Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1959

/ Nr.5

- S.5

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Nummer 5

Amtsblatt der Vandesdanptstadt Innsbruck

Seite 5

Ehrenrinqvn leihllng an Professor Dr. Joseph Georg Oberkofter
Am "Abend des 11, Äiai d. I . traf sich in. Kleinen
Sladlsaal cine ansehnliche Versammlung ini öffentlichen wie tulturellen Leben Tirols bekannter und bela nntestor Persönlichkeiten zu einer beinahe familiären Feierstunde. Sie alle waren gekommen, um
den schlichten Sohn des Ahrntales und Sproß eines
»ralle» Tauserer Bauerngeschlechles Joses Georg
Obertosler. der sich bereits den Tilel eines Doktors erworben und jenen eines Professors verdient hatte, in
besonderer Ameise zu ehren. Der Gemeinderat der
Landeshauptstadt Innsbruck hatte nämlich beschlossen,
Oberlofler. der seit vielen Jahren in Innsbruck lebt
nnd schafft und. wenn auch dem Herzen nach heute
noch ein hundertprozentiger Pufterer und Südtiroler,
so doch zumindest akten- und amtsmassig auch Innsbrucker und Nordtiroler ist, aus Anlaß seines 70. Geburtstages für seine hochwertigen und weitbekannten
Leistungen auf >dem Gebiete der Dichtkunst und schönen Literatur den 29. Vhrenring der Stadt zu verleihen. Bürgermeister DDr. Alois Lugger nahm die
hohe Auszeichnung vor und umriß den Anwesenden
Leben und Wirken des Gefeierten mit folgenden Worten !
Es erfüllt mich mit besonderer Freude, heute den
einstimmigen Beschluß des Innsbrucker Gemeinderntes vom 29. A p r i l 1959, Herrn Professor Dr. Joseph
Georg Oberkofler den Ehrenring der Stadt Innsbruck
zu verleihen, durchführen zu können.
Wahrlich eine illustre Reihe von Persönlichkeiten ist
es, denen bisher diese hohe Auszeichnung zuteil wurde.
Und wenn ich heute die Ehre habe, den Ring der Stadt
Joseph Georg Oberkofler in Anwesenheit eines erlesenen Publikums feierlich zu überreichen, so bin ich
in ir dessen bemußt, daß damit die Reihe jener, auf die
das im Innsbrucker Stadtrecht verankerte Erfordernis
des Vorliegens „besonderer Verdienste" zutrifft, in
würdigster Weise fortgesetzt wird.
Die Wertschätzung, deren sich der heute ?0jährige
Dichter seiner Heimat erfreut, erhellt aus der Tatsache der zahlreichen Ehrungen nnd Auszeichnungen,
die Oberkofler, der zeitlebens ein einfacher und bescheidener Mensch blieb, zuteil wurden.
So wurde ihm 19!i7 durch Bundespräsident Mitlas
das „österreichische Verdienstkreuz für Kunst und Wissenschaft erster Klasse" verliehen! 1939 wurde ihm der
..Voltspreis für deutsche Dichtung" zuerkannt, und
195."l verlieh ihm der Südtiroler Kiinstlerbund in Bozen die Ehrenmitgliedschaft. Bundespräsident Körner
ehrte Obertofler 1!».", l durch die Anerkennung des Titels
,.Professor". Eine besondere Auszeichnung für Ober
tofler bedeutete auch das ihm 1!>.",<> durch Landeshauptmann Grauß überreichte „Ehrenzeichen des Landes
Tirol".
Es sei mir nun gestattet, einen kleinen Überblick
über Leben und Wirken unseres heutigen Ehrengastes
zu geben!
Einem alten Bauerngeschlechle entstammend, wurde
Oberkofler 1«tt9 in St. Johann in Ahrn in Südtirol
geboren, besuchte dort die Volksschule und kam im
Aller von zwölf Jahren an das Gymnasium Vinzentinum nach Brixen. Später übersiedelte er nach Trient,

wo er a »ich die Reifeprüfung ablegte. Das Universilälsstudium wurde durch den ersten Weltkrieg unterbrochen, und in den Jahren 1917, bis l!!1>» sehen wir
Oberlofler zur Verteidigung seiner geliebten Heimat
als Kriegsfreiwilligen an der Dolomitenfront. Nach
den, Ende des ersten Weltkrieges setzte Obcrkofler
sein Sludilim fort, widmete sich neben der Rechtswissenschaft auch der Germanistik und modernen Sprachen nnd promovierte 1921 an unserer ^ I m a n^ttc,
zum Doktor der Rechte. Anschließend war Oberkofler
einige Jahre verantwortlicher Leiter für die Politik
des damaligen Südtiroler Tagblattes „Der Tiroler"
in Bozen, bis dieses Blatt verboten wurde. I n Bozen
lernte Oberkofler auch seine verehrte Frau kennen, mit
der er 1926 den Bund fürs Leben schloß und die wir
heute unter uns als Mitgefeierte herzlich begrüßen
dürfen.
Später zog Oberkofler nach Innsbruck und arbeitete
als Verlagsredakteur. Die Ungunst der Zeit zwang
ihn zur Aufgabe dieser Tätigkeit. Seither lebt und
schafft Oberkoflcr als freier Schriftsteller in Innsbruck,
das ihm wahrlich zur zweiten Heimat wurde.
Reich und tiefgründig ist das Schaffen Oberkoflers.,
Einem damals abgeschlossenen, rauhen Vergtale entstammend, lernte Oberkofler i n frühester Jugend das
Leben des Bauern und die Welt seiner Vorfahren
kennen und empfing zu jener Zeit die mächtigsten
Eindrücke, die in seinen Werken ihren dichterischen
Niederschlag fanden. Zum neuen Erlebnis wurde dem
bisher im Kreise seiner acht Geschwister Aufgewachsenen die Bekanntschaft mit der für ihn fremden, neuen
Welt, als er ins Studium zog.
W i r sehen Oberkofler nun bereits als Mitarbeiter
an den literarischen Zeitschriften „Hochland", „ G r a l "
und „Brenner". Als Hochschüler schilderte er i n der
Erzählung „Knappen von Prettau" den Kampf zwischen den ansässigen Bauern und zugewanderten fremden Bergknappen. Aus der inneren Erschütterung
durch den ersten Weltkrieg entstanden die beiden Sonottenbände „Stimmen aus der Wüste" und „Gebein
aller Dinge", die „Hochland" als „johanneische Schaumigen" bezeichnete. 1925 vollendete Oberkofler seinen
ersten Roman. „Sebastian und Leidlieb", der auch ins
Holländische übersetzt wurde.
Es ist mir im Nahmen dieses Festaktes leider nicht
möglich und es entspricht auch nicht meinem Können,
dem Lebenswerk Oberkoflers die ihm gebührende
Würdigung znteil werden zu lassen. Viele hervorragende Persönlichkeiten haben Joseph Georg Oberkosler
selbst und seine Werke in ihrer eigenen dichterischen
Ar< beschrieben und besungen. Ich möchte dazu erwähnen den umfassenden
Kenner
der
Weltliteratur Hermann Bahr oder Vr. W i l l r a m . unseren
Propst Woingariner oder den hervorragenden Tiroler
Pädagogen Hofrat Josef Nenmair, Ich selbst kann sozusagen nur als Amtsperson eine nüchterne Begründnng geben, wohl wissend, daß es einer solchen nicht
bedarf. Ich darf mich also darauf beschränken, bedeutender weiterer Werke Oberloflers kurz Erwähnung zu tun.
Den Erzählnngen „Drei Herrgottsbuben" folgte
der Gedichtband „Nie stirbt das Land". 193« erschien