Innsbruck Informiert

Jg.2019

/ Nr.3

- S.59

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nanziellen Mittel zur Gründung einer eigenen Offizin verfügte, wurde die Einrichtung einer Druckerei speziell für diese in
Erwägung gezogen. Entgegen der sparfreudigen Mahner konnte das Vorhaben
durchgesetzt und eine Presse samt Zubehör für 40 Gulden angekauft werden. Da
die Offizin für die Behörden gedacht war,
wurde diese in unmittelbarer Nähe der
Ämter angesiedelt, nämlich im Neuhof,
jenem Gebäude, dem das Goldene Dachl
vorgebaut ist.
Im Sommer/Herbst 1548 wurde Leonhard
Rossnagel aus Basel als erster Drucker zur
Inbetriebnahme der Offizin bestellt. Unterstützt wurde er durch den Kanzleidiener Georg (Jörg) Dodl. Über Rossnagel ist
nur wenig bekannt. Er ist erstmals 1546 in
Basel fassbar, wo er die Mitgliedschaft in
der Safran-Zunft erneuerte, einer Gemeinschaft von Krämern, zu der auch Buchdrucker gehörten. Wie die Regierung auf den
Drucker aus Basel aufmerksam wurde, ist
nicht bekannt.
Rossnagels Aufgabe bestand im Drucken der Schriftstücke für die Behörden: Mandate, Dekrete, Amtsformulare
und möglicherweise auch Kalender für
die Kanzleien. Allerdings finden sich in
Mandaten-Sammlungen keine Beispiele hierzu. Es ist überhaupt nur ein einziges Werk Rossnagels erhalten geblieben,
nämlich ein 1549 geschaffenes Flugblatt,
das vom feierlichen Einzug des Erzherzogs
und späteren spanischen Königs Philipp II.
(1527–1598) in Mailand berichtet. Der Hersteller des zehn Blatt umfassenden Wer-

© TIROLER LANDESMUSEUM FERDINANDEUM (2)

Ansicht des Neuhofs
mit dem vorgebauten
Goldenen Dachl, Anfang 19. Jahrhundert

kes ist dank Druckervermerk eindeutig
festzumachen: „Gedruckt zu Ynnsprugg
Durch Lienhardt Roßnagel, M. D. xxxxix“. Es
handelt sich dabei um das erste fassbare Druckwerk aus der ersten Innsbrucker
Offizin, das noch dazu als überhaupt einzig belegbarer Druck Rossnagels zu gelten
hat. Das Original wird in der Staatsbibliothek in Berlin aufbewahrt.
Das Wirken Rossnagels war nur von kurzer Dauer: Im März 1549 ist die Zahlung
einer Abfertigung und eines Gnadengeldes belegt; er wird außerdem mit einem
Kleidungsstück belohnt. Dann verliert
sich die Spur und sein weiteres Wirken
liegt völlig im Dunkeln.

Rossnagels Nachfolger
Nach Rossnagel übernahm ab 1550 der
Drucker Ruprecht (oder Rupert) Höller
(† 1580) aus Rottenburg am Neckar die
Nachfolge in der Offizin. Er betrieb diese
nur ein Jahr, denn 1551 wurde der Neuhof
für Kaiser Karl V. (1500–1558) und dessen

Gefolge geräumt und auch die Druckerei
abgebaut. Die Tiroler Druckaufträge gingen wieder nach Augsburg, bis sich die
Druckerei-Befürworter erneut formierten
und Höller ab 1554 zum zweiten Mal tätig
werden konnte.
Nach dessen Entlassung 1573 wirkte Gallus Dingenauer († zw. 1587/1589) aus Ingolstadt für vier Jahre in Innsbruck. Mit
ihm war die Offizin in das Alte Regierungsgebäude (Herzog-Friedrich-Straße 3) umgezogen, wo er einen Bücherladen betrieb. Seine Arbeiten wurden zunehmend
kritisiert, doch die Lage änderte sich erst
1577, als mit Hans Paur († 1602) aus Dillingen (oder Villingen) ein neuer Drucker
bestellt wurde. Mit Geduld und Durchsetzungsvermögen baute er die Offizin aus
und sorgte für eine Steigerung der Druckqualität und -palette. Dank ihm und den
zwei nachfolgenden Söhnen Daniel (zw.
1572/77–1639) und Hieronymus (1609–
1668) begann für die Innsbrucker bzw.
Tiroler Druckgeschichte eine neue Ära.
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