Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1960

/ Nr.1

- S.3

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Nummer 1

Amtsblatt der Vanpesbauptstadt Innsbruck

aus. Dam,! soll aber uic!>> gesagl sein, daß es bei den übrigen
voll und ausuahmslos vorhanden is!, dieses Nicht einsehen
Wollen der Fehler, klänge! und Beschränktheiten der Hilss
sshiilcl an sich selbsl und seitens der Eltern >vird eines der
häufigsten und sä)N>ierigs!en Phänomene iin Hilfsschnlunterrichl und in der Betreuung Miuderbegabler bleibe». Besonders bei der BerusslvaihI und der Eingliederung des M i n
derbegabten in den Arbeils »nd Wirtschaslsproieß sonne dei
seiner Einordnung in dic (^esellschastsslrullnr und der entsprechenden PlatzanN"cisung i>n soziale» ^»esuge macht es sicl>
ständig bemerkbar. Der Satz ,Erlennc dich selbst", der über
dem Eingang des Apollolempels in Delphi geschrieben stand
und dessen lakonische Prägung einen» der sieben Weisen
(Griechenlands zugeschrieben ivild, Hal noä) uillxs von seiner
tiefen Einsicht eingebiißt."
Pedevilla findet, das; mehr weibliche Proba»de» ihre Z u wcisuug in die Hilfsschule vcrurleilcu und daß es sich bei den
vier möglichen Fehleinweisungen nnr nui weibliche handelt.
Er sieht die Ursache darin, daß der Entwicklungs- und 3teifepro^cß bei Mädchen rascher vor sich geht als bei Knaben nnd
daß die Pnbertätsspanne sich bis zn 6 Jahren ausdehnen
kann, bei geistig Minderbegabten noch länger.
Pedevilla machie a>ich bei Hausbesuchen die Erfahruug,
„daß die weiblichen Probaude» schwerer z» beliaudelu sind
als die nlännlichcn. I n der Regel fiel es letzteren leichter,
eine gehabte oder noch vorhandene Schwäche zuzugeben oder
von sich ans mitzuteilen. Sie verhielten sich gewissen M ä n geln gegenüber sachlicher oder waren über sie hinausgewachsen nnd cvhaben".
Eine summarische Augabe über die erhalteucu Aussage»
stellt fest: Von Ui7 Ehemaligen waren 11U gerne in der
Hilfsschule, 27 nngern, 43 antworteten unklar oder überhaupt nicht, oder sie konnten nicht. Einer Frage des Lesers,
ob diese Antworten nnd die ganze Erhebung ein einwandfreies Ergebnis zeitigen, beantwortete Pcdcvilla damit, daß er
als Außeusteheudcr ohue Poreiugeuonnuenheit sich an die
Aufgabe heranmachte, er alle Antworten auf die Waage legte
und sie aus der gegebenen Situation heraus auf die Glaubwürdigkeit prüfte.
E r sagte: „Fest steht indes, daß alle positiven Antworten
einer güustigeu Veurteiluug des Hilfsschullehrers zugute
komme». Es gibt keinen einzigen Fall, wo sich zeigt, daß ein
Schüler gerne in die Hilfsschule ging, obwohl ihm sein Lehrer
antipathisch war. Daß ihm auch die Mehrzahl jener Schüler
zugetan ist, die ungern in die Hilfsschule gingen^ wurde
schon angedeutet.
Die einzelnen Erklärungen seitens der Probandcn sind in
ihrer Gesamtheit nnd auffallenden Übereinstimmung aufschlußreich. Sie rücken den Hilfsschulbetrieb in ei» Helles
Licht uud machen auf Tatsachen aufmerksam, die in dieser
Studie schon öfters angedeutet wurden, in dieser empirischen
Einsichtigkcit aber an Bedentnng gewinnen."
Nun mögen einige Beispiele der Äußerung folgen: „ I c h
finde die Hilfsschule in Ordnung, die Lehrpersonen, die ich
hatte, waren ja besonders gut zn mir." Diese Ehrfurcht lind
anhängliche Liebe z» seinem Klassenlehrer dominiert in allen
seinen Aussagen, f e r n e r : „Die Hilfsschule war für mich
eine große Erleichterung." Von einem dritten berichtet Pedevilla: „Der Proband tat sich in der Schule schwer. Daß er
gern in die Schule giug, ist schon wegen der Schwierigkeiten,
die ihm das Leben machte, nicht zu erwarten. I n der Schule
sei ihm aber gelehrt worden, daß man vieles tun mnß, auch
wenn es ihm keine Freude macht ^Befriedigung"), und das
Veben habe diese Lehre fortgesetzt. So sprich! unser Prohand
als Erwachsener, der schon als Sechzehnjähriger durch
.^triegseiusal) und später in seiner Lehre und Berufsarbeit
als .ttoch viel Härle erfahren mußte. Er kannte auch die
Schwierigleiteu, die der Hilssschulbesuch für viele mit sich
brachte und worüber die meisten Probanden .Nlagr führen,
^rokdem er,ähl tciue derartige» Nachteile halte, weder bei der Gliche »ach

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einer ^elirsleüc imch smistNw. ^Ille seine Äußerungen über
die H,!>s!chule >a>u er in dem jynlheliicheu Urteil zusammen!
, M i r kommt in der Hilfsschule alles recht und gut vor.""
Noch die Aussprüche einiger anderer: „ M a n hätte in der
Schnle genug gelernt, wenn mau gewollt hätte!" Ein Mädchen: „Sie etwas streng, aber dennoch hatte ich sie gern." Oder: „ M e i n
Lehrer war wirklich ein psuudiger 5lcrl." Pedevilla berichtet
weiter: „Probandin verbrachte sechs Jahre in der Hilfsschule. Nach der ^chuleutlassung war sie drei Jahre in der
Lehre als Tchneidcrin. Sie sagt: ,Ich hatte meine Lehrpcrsonen immer so gern, weil man so gut bei ihnen lernte.""
Eine, die nach der Hilfsschule wieder in die Volksschule kam,
erklärte: „So viel (Geduld haben sie wohl nur in der Hilfsschule." Eine, die recht ungern die Hilfsschule besuchte, die
sich ihrer schämt, bekennt doch: „ D i e Lehrer in der Hilfsschule aber schätze ich immer noch sehr." Eine andere, die sich
über die Volksschule beklagte, sagte: „Die Lehrer i n der
Hilfsschule waren so gut zn mir! Alles, was ich gelernt habe,
verdaute ich der Hilfsschule. T o r t hat mich das Lebeu wieder
zu freue» bcgo»»c» nnd ich bekam wieder neuen M u t . "
Viedcr eine andere: „ M a n hat in der Schule viel gelernt, ich
ging aber doch nicht gern in die Schule, denn die Lehrer
waren sehr streng." Eine andere Äußerung: „ I c h war sehr
gerne in der Hilfsschule; die Leihrpersonen waren immer so
gnt zu mir, obwohl ich schwer lernte; ich bin der Schnlc für
diese Gednld recht dankbar."
Das sind nur wenige der vielen von Pedcvilla angeführten
ssälle. Er sagt abschließend zu den Äußerungen der Ehemaligen: „Somit steht die Hilfsschule i m Urteil der Schüler
iiberrascheud gnt da, und die Feststellung, daß sich nntcr den
Aussagen aller Befragten nicht eine ausgesprochen negative
befindet, ist für die Pädagogische nnd psychologische Situation
der Hilfsschule von größter Bedeutung. Das Urteil Erwachsener über ihren ehemaligen Tchulbesuch verdient mehr Beachtuug, als es im allgemeinen, der F a l l ist. Denn es geht
dabei nicht un: Meinuugcn von Kindern, sondern um persönliche Erlebnisse, die durch herangereifte Erkenntnisse nnd
durch Erfahrungen kontrolliert werden.
Ehe die Frage, welchen Beruf ehemalige Hilfsschüler ergriffe» habe» »»d wie sie sich bewährte», beantwortet wird,
möge kurz erwähnt werden, daß manche Hilfsschüler wieder
der Volksschule zurückverwiesen werden können. Von den
180 Probanden waren es 28, der größte Teil davon natürlich
erst nach dem Besuche der 5. nnd 6. Klasse. Dazu sagt Pedevilla: „Dieses spricht wieder für die Notwendigkeit nnd
Zweckmäßigkeit des Hilfsfchuluuterrichtes. Trotz des Vorranges der angeborenen Anlagen erfährt man hier wieder,
welch große Möglichkeiten >dem Menschen bei Ausnutzung
aller geistigen Energien gegeben sind lind in welch hohem
Maße auch der Schwachbegabte, also mich der Hilfsschülcr,
bildungsfähig ist."
I n andere Anstalten überwiesen winden von den !8l> nnr
sechs, davon uur drei iu Er^iehungSanftalteu.
Aus der Hilfsschule cutlasscu lausgeschnlt) wurden 81 Pro
zcnt der Probanden, davon l>:i Prozent aus der ,">. uud
»;. Klasse (Abschlußklassen damals). Dazu bemerkt Pedevilla:
„Die relativ hohe Zahl derer, die die <>. .Ulassc erreich! haben
darunter sind auch solche, die alle sechs Hilssschuljahre
Planmäßig durchliefen
, weist eiuwandfrei nach, daß B i l
dnngsarbeil an Minderbegabten im allgemeinen nnd im besonderen möglich ist »nd Erfolg hat. Ferner bejaht sie die
Frage, ob (Gründung uud Bcslaud der Hilfsschule ^»»sbruct
im besoudere» gerechtfertigt sind. Tiese Behauptung lanu im
nachstehenden >lapi!el bei der Uulersnchling der Berufstätig
lei! noch evgan",! und gesestig! werden."
Von den l>^<» Plobanden wurden !">"> ^>, ungelernte Arbeiter,
I l , ! ">, angelelnle Arbeiter,
25,5, ","^> gelernle Arbeiter.