Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1959

/ Nr.12

- S.7

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Amtsblatt dc, Vande^I"auptstadt Innsbruck

Seite 7

Elb5
Als ani Samslag. den I l. November 1!».",".», der erste
!I!I0 lnügjährige l o i t e r des Stadtoermessungsamles
Obergeometer i, N. A n d r ä E l b s verschied, ging
ilnii damit ein schon längergehegter Ä^nnsch in Erfiil
Iiing. Das hohe Alter
er stand ini 85. Lebensjahr
brachle seit mehr als einem Jahr Beschwernisse mil sich,
die ihm scine Lebensfreude nahnien.
Andrà Ellis wurde am 6. November 1875 in Rankweil geboren. Nach teils harten Jugendjahren arbeitete er »ach Absoluierung der Gewerbeschule u. a. auch
einige Zeit in der Schweiz und kam am 1. A p r i l 1900
in den Dienst der Stadt Innsbruck. Damals war die
Neuvermessung der Landeshauptstadt, die die Stadtgemeinde im Jahre 1897 einem Zivilingenieur aus
Klagenfurt übertragen hatte, da die vorhandenen Katasterpläne zur Bewältigung der Aufgaben der Stadtverwaltung nicht mehr ausreichten, in vollem Gange.
Elbs fand dabei eine seiner Veranlagung und Neigung
äußerst entsprechende Tätigkeit. Es gab keinen AchtSlunden-Tag nnd als Elbs nach Abschluß der Neuvermessung im Jahre 1903 allein mit den fertiggestellten
Plänen und der Unmenge von Verechnungsunterlagen
im Dienst der Stadt verblieb, um das vollendete Werk
auf dem laufenden zu halten, war er meist von früh
bis zum späten Nachmittag im Felddienst und hernach
bis tief in die Nacht in der Kanzlei bei der Ausarbeitung tätig, besonders als er daranging 1908 bis 1914
das Gebiet von P r a d l (eingemeindet 1904) in derselben A r t wie das alte Stadtgebiet, planlich zu erfassen. 1915 wurde er zur Militärdienstleistung eingezogen. Den Krieg machte er hauptsächlich an der italienischen Front mit und kehrte 1918 nach kurzer italienischer Kriegsgefangenschaft in die Heimat zurück. Er
nahm seine Tätigkeit in der Stadtvermessung sofort
wieder auf und sobald es ihm die Zeit erlaubte, begann er neben seinen laufenden Arbeiten mit der
Vermessung des verbauten Gebietes von Wilten (1921
bis 1926). Mitten war ebenfalls schon 1904 eingemeindet worden und inzwischen stark gewachsen. I n
vielen Abend- und Nachtstunden hat er sich zudem noch
in theoretische Studien vertieft, teils, weil er sie als
Niistzeng brauchte, um die Arbeiten den wachsenden
Anforderungen entsprechend auszuführen, teils, weil
er daran größtes Interesse halte. Dieses Interesse ließ
ihn auch bis vor wenigen Jahren noch regen Anteil
»ehnien an der Entwicklung und technischen Vollendung der neuzeitlichen Instrumente und Methoden
und ec> gab bis in die letzten Jahre kein neu angeschafftes Instrument, an dein er sich nichl interessiert
gezeigt hätte.
I n seiner nicht sehr reichlichen Freizeit war er in
jüngere» Jahren ei» guier Turner beim I T V . außerdem ging er seiner Neigung zum Schachspiel »lach und
auch nach seiner Pensionierung im salire l!»."!."> war

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noch lange Zeit als Beobmli!,."!" beleili^l, Seinen
Nnliesland tonnte er nicht nngestörl verbringen, denn
nach Ansbrnch des zweiten Welllrie.qes mnßte er !939
bis 1945 wieder in den Dienst der Stadt Innsbruck
einrücken, um zuerst verschiedene Sonderausgaben und
später die Leitung der Stadlvermessung zu übernehmen. Erst als fast Siebzigjähriger verließ er dann
endgültig den Dienst und verbrachte seine Zeit viel
mit Spaziergängen in der näheren Umgebung der
Stadt. Sein Interesse für Geschichte und auch für M a thematik konnte er aber nur mehr beschränkt befriedigen, da ihn längere und intensivere Lektüre schon zu
stark belastete.
Elbs vermählte sich im Jahre 1908. Er führte eine
glückliche Ehe, bis ihm vor sechs Jahren seine Frau
nach längerem Leiden entrissen wurde. Aus dieser Ehe
stammten zwei Kinder. Der besondere Stolz und die
Freude Elbs war sein Sohn, der nach abgelegter M a tura an der Innsbrucker Realschule in Wien die technische Hochschule besuchte und damit ein Ziel erreichen
sollte, das ihm selbst nicht erreichbar gewesen war. Es
war wohl der schwerste Schicksalsschlag in Elbs Leben,
als in den Ferien 1935 sein Sohn bei einer Bergtour
am Vettelwurf tödlich verunglückte. Diese Wunde ist
nie mehr ganz verheilt und hat die Neigung zur Skepsis in Elbs Weltanschauung nicht vermindert, wenn
auch zu seiner großen Freude inzwischen sein Neffe die
Studien an der Technischen Hochschule i n Wien mit
ausgezeichnetem Erfolg beendet hatte.
Hager, mittelgroß und mit bis ins hohe Alter nicht
ergrautem, wenn auch schütterem Haar, machte Elbs
einen ernsten, und für die, die ihn nicht kannten, sogar
etwas grimmigen Eindruck. Seinem klaren und scharfen Blick entsprach seine nüchterne und nichts beschönigende Denkungsart. Sein sarkastischer Humor war
treffend und unvermittelt. Gegen sich selbst war er unnachsichtig, immer bestrebt, seine Arbeit aufs Beste und
bis zur letzten Konsequenz auszuführen. Als Vorgesetzter war er stets menschlich verständig, gerecht und
hilfsbereit. Bescheidenheit war seine zweite Natur. Er
hielt nicht viel von äußerer Anerkennung. Seine gute
und exatte Arbeit, deren schärfster Kritiker er selbst
war, bot ihm an sich Genüge. Nie machte er das geringste Aufheben von seiner oft schwierigen, mühe- und
verantwortungsvollen Täligteit. auch nichi von seiner
Person
bis über seinen Tod hinaus.
So wird Elbs in unserer Erinnerung bleiben, seine
ausgezeichneten Arbeiten werden immer ein Muster
sein. Wenn auch durch einen Voinbentresser l"iele von
seinen Originalen zerstört wurden
auch das hat ihn
zuliefst getroffen
. ist noch genng lwrhanden. was
von seiner einsigen und hervorragenden Tätigkeit
Zeugnis gibl.
D i p l . - I n g . A. Zollner