Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1959

/ Nr.5

- S.6

Suchen und Blättern in knapp 900 Ausgaben und 25.000 Seiten.





vorhergehende ||| nächste Seite im Heft

Zur letzten Suche
Diese Ausgabe – 1959_Amtsblatt_05
Ausgaben dieses Jahres – 1959
Jahresauswahl aller Ausgaben

Dieses Bild anzeigen/herunterladen
Gesamter Text dieser Seite:
Seite 6

Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck

die Erzählung „Das rauhe Gesetz". Die folgenden
Jahre bringen uns die großen Romane „Das Stierhorn" mit einer Übersetzung ins Holländische, „Der
Bannwald", übersetzt ins Tschechische und Norwegische,
und „Die Flachsbraut". 1950 schuf Oberkofler den
Text zum Bildwerk „ S ü d t i r o l " und 1958 den Text
zum Bildbuch „Marionlob und Gloriasang". Dazwischen liegt der Gedichtband „Verklärter Tag".
Stets verbunden mit seiner Tiroler Heimat und deren
Geschichte, entstand 1959 der Text zur Chorballade
„Peter Mayr, W i r t an der M a h r " , vertont von Professor Joseph Meßner. Gegenwärtig in Druck befinden
sich die Iugenderinnerungen „ W o die Mutter ging".
Immer schöpfte Oberkofler in seinem literarischen
Schaffen aus der Heimat und seinem christlichen Glauben, der ihm auf seinem ganzen Lebensweg selbstverständlicher Kraft- und Lebensquell war. Auf all seine
Werke trifft im wesentlichen das zu, was Vr. W i l l ram über jenes Symbol der Heimat, Leidlieb, sagt:
„ . . . die den Heimvergessenen lockt und mahnt, ihn wie
mit Muttcrhänden durch Sturm und Drang, durch
Wahn und W i r r n i s geleitet, bis es ihr gelingt, durch
den Zauber und Reiz ihrer Reinheit ihn Gott und
der Väterscholle, dem Frieden und der Schicksalsuersöhnung zurückzugeben."
So blieb Joseph Georg Oberkofler verwurzelt im

Num«er 5

großen, im einigen T i r o l . Immer Künder des ewigen
Schicksals des Menschengeschlechtes.
Den Ehrenring Innsbrucks, der Landeshauptstadt
Tirols, mögen Sie. Hochgefeierter, viele Jahre glücklich im Kreise ihrer Familie zu unser aller Ehre und
Freude tragen, und es werde so, wie der Dichter I o
seph Georg Oberkofler als Seher für das gauze Laud
T i r o l sagt:
„Es hören nicht viel nach der andern Geschwätz.
W i r leben nach unserm eignen Gesetz.
Und alle Schelme in Hof und Haus,
die Scholle verstößt sie. Sie sterben aus."
Tief ergriffen dankte Professor Oberkofler Bürgermeister und Gemeinderat für die ihm erwiesene unerwartete Ehrung und erklärte, daß cr bereits fast die
Hälfte seines Lebens in Innsbruck zugebracht und hier
auch alle seine Werke mit ganz wenigen Ausnahmen
niedergeschrieben habe. So sei aus ihm, dem gebürtigen
Südtiroler, doch auch ein Nordtiroler geworden uud
dadurch das ganze Land T i r o l in ihm lebendig. Heimat und Ferne seien stets die beiden Gegenwerte gewesen, die sein Innerstes beschäftigten.
Zwei Sätze aus dem Lerchenquartett von Haydn.
dargeboten vom Vruckbauer-Quartett, umrahmten den
festlichen Abend.

Altqemeinderat Vinzenz Giselbrecht f
Der im 58. Lebensjahr ins Jenseits abgerufene und
am 22. April l. I . im Pradler Friedhof in aller Stille
beigesetzte Herr Vinzenz Giselbrecht war auf Grund
der Gemeindeergänzungswahlen vom 23. April 1933
von der damaligen Nationalsozialistischen Deutschen
Arbeiterpartei in den Innsbrucker Gemeinderat gewählt worden. Er wirkte in der Folgezeit bis zum
Verbot der NSDAP, in Österreich als Obmannstellvertreter im Sportausschuß und im Verwaltnngsausschuß für den Schlacht- und Viehhof. Gleichzeitig war
er auch Mitglied im Armenrat, im Lohnkomitee für
die Stadtarbeiter, im ltberwachungsausschuß für die
städtische Krankenfürsorgeanstalt, im Altersversorgungsausschuß für die Stadtarbciter, im Wohlfahrtsund Wohnungsfürsorgeausschuß und im Verwaltungsausschuß für diestädtischeMolkerei. Schließlich waren
ihm auch Aufgaben im Wirtschaftsausschuß, in den
Verwaltunqsausschüssen für die Lichtwerke, für die
Nordtettcnbahn und Pfandleihanstalt übertragen.
Pinzenz Giselbrecht war gebürtiger Saalfeldner. Geboren am 13. Jänner 1901, kam er in der Zeit um 1908

mit seinen Eltern nach Innsbruck, wo er die Pflichtschule und durch einige Jahre eine Mittelschule besuchte. Während des ersten Weltkrieges rückte er freiwillig zu den Waffen ein und zeichnete sich als junger
Frontsoldat mehrfach aus. I n den Nachkriogsjahrcn
trat er, beruflich als Hilfsarbeiter im Baufach tätig,
der NSDAP, bei. in deren Reihen er sich zum Gauamtsloiter und Verantwortlichen der Deutschen Arbeitsfront für Tirol und Vorarlberg emporarbeitete.
Zu Beginn der Vierzigerjahre meldete sich Giselbrecht,
der für Frau und zwei Töchter zu sorgen hatte, wiederum freiwillig zum Militär" aus Norwegen kehrte
er dann mit erfrorenen Füßen heim. Für kurze Zeit
stand er auch am italienischen Kriegsschauplatz. Als
er nach dem Zusammenbruch eine Reihe amerikanischer Internierungslager, darunter auch jene von
Glnsenbach und Neichenau bei Innsbruck, mit all den
harten Entbehrungen verkostet hatte, verdiente er sich
den Lebensunterhalt bis zu seiner schweren Ertranlung als Reisender in der Papierbranche.
W. Eppacher

Die Peter-Mayr-Strasie in Innsbruck
Der Vorstand des Peter-Mayr-Vundcs richtete anläßlich des 25. Vestandsjubiläums seines Vereines an
Bürgermeister Franz Fischer ^das Ansuchen, zum Gedächtnis des Freiheitskämpfers und Märtyrers der
Wahrheit Peter Mayr. Wirt an der Mahr, im Stadtgebiet von Innsbruck eine Straße zu benennen. Nach
entsprechender Überlegung wurde der Bitte willfahren,
indem in der Gemeinderatssitzung vom 6. März 1939
beschlossen wurde, die in Wilten liegende Anatomiestrahe in Peter-Mayr-Etrahe umzutaufen. Die frü-

here Anatomiostraße war mit Beschluß des Gemeindeausschusses von Wilten am IN. August 1895 uach dem
dort befindlichen Anatomiegebäude so benannt worden. Die Straße hatte diesen Namen als» durch 35
Jahre innegehabt.
Peter Mayr, geboren am 15. August 17!»7 am Köhlhof in SWan am Ritten, erschossen in Gries bei Bozen am 20. Februar 1810, stammte aus altfreiem
Bauernstamm. in dem. wie Msgr. Dr. Franz Kolb
sagt, Gottesfurcht. Gewissenhaftigkeit und peinliche