Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1960

/ Nr.2

- S.5

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Nummer 2

Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck

Seite 5

Kraftwerk Untere Sill
n der Redaktion: Die nachfolqendc Darstellmiss
nöer dic Ululasse des neuen Silliuerles wurde den l^eiurinderaten zum Studiinn vorqeleqt. ^-ür lille U"ei leren (irörlernnqen über diese ^niqe erschein! die Kenntnis dieses Tcx.lcs
wertvoll.

Die S i l l , die am Brenner entspringt und bei I n n s bruck in den I n n mündet, ist ein Hochgebirgsfluß. Ihre
Fallhöhe von insgesamt738 Meter überwindet sie in
mehreren auoa.epraa.ten Steilstufen. Die erste ist jene
zwischen dem Brennersee und Stafslach, die mit Rücksicht auf die hier noch geringe Wasserführung keine
grosse Bedeutung hat. Eine nächste Gefällsstufe beginnt
in M a t r e i ; sie ist die steilste und hat bei einer Länge
von nur 1,7i Kilometer eine Fallhöhe von 83 Meter.
Sie wird durch das schon um die Jahrhundertwende
errichtete Vrennerwert, das heute der Tiroler Wasserkraftwerke A. G. gehört, ausgenützt. Daran schließt sich
eine Stufe, die bei einer Erstreckung von 8,7 Kilometer
einen Höhenunterschied von 197 Meter aufweist. Diese
sicherte sich um die Jahrhundertwende die Stadt I n n s bruck und erbaute 19N3 das heute grö"nte Kraftwert
der Stadt, das Eillwerk. Die unterste Stufe endlich,
welche bei der Stefansbrücke beginnt und beim S i l l f a l l
endigt, hat bei einer Länge von rund 6 Kilometer eine
Fallhöhe von 113 Meter" sie soll nunmehr, und zwar
wiederum durch die Stadt Innsbruck, ausgebaut werden.
Die ersten Bemühungen seitens der Stadt Innsbruck
zur Nutzbarmachung dieser Gefällsstrecke fetzten bereits
vor 50 Jahren ein und wurde 1909 ein Projekt zur
wasserrechtlichen Vorverhandlung eingereicht. Gleichzeitig interessierte sich auch die damalige Südbahngesellschaft im Zusammenhang mit Untersuchungen über
die Elektrifizierung der Vrennerlinie um diese Gefällsstrecke und reichte ebenfalls ein ähnliches Projekt
ein. Einer weiteren Verfolgung dieser miteinander
konkurrierenden Projekte wurde durch den ersten Weltkrieg und seinem Ausgang ein Ende gesetzt. 1919 nahm
die Stadt ihre Bemühungen um Eigenstrombeschaffung erneut auf und wandte sich in weiser Voraussicht einem weit größeren Projett, der energiewirtschaftlichen Nutzung des Achenseeo zu, den sie zu diesem
Zweck erworben hatte. Das Achenseekraftwerk wurde
in den Jahren 1924—27 erbaut, wobei sich die Stadtgemeinde eine Mehrheitobeteiligung sicherte. Wenige
Jahre später war der ständig steigende Energiebedarf
Veranlassung, sich wieder mit dem Projekt der Unteren
S i l l unter Einbeziehung des aus dem Slnbaital kommenden Nuetzbaches zu befassen. Mannigfaltige und
gründliche Studien führten 1939 zur neuerlichen Einrcichung eines Projettes, das leider dem inzwischen
ausgebrochenen zweiten Weltkrieg zum Opfer fiel. I n
der Zwischenzeit mußte die Stadt einem anderen
noch wichtigeren Problem ihre ganze Kraft widmen.
dem Ausbau der Trinkwasserversorgung. Diese, noch
aus dem vorigen Jahrhundert stammend, tonnte für
die Bedürfnisse der wesentlich gewachsenen Bevölkerung nicht mehr genügen. Noch während des Krieges
wurde mit dem Bau eines neuen Trinkwasser- und
Elektrizitätswerkes in M ü h l a u begonnen, das 1945

aber völlig zum Erliegen kam. Nach l9l."> war die
Stadtgcmeinde durch die Wetterführung dieses Baues
weitgehend in Ansprnch genommen. Sillwert, Achenseewert und Trintwasserwert sind Zeugen der immer
wieder bewiesenen weit vorausschauenden Politik der
Stadtgemcinde. Aber schon 1955, zwei Jahre nach Abschluß der Arbeilen in Mühlau, wurden mehrere
Wahllösungen für die Untere S i l l ausgearbeitet und
gegeneinander in technischer und wirlschastlicher Einsicht verglichen. Das Ergebnis liegt nninnehr als ein
baureifer Entwurf für die Kraftwertsstusc Untere S i l l
vor.
Das Kraftwerk nützt die Wasser des Sillflusses und
des Nuetzbaches aus. Der Ruetzbach wird unterhalb
des Ruetzwerkes der Ö. V. B. südlich der Stefansbrücke
gefaßt, wobei ein Teil des Wassers dem Unterwasserkanal des Nuetzwerkes, der größere Teil aber über
eine Wehranlage dem Vachbett entnommen wird. E i n
lloerleitungsstollen,
der den Bnrgstallrücken zwischen
dem S i l l - und dem Stubaital durchörtert, nimmt das
Wasser auf und leitet es bis zu einem Becken neben
dem bestehenden Sillwert. I n dieses Becken wird zusätzlich noch das Restwasser der S i l l eingeleitet, welches
über ein Wehr dem Sillbett entnommen wird. Der
Wasserspiegel dieses Beckens liegt rund 10 Meter über
jener Stelle, an der das bestehende Sillwert heute
sein Wasser dem Sillfluß wieder zurückgibt. Die Ausnützung dieser Gefällsstufe erfolgt in einem automatisch
arbeitenden Zwischenkraftwerk. Das dem Zwischenkraftwerk entströmende Wasser wird mit dem Unterwasser des bestehenden Sillwerkes in einem M ü n dungsgerinne vereinigt und dem Hauptstollcn zugeführt, der 5,5 Kilometer lang ist und für eine Wassermenge von 28,6m"V» ausgelegt werden soll. Der Stollen verläuft anfänglich linksseitig der S i l l , überquert
später den Sillfluß i n einer Trogbrücke und verläuft
dann am rechten Sillufer. Er liegt fast in seiner ganzen Länge in standfestem Fels aus Stubaier Gneisen
und Quarzphyllit und durchfährt nur knapp nach seinem Beginn eine etwa 100 Meter lange Tonstrecke.
Der Stollen endigt auf der oberen Lemmenhof-Terrasse und ergießt dort sein Wasser in ein Speicherbekken von rund 40.000 n," Fassungsraum. Dieses Becken
dient als Wasserschloß, zur Spitzendeckung und als
Reserve in Störungsfällen. Das Becken wird auf Fels
gegründet und an der Talseite durch einen Erddamm
abgeschlossen.
Vom Wasserschloß führt ein Druckschacht zum KraftHaus, das am rechten Sillufer südlich des Sillfalles errichtet wird. Die Kraftwertsleistung wird zirka 25.NNN
Kilowatt betragen.
Die Iahreserzcugunn erreicht l i ? Millionen K i l o wattstunden, wovon l8 Millionen Kilowattstunden
im Winter und 99 Millionen Kilowattstunden im
Sommer anfallen. Der Speicher gestattet, auch i n den
Winlcrmonaten das Kraftwerk bei Bedarf bis zur
vollen Leistung zn betreibe».
Die Vautosteu sind mit rund 25N M i l l i o n e n Schilling
veranschlagt. Da das Kraftwert am Südrande der
Stadt liegt, kann die Energie direkt in das Netz ein-