Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1959

/ Nr.12

- S.5

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Nummer 12

Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck,

Seite 5

Hcldcnehnmg der
Am 2!». November d. 7v veranstaltete die Hölllllger
Schützentoinpanie eine Erinnerungsfeier bei der am
Gasthof ..^l^eißes Lamin" mitbrachten, den Helden u>n
l^üü gewidmeten Gedeiiktafel. Bürgerilieifter Dotlor
Alois L n g ge r zeichnete in seiner Festrede nocl>mals
ein scharslimrissenes B i l d jener denkwürdige» Borgänge vom 12. A p r i l 1809, die wesentlich zu einer
ersten Befreiung der Stadt von den Bayern beitrugen,
Bülgernleister Dr. Lugger sagte!
die Schützentompanie Hötting sich heule liier
»lil einer großen Äiizahl von Festgästen versammelt,
um im festlichen Nahmen eine Gedenktafel für jene
sechs Helden zu enthüllen, die sich am 12. A p r i l 1tt09
ini Kampf um die Höttingcr Innbrücke besondere Verdienste erworben haben, so möchte ich hiefür allen herzlich danken, die zur Gestaltung dieses Festes beigetrage» haben. Unser Fest heute reiht sich würdig jenen
(Gedenkfeiern an, die uns an die Geschichte unserer
engeren Heimat vor 159 Jahren erinnern.
Kaum war der letzte Glockenschlag zu Mitternacht
des 11. A p r i l 1809 verhallt, als am Hügel oberhalb der
Höttinger Kirche ein mächtiges Kreidefeuer aufloderte,
um weithin durch das ganze I n n t n l , hinein in das
Wipptal, über die Höhen und Dörfer des südlichen
und westlichen Mittelgebirges hin zu verkünden, daß
nun. wie der Stadtchronist Gottfried Pusch schrieb,
.der Entscheidungstag gekommen sei" und die Tiroler
Bauern bereit stünden ,für Österreichs ihnen heilige
Sache zu kämpfen und zu sterben".
Während zu Hötting bereits die Zuzüge aus dem
Oberinntal, sowie die Völser, die bei Kranewitten
den I n n übersetzt hatten, einrückten, beeilten sich die
Feinde, die Innbrücke, das Einfallstor in die Altstadt,
durch Kanonen zu sichern und zu sperren. I m Zwielicht
des grauen Morgens besetzten die Schützen die Hügel
oberhalb M a r i a h i l f und die Höttinger Kirchgasse. Als
etwas vor sieben Uhr die Landftürmer gegen die
Brücke vorgingen, wurden sie von einem Kugelregen
empfangen. Der Schütze Stubenböck von Telfs war das
erste Opfer. Bald zeigte sich, daß ein direkter Angriff
auf die Brücke auch unter größten Opfern nicht zum
Ziele führen würde. So griffen die Höttingcr zu einer
Kriegslist.
Die Schützenchronil aus 1809 berichtet uns, wie in
jenem denlwürdigen Jahre, am 12. A p r i l , die Höttinger Schützen unter ihrem H a u p t m a n n
Wolfg a u g N a t t e r e r in die Stadt eindringen konnten.
Um den Bormarsch unserer Schützen von Norden her
»»möglich zu machen, wurden am stadtseitnien Briikteutops der Innbrücke von den Bayern zwei Kanonen
allsgestellt, die das linke Innufer nnler Beschüß »ah
men. Hauptmann Nalterer wollte die I m , brücke erstürmen, was aber blutig abgewiesen wurde. Nun
wurde zn einer kühnen Tat geschritten,
OberIenlnanl
I o s e f N a l t e r e r, der
Bruder des Hauptmann Glatterer, kroch mit seinen beide» schneidigen F e l d w e b e l n
Josef
Elle»
und I a k o b H e i ß der hölzernen Brunnenleit»»g
unler der Innbrücke entlang über den I n n . machten
die feindlichen Kanoniere unschädlich lind die ?.»!>
brücke tonnte erstürmt werden.

Die zwei eroderle» Kanonen mit zwei Munitionslarren wurden im Triumphzug nach Hötting gebracht,
wo sie im Stamsergarte» mit der Miiuoung nach der
Stadt ausgestelll wurde».
Als die kaiserlichen Truppen am 1.">. A p r i l in die
Stadt einzogen, wurden die beiden Kanonen General
Ehasteler übergebe», sehr z»m Leidwesen der Eroberer,
Die bei diesen 5vämpsen eroberte französische Standarte wurde bei der Gründung der Höttinger Musikkapelle im Jahre 18N! dieser von Hauptmann Nattercr
als Regimentsstab übergeben und wird heute noch voll
Stolz bewahrt.
Oberleutnant Nalterer wurde 182."l noch dadurch besonders ausgezeichnet, daß er einer jener sechs Männer
war, die den Sarg mit den Gebeinen Andreas Hofers
am 21. Februar von der Servitentirche in die Hofkirche
tragen durften.
J o s e f H u t t e r. Gemeindevorsteher von Hötting
und Stadtbaumeister, stand den Gebrüdern Natterer
bei den Kämpfen an der Innbrücke getreulich zur
Seite. Er war es, der des öfteren auch in das kaiserliche Hoflager kam, um Geld für Verpflegung und
Löhnung zu erhalten. I m bekannten Buch über die
Tiroler Erhebung von 1809 von Jofef H i r n heißt es,
daß sich an lärmenden Knndgebungen bei der E i n treibung entsprechender Gelder namentlich die Höttinger Kompanie des Wolfgang Natterer beteiligt habe.
Josef Eller und Jakob Heiß sollten später für ihre
Treue büßen; man wollte ihre Häufer niederbrennen.
Über Fürbitte des Bürgers Josef Plattner, des
damaligen Stamserwirtes, unterblieb die Greueltat.
Der sechste der heute besonders gefeierten Helden ist
J o s e f S t u r m , ein gebürtiger Schweizer, jedoch
seit langem als Tambor bei den Höttinger Schützen.
Auch er beteiligte sich am Kampf an der Innbrücke.
I h n ereilte ein großes Mißgeschick. Eine Gewehrkugel
fuhr ihm durch den Mund und riß ihm die Zunge weg,
fo daß er zeitlebens stumm blieb.
So haben 1809 bei der Brücke, die seit 800 Jahren
Hötting mit Innsbruck verbindet, die Höttinger
Schützen nicht nur ihre Feuertaufe empfangen und
ihren Blutzoll zur Befreiung Tirols abgestattet, sondern auch wesentlich dazu beigetragen, daß der Feind
das erstemal so schnell Innsbruck rä»>»e» mußte.
Auch die heutige Zeil erfordert von jedem einzelnen
oon uns immer wieder Wagemut und Betenntnistreue.
um die Aufgaben, die wir zu erfüllen haben, auch zu
meistern. Die Ideale der Heimalliebe und des Bälerglaubens werden nns nach wie vor helfen, es gleich
zu machen unseren Borderen.
Daß die Höttinger Schützentompanie dieser Taten
ihrer Borfahren in einer so würdigen Feier gedenkt,
erfüllt mich mit Frende und aufrichtiger Gennglunng.
Möge das lien geschaffene Wahrzeichen besonders
unserer Ingend die Heimatliebe nnd den Wagemut
unserer Allen immer wieder ins Gedächtnis rufen
lind möge sich die hellte enthüllte Gedenktafel würdig
einreihen in die wahrhaft echte» Erixueruug^ställen
unserer Stadt."