Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1959

/ Nr.12

- S.12

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Seite 12

Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck

Nummer 12

Neuerscheinungen
„Geschichte der Stadt Innsbruck." Von Otto Stolz.
502 Seiten. Tyrolia-Verlag. 3 28l>—.
Wenn es auch reizvoll erscheint, ein Werk zu besprechen,
ni it dessen Fragenkomplex man selbst seit Jahrzehnten befaßt
ist, so besteht dabei die Gefahr, das eine oder andere Kapitel
vielleicht einseitig zn bewerten. Otto Stolz hat die „Geschichte der Stadt Innsbruck" seiner Heimatstadt wie ein Vermächtnis hinterlassen, an dem er bis in seine letzte Lebenszeit arbeitete nnd ergänzte. Begonnen wurde dieses Werk
vermntlich 1939, als der Auftrag gekommen war, kürzere
Geschichten aller Städte für ein „Deutsches Städtebuch" zn
verfassen. Jener Beitrag ist des Krieges wegen zwar nie
gedruckt worden, aber Stolz hat anch in den Kriegsjahren
an seiner Stadtgcschichte weitergearbeitet. Was er schließlich seiner Heimatstadt bieten wollte, umschreibt er in der
Einleitung so genau, daß diesbezüglich eine Kritik unnötig
erscheint; er schreibt: „ D i e Darstellnngsweise dieses Buches
soll dem allgemeinen Verständnis und Interesse angemessen
sein, sie soll aber anch wissenschaftlich in dem Sinne sein, daß
sie dnrchans ans den Quellen der Geschichte, den Aufzeichnungen früherer Zeiten, beruht und damit den allgemeinen
Grundsätzen der Geschichtsforschung gerecht w i r d . Gewiß
könnten noch viele mehr oder weniger bemerkenswerte Einzelheiten ans den Archiven der Landesregierung nnd der Stadt,
sowie für die letzteu anderhalb Jahrhunderte auch ans den
Tageszeitnngen über «die Geschichte unserer Stadt besprochen
werden, die in dem vorliegenden Buche nicht näher behandelt
sind. Denn dieses mnßte sich, folltc sein Umfang nicht allzn
groß werden, nnd daher die Drucklegung nicht allzn hohe
Kosten verursachen, «darauf beschränken, die wesentlichen
Grnndzüge darzustellen."
Wenn man nnn, dem Plan des Verfassers entsprechend,
eine Kritik üben w i l l , mnß man vorerst anerkennend die Unmenge an Nachrichten, Namen, Oncllen und Hinweisen feststellen, die Stolz ans nicht einmal fünfhundert Sciteu untergebracht hat. Dabei hat er erstmals die Darstellung bis in die
neueste Zeit fortgesetzt nnd damit den Wunsch erfüllt, den
Bürgermeister D D r . Alois Lnggcr jüngst in seiner Begrüßungsrede am Österreichischen Historikertag aussprach. Daß
Stolz dem vorgegebenen Umfange entsprechend z. B. die
Bürgermeister, Dekane, Professoren, Künstler nsw. vielfach
nnr namentlich aufzählen kouute, ohne uäherc Biographien
beizufügen, war eben unvermeidbar. Dafür hat er aber derart ausreichende Literatur- und Qncllenhinwcise angeführt,
daß ein interessierter Leser leicht die gcsnchte Frage weiter
verfolgen kann. Schon die einleitenden Seiten über das
„Schrifttum zur Geschichte der Stadt Innsbruck" geben hiefür wertvolle Fingerzeige.
Der erste Hauftttcil ist der allgemeinen nnd äußeren Geschichte der Stadt gewidmet und umfaßt beiuahe ciu Fünftel
des Bnches. I n dem Absatz (Seite 51) über die Herzoge
Albrecht III. nnd Leopold III. wäre wenigstens des erfolgreichen militärischen Widerstandes der Stadt zn gedenken
nnd ein Satz der Ertränknng des bayernfrcnndlichen Wiltener Abtes Konrad Speiser in der S i l l zu widmen gewesen.
Die Kaiserin M a r i a Bianca ist nicht „plötzlich" (Seite 58)
gestorben, sondern nach einer länger währenden schweren
Wassersucht. Dieser erste Haupttcil schließt mit der Tätigkeit
Bürgermeisters D r . Franz Grciter nnd dem Amtsantritt
Bürgermeisters D D r . Lugger im Dezember 1956.
Der zweite Hanpttcil, die Geschichte der Verfassung nnd
Verwaltung der Stadt Iuusbruck (von Seite 86 bis 188)
gehört dem Licblingsstndium des Verfassers an. I n den
ersten Seiten gibt er eine übersichtliche Znsammenstcllnng
aller Urkunden, die sich zwischen N8N und 1300 auf I n n s bruck bczieheu. Auch iu diesem Kapitel sind die Angaben über
die neueste Zeit, wie z. B . die Vertretung der Stadt im Landtag oder die parteipolitische Zusammensetzung des Gemeinde
rates, besonders wertvoll, da ja anch die Chronik Konrad

Fischnalers bereits m i ! dem Jahre 1928 abschloß. Die
Lebensmittel- und.Wasserversorgung, Belenchtnng, Feuerwehr nnd Gesundheitspflege ist ebenfalls in diesem Abschnitt
untergebracht.
Die bauliche Entwicklung der Stadt wird im drillen Hauptteil „Historische Ortsbeschreibung nnd Statistik" lSeile !9l —
253) behandelt. Die älteste Anlage der Gassen nnd Häuser,
die der Stadtgeschichtsforschuug uoch manche Aufgabe stellt,
hat Stolz übersichtlich znsammengcfaßt. Die einzelnen Hauseigentümer, die Fischualcr mühsam für seine Chronik zusammenstellte nnd die noch zu ergänzen sind, konnte er natürlich
nicht nochmals abdrnckcn. Die Reiseberichte, in denen I n n ö brnck behandelt wird, bilden den Abschluß dieses Hauptteiles.
Die„Geschichte der Wirtschaft",die dcu viertcu Hauptteil ausmacht (Seite 257—328), begiuut mit eiucr Darstellung des
Verkehrs und Handels seit den ältesten Zeiten. Die Straße»,
das Niederlagsrecht, Rodwcsen nnd die Schiffahrt werden
hier behandelt; es folgen die Eisen-, Straßen- nnd Seilbahnen, die Luftschiffahrt nnd das Postwcscu. Auch das
Gastgewerbe nnd der Fremdenverkehr fällt in diesen Abschnitt, der mit einer Schilderung der Wohnungen, der Vckleidnng nnd Ernährnng in älterer Zeit schließt. Sogar der
Speisezettel der Spitalspfründner nm 17N0 wird mitgeteilt
nnd für die Küchen der neneren Zeit werden die Kochbücher
von Josefa Payr nnd Franziska Zingerle erwähnt.
Der fünfte Haupttcil „Geistige K u l t u r " (Seite 33l ^15)
umfaßt die Geschichte der Pfarreien, Klöster nnd Kirchen, der
Universität, Bibliotheken nnd Museen, der bildenden Kunst,
Literatur und Musik. Auch den Alpinismus, Schilauf und
Sport hat Stolz hier eiugereiht.
Der letzte und sechste Haupttcil blieb schließlich den ein
gemeindeten Dörfern Willen, Hotting, Amras, Prad!,
Mühlan, Arzl, I g l s nnd V i l l vorbehalten.
Wenn man sich der Naumbcgreuzuug bewußt bleibt, die
Stolz vorgegebeu war, daun wird man gar nicht erst darüber
nachdenken, was hier oder dort noch hiueiugehörcu könnte.
M a n wird so nette Lokalhistörchen, wie sie Hans Hörtnagl
meisterhaft zn schreiben verstand, bei Stolz vergeblich suche»,
aber man wird sie hier anch gar nicht erwarten. Wie die
„Fischnaler-Ehronik" in ihrer A r t geschaffen wurde nnd seit
30 Jahren beste Dienste leistet, so wird die Stadtgcschichtc
von Otto Stolz eben künftig anch der „Stolz" bleiben, in dem
man sich erst einmal rasch informieren mag. Vicllcicht kann
von feiten der Stadt zn einem künftigen Jubiläum einmal
eine vielbändige Stadtgcschichtc in Auftrag gcgcbcu werdc»,
die auch alle lokaleu Klcinigkcitcn berichtet und rcgislricrl,
aber bis dahin werden noch allcrlci Vorarbeiten mid Forschuugcu nutwendig sein.
Dem Verlag „ T y r o l i a " muß jedenfalls dcr Dank und dic
Aucrkeuuuug für die Herausgabe dieses Werkes ausgcsprochcu werdeu. Otto Stolz selbst hat sich damit ein daucrudcs
Dcukmal geschaffen.
D r . 5iarl Schadclbauer
„Heinrich von Tchullcrn und seine Zeit." Vou ,^tarl Pauli»,
mit sechs Abbilduugeu, Verlag dcr Waguer"schcu Universilätsbuchhaudluug, 106 Seiten, in Leinen gebuudeu 3 <2. .
Die Innsbrucker werden es Wohl zu werten wisscu, daß
einem ihrer Ehreuriuglrägcr ciue so crschöpfcnde und zugleich
warmc Würdigung zutcil geworden ist. M i t diesem Buch Hai
uns Hcrr Professor Pauliu ciue außerordentlich inhaltsreiche
und besinnliche Lektüre bereitet, die man gerne in eine»!
Zuge verkosten möchte. Eingangs crfährt dcr Leser Wissens
wcrtcs übcr Abstammuug uud Sippe dcrcr vou CchuIIcr»,
von dcucn mehrere Männer gcistig stark in dcn Vorder
gruud heimatlichen Schaffens traten. I m weiteren vermiltell
das Buch ein vollkommen plastisches Bild über den Menschen
und Arzt Hciurich vou Schullcru, der sich vom Tchiislslcllcr
",>!!!> großcu Tiroler Dichter eutwickeü und >o sill, süv den
ganzen deutschen Knltnrkrcis unsterblich gemacht Hai. Auch