Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1960

/ Nr.1

- S.1

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23. Jahrgang

Über das Schicksal ehemaliger Innsbrucks Hilfsschttler
Besprechung der Inauguraldissertation von D r . ^ndlvig Pcdevilla
Da sich im Gebiete der Stadt Innsbruck die größte Allgcmciuc Sonderschule (Hilfsschule) des Landes mit derzeit
1A blassen befindet, deren 227 Kinder zwei bis drei Prozent
der gesamten Innsbrncker Pflichtschülcr betragen, da anßerdein in naher Zukunft der Sonderschule endlich ein eigener
(Gebäudeteil (Ofttrakt des Siebcrcr Waisenhauses) zur Verfügung stcheu wird, ist es Wohl angebracht, hier in der
Innsbrucker Öffentlichkeit eine Arbeit ",u besprechen,, die in
ihren Ergebnissen doch auch ciue Rechenschaft dariibcr abgibt,
ob Bestand und weiterer Ausbau der Eondcrschulc berechtigt
sind oder nicht.
Einleitend in seiner 2 Seiten umfassenden Arbeit „Nachforschung über das Schicksal ehemaliger Innsbrucker Hilfsschiiler mit besoudercr Berücksichtigung ihrer Berufotiichtigteit" läßt Pcdcvilla (^andesschnlinspektor für das Berufsschulwesen in Südtirol) E. Sprangcr den Sah zitieren:
„ M a n kann den Menschen nicht ohne Herzeleid betrachten."
Pedevilla erläutert seine Aufgabe mit tiefem Ernst, iudem
er sagt: „Gewiß ist es hundertmal leichter, Fälle zn untersuchen, als in selbstloser, helfender Hingabe seine Arbeitskräfte verströmen zn lassen nnd ein Berufsleben für jene
einzusehen, die größten psychischen und Physischen EnergieVerschleiß mit unzähligen Enttäuschungen und nur geringen
Erfolgeu, vor allem von der öffentlichen Meinung ancrtanntcn Erfolgen, zn lohnen vermögen. Ehrfurchtsvoll sei
dalier stets jener gedacht, denen ein Leiden irgendwelcher Art
aufgegeben ist, auch dann, wenn sie dieses ans die unterste
Grenze des Menschseins gerückt Halle: Ehrfurcht aber besonders vor jenen, die dieses Leid lindern und lrageu helfen."
Pedevilla hat folgende Untcrsuchungömcthode angewandt:
Bon der Beschreibung dcs Einzelfalles geht er ans, bezieht
die Physische und psychische Umwelt ein, berücksichtig! nach
Möglichkeit die Heredität nnd w i l l zn einer ganzheitliclien
Betrachtung gelange». Er kommt znr Einteilung in nmweltftabüc nnd nmwelllabile Grnppen, wobei Hilfsschule? ineist
zn der lchteren gehören. Daher müsse in der vorliegenden
Arbeit die Erforschung der Umwelt besonders große Beachtung verdienen, obwohl die Priorität der Umwell doch ihren
Ursprung wieder in dieser bestimmten Beschaffenheit der
Anlagen hat.
Um so zu eineiu ganjheillichen B i l d dc>.> Prolüinden ,>i
kommen, benühte Pedevilla alle äußeren llnierlagrn, wie
Berichte der Bolls nnd Hilfsschule, der Klassenlehrer, des
Jugend und ^-ürsorgeamtes, des Gerichtes, der Veh

der Arbeitgeber, der Verwandten nnd Bekannten, also der
„sfrcmdenbcobachtuug", «wie Pcdcvilla sie uennt. Z u dieser
Fremdbeobachtung gehört natürlich auch der direkte Kontakt
mit dem Prubanden, der dann zur Aussage, zum „Königsweg
der Psychologie" führt, znr Selbstbeobachtung.
Die Hansbcsnchc bei Ittl! ehemaligen Hilfsschule!» fanden
vom Jänner bis April l!!.",^ statt. Sie haben nur dann Erfolg, wenn sie mit Einfühlungsvermögen, mit intuitivem
Erfassen, mit tieferem Bcrstchen des anderen gemacht
werden. Pcdevilla zeigt das in mehreren Beispielen. Um bei
diesen Gesprächen uud überhaupt bei der ganzen Nachforschung genau orientiert zn sein, hat sich Pedevilla eine
gründliche Kenntnis des Hilfsschulkindcs nnd feiner Schnle
angeeignet. Er gibt einen umfassenden Überblick über die Geschichte des Hilfsschulwcfens im allgemeinen nnd die der
Innsbrncker im besonderen. Er ist informiert darüber, daß
man in der Heilftädagogik fast von einer internationalen
Krise sprechen tonnte, weil die einen sie in eine medizinische
nnd jugcudpsychologische geteilt wissen wollen, während die
anderen aber, darunter die Österreicher und Deutschen, für
keine Spaltung, sondern Zusammenarbeit aller bei Gleichberechtigung des Arztes, Psychologen und Pädagogen sind.
Pedevilla begreift das Wesen der speziellen Hcilpadagoa.it
in der Hilfsschule, die im Helfen liegt. Geschickt wendet er bei
der Aussprache mit den Probauden diesen Gruudsah an uud
erreicht fast tiefcnpsychologischc Ergebnisse. Pedevilla sagt
selbst: „Der Proband darf nicht das unbehagliche Gefühl
haben, verhört oder gar ausspioniert zn werden. Er muß
vielmehr etwas Une Teilnahme eines anderen Menschen an
seinem eigenen Schicksal, seinem Wohl und Wehe verspüren.
Dann geht er ans seiner verschanzten Stellung heraus, zei^t
sich, wir er in Wirklichkeit aussieht, nnd ist anch mit dem im
ersten Moment unerwünschten Besucher ausgcsöhut."
Pedevilla berichtet iu diesem "^nsanimenhmig von einer
ähnlichen Erhebung, die IW gemacht wurde. Hausbesuche worden aber dort nnr in den
notwendigsten Fällen getätigt, freilich ist die Arbeit mit versandten Fragebögen bequemer als die mühseligeu uud zeit«
raubeudeu Hausbesuche. Pedevilla schildert den Borgaug bei
seinen Besuchen ausführlich und berichtet, daß dank seines
Borgehens ei um in drei Fällen den Eindruck hatte, mir
widerwillig geduldet zu sein.
Pedevilla verwendete natürlich auch einen Erl>ebungsmil drei Hauvtpuukteiu Milieuersorschuug, Vebeus-