterrichter, Stadtphysilus

Neuerscheinung
sselix wasteisscr: Der Innsbrucker Bürgermeister Felix
Niccalwna von 5)tcichcnfcls (1772 ^ 1 ) .
Veröffentlichungen ans dein Stadtarchiv Innsbruck Nr. 20, 2«! Seiten.
Innsbruck, seit Herzog Friedrich mit der leeren Tasche die
Landeshauptstadt Tirols, verdankt ihre seit dem Mittelalter
stetige bauliche Vergrößerung, ihren erfolgreichen Wirtschaft«
lichen und sozialen Aufstieg nicht zu guter Ley! im besonderen Maße den für die brennendsten städtischen Probleme
sehr aufgeschlossenen Bürgermeistern, die wirklich mit großer
Gewissonhaftiglrit nnd Umsicht die Interessen des Gemeinwohls wahrnahmen nnd troh vielfältiger Politischer Widerstände uud finanzieller Schwierigleitrn beharrlich auch zu

verwirklichen suchten. Außer den zwar höchst wichtigen und
nützlichen, aber eben nur namensmäßig zusammengestellten
Listen der Bürgermeister ab 10NN in den älteren I n n s b r u k .
lcr Adreßbüchern (z. B. ilNtt, li>14 und 1N24), den anfschluß.
reichen Kurzliiographicn über die Stadtuberhäupter seit
l « M in den Adreßbüchern von lWA nnd 1".»:",7 nnd jener
mit genauen Quelleuzitaten versehenen Ausstellung der
Bürgermeister von 1A7N bis znm Jahre 1595 vom verstorbenen Innsbruck« Staatsarchivdirelwr D r . K a r l Klaar
(Tiroler Heimat, N. F., Innsbruck I W 3 , S . 3—6) sind bloß
von wenigen unserer verdienten Stadtväter die bleibenden