Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1960

/ Nr.1

- S.7

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Nummer 1

Amtsblatt der Landeshauptstadt Iundbrucl

auf der anderen Teile, beeindruck! von den Aussagen einiger
weiblicher Probandeu, daft mau die Hilssschulbedürsliglei!
der Älädchci^ besonders sorgfältig uulersuchen müßte.
Sehr richtig sind Pedevillas ssolgcruugcu siir die Berufsausbildung der Hilfsschüler auf Grund seiner d"harakleri
sieruug des Hilfsarbeiters, ssür das Leben vorbereiten, und
nur das, mllfz noch mehr zum wrnndsatz der Hilfsschularbeit
werden. Da^ Studium all der ^-älle bestär!! den Hilssschul
lehrer in seinem Bestreben, dem Lchüler gewisse Eigenschaften, N"ic PiiülÜichsein, Berläßlichleit, höfliches Benehmen
ulld^rdnull^<"si>u»,anz»cr;iel)cu, daini! er mangelnde andere
Eigeuschaslen kompensieren lau». Pedevilla >agt, das; der
Hilssschiiler Fähigkeiten uud Wertigkeiten habe, die ihn vom
Pollsschüler nicht oder kaum unterscheiden.
Die lieforderte uuterrichtlichc Ausrichtung ans den manuellen Berns erfolgt in gut eingerichteten Hilfsschulen mittels
des Haudarbeitsuntcrrichtes. Fiir Innsbruck ist die bisherige
mangelhafte, Unterbringung leider ein Hindernis.
Pcdevilla weist auf die berufliche Unreife der Vierzehnjährigen hin. Wenn für die Normalen ein !». Schuljahr als
notwendig erscheint, um so mehr für die Schwachbegabten.
Auf Grund des Entwicklungsrückstandes schlägt Pcdcvilln
vor, daß nach dem 14. Lebensjahr noch vier Jahre für die
Erlernung eines Berufes nntzbar gemacht werden sollen.
Was Pcdcvilla hier andeutet, müßte konkreter ausgedrückt
werden: eine eigene Berufsschule für die zum Haudwcrt geeigneten, für die anderen aber die Möglichkeit einer längeren
Arbeitsvorbereitung ill einer Berufsschule für Hilfsarbeiter,
wie sie die Arbeitcrkammer bereits vorgeschlagen hat. Rücksichtnahme von feiten der Wirtschaft kann unser volkswirtschaftliches System mit seinem freien Wettbewerb kaum
bieten, es sei denn, man fände verständige und wohltätige
Unternehmer. An deren Stelle müßten vom Staat geförderte
Einrichtungen (in der Schweiz machen es Private Vereine)
für alle Ehemaligen geschaffen werden, die schwer ins Berufsleben zn bringen sind. Das Iugendhilfswcrk bietet hentc
einen Ausatz dafür.
Interessant wäre es gewesen, etwas Genaueres über die
soziale Herkunft der Hilfsschüler im statistischen Teil der
Arbeit zu erfahren, cbcuso Aufschluß über die geistigen Bedürfnisse und Freizeitgestaltung der Probanden. Doch sei
dies kein Vorwurf, wahrscheinlich hätte es die Arbeit noch
bedeutend erschwert uud verlängert. Herangezogen wurde
die Frage nur deshalb, weil bei der nachschulischen Verbindung, die alle Hilfsschnllehrer mit ihren ehemaligen Schülern
Pflegen, nicht selten erfreuliche Feststcllungcu auf kulturellem
Gebiete gemacht werden können.
M i t Necht verhofft sich Pedevilla von seiner Arbeit, daß

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sich für die Hilfsschule praktische Schlußfolgerungen ergeben,
^-ür die Hilfsschule ist es außerordentlich wertvoll, zu erfahre», was aus den Schülern geworden ist, ob die psychologischen Eiusichteu und die Pädagogischen Maßnahmen
richtig waren und ob das Bild des Schülers klar gesehen war.
Pcdcvilla hat mit seiner gründlichen und umfasfcndcn Arbeit
der Hcilpädagogit in der Hilfsschule einen wertvollen Dienst
geleistet.
Und damit zum Schluß ein Mick auf heutige derartige Erhebungen, hätten sie ein anderes Ergebnis? Das kann man
nur mutmaßen.
Zuerst sei noch die Tatsache angeführt, daß sich das Gcschlechterverhältuis von damals 00 : ^0 zu l>0 : 50 jetzt dem
normalen nähert.
Pcdevillas Untersuchuugsjahrgänge 1!»l2—1928, Schulbesuchsjahrc 1924—1W7, liegen in Anbetracht der schnell
wandelbaren Zeit schon etwas zurück. Die heutige Allgemeine
Sonderschule hilft viel mehr Bindern, als es die damalige
Hilfsschule tun konnte, die sich hauptsächlich Debilen widmete.
Damit, und das ist die Erfahrung über die Bernfsergrcifnng
uud Bewährung der Entlassenen ans der jüngeren Zeit,
dürfte der Prozentsatz der gelernten und angelernten Vernfc
noch höher liegen. Auch ist die Hilfsschule heute in der Lage,
mehr Kinder vor ihrem Ausschulen die Volksschule ein oder
zwei Jahre besuchen zu lassen, als es früher der Fall war
(25 von 180).
Gewiß ist der von Pcdevilla errechnete Prozentsatz von
40 gelernten und angelernte»« Berufen für die damaligen
Verhältnisse (Wirtschaftskrise, große Arbeitslosigkeit, daher
stärkster Nettkampf mit normalen Entlaßschülcrn) ein überraschend großer, trotz des „bösen Geistes", der nach Pedcvilla
von vielen Probandcn nnd deren Eltern als die Hilfsschule
rufmästig bclasteud immer wieder zitiert wird.
Pedevilla hat mit Recht ans seinen Erfahrungen der Niederringnng dieser Nufschädignng viele Worte gewidmet. Ob
es gelingt — sämtliche Hilfsschulen aller Länder kämpfen
im Interesse ihrer Kinder mntig darum —, hängt wirklich
von der breiten Öffentlichkeit ab. Anzeichen dafür sind vorhanden. Es gibt Lchrhcrrcn, die Hilfsschüler eigens verlangen,
es gibt Fälle, wo Hilfsschüler Hauptschülern vorgezogen
werden.
Möge nnn auch die Stadtgemeinde als Schulträger und
-erhalter beitragen, den „bösen Geist" zn bannen, indem sie
optisch und praktisch mithilft, den Hilfsschulen! in dem in
Aussicht gestellten eigenen Echulgebäude mit hcilvädagogischcu Einrichtungen die bestmögliche Ausbildung fürs Leben
zu gebe«.
Hans Klingler

Stimmungsbericht aus den Kammerspielen
I n der letzten Nummer de? „Amtsblattes" (Dezember 1!>.">!>, S. >/^1 wurde die Nenerofsnung der I n n s brucker ivlimmerspiele mitgeteilt. I m Nahmen einer
Feierstunde und Festaufführung übergab Bürgermeister Dr. Alois M u n g e r dem Theaterausschich
des Landes unter LlNldeshauptmmlu Dr. 5>nus
T schi n q f r c li sowie jenem der Stadt die neuerbaule Vüli»e, M i ! dem Dant an den ^andesdmipl
mann, der mit besonderer Alls^eschlossenlieil diesem
Werte ne^eniiliersteht. an alle Initiatoren. Ausführende und Mitarbeiter verknüpfte er den Wunsch, das;
besonders die Jugend der Stadt dem neuen tullu
lvllen I l i s t l l u l ihr Interesse eulgegeübriiigei! möge,
^lach Ablauf des ersten Spielmonats soll nun darüber
berichtet werden, wie die 5"ninmei"spiele vom Publi-

kum aufgenommen wurden und welchen V e i f a l l dieses
bereits gezollt hat oder noch schuldig blieb.
F ü r die Erö"ffnungönuffiilirung w a r (hrillparzers
Märchendrama „ D e r T r a u m ein Leben" gewählt
worden. D i e Leistung der Schauspieler fand beste
K r i t i k . Dieses Stück tonnte den Schülern im Dezember
in drei geschlossenen Schüleroorstellnngen gezeigt werden, denen noch weitere sechs folgen sollen. E s ist also
besonders geeignet, die beabsichtigte nähere V e r b i n dung m i t der Jugend anzubahnen, Auszer bei der E r öffnung wurde es noch an elf Abenden vorgeführt.
"Am ."!. Dezember fand die Premiere der Komödie
von . ^ a r l W i l t l i ü g e r ...^ennen Sie die Milchstraße",""
statt, der noch acht ^orstelllingen folgten. Diese ttomödie fand bei den Zuschauern stärtsten A n l l a n g und