Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1959

/ Nr.4

- S.3

Suchen und Blättern in knapp 900 Ausgaben und 25.000 Seiten.





vorhergehende ||| nächste Seite im Heft

Zur letzten Suche
Diese Ausgabe – 1959_Amtsblatt_04
Ausgaben dieses Jahres – 1959
Jahresauswahl aller Ausgaben

Dieses Bild anzeigen/herunterladen
Gesamter Text dieser Seite:
Nummer 4

Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck

Seite 3

Die Haspinqcrsttasie in Innsbruck
Der Genn"ind^m"flel)!."! lwn Willen, I n g ,
Tschamler. ließ am ^1.". November l8l>5 an der An
fchlagtafel folgendes veröffentlichen! „Der Gemeinde,
ausfchuß hat in der Sitzung voin 1«. d. M . beschlossen.
die Tiraste zwischen der Mischer- und Schöpfst raße und
parallellaufend mit denselben Haspillsserstrnszc zu
b^^nncn," Somit war auch diesem glühenden Patriot i , aiX" dem Gsieser T a l . der bekanntlich zum berühm!e,i >^icijc der Poltsführer von Anno neun gehörte,
eine ihin gebührende Ehrung zuteil geworden.
Geboren am Speckerhof in St. Magdalena am
27. Oktober 1776, zog 5)aspinger bereits als Gymnasiast in Bozen 1795, 1797 und 1799 gegen die Franzosen in den Krieg. Er studierte dann in Innsbruck
neben Theologie auch Philosophie und Medizin. Am
l. November 1802 trat er, der bisher Johann Simon
hieß, zu Eppnn in den Kapuzinerorden ein, lebte als
Kleriker und Gäupater anschließend in den Klöstern
von Sterzing. Schlanders. Meran und Klausen. Am
1, September 1805 zum Priester geweiht, führte Hasinnger als Feldpater und Kommandant eine Schützentompanie gegen die vom Süden her eindringenden
Franzosen. Als echter Volkspriester benützte er i n den
Jahren 1806 bis 1809 das Predigeramt unter anderem auch zur Stählung des Widerstandswillens und
zur Vrandmarkuna, aller durch die Vesatzungsmacht
verursachten Schäden. I m A p r i l 1809 marschierte er
mit einer Kruppe von Landesschützen ins Welschtirol
und lieferte dem Feind in Trient eine vierstündige
Ttraßenschlacht. An der Vergiselschlacht vom 25. M a i
nahm der Notbart i n führender Stellung teil und
legie auf den Nähen von Mutters und Natters sowie
im Kampf um den Hußlhof hervorragende militärische
Fähigkeiten an den Tag. Von 400 Gefangenen, die
sich den Tirolern ergeben hatten, hatte die Hälfte
viaspinger durch einen Handstreich in der Nähe von
Wilten bei einbrechender Nacht gefangen. Ende J u l i
beteiligt er sich maßgeblich an den Kämvfen in der
Sachsenklemme. Auch in der Bcrgiselschlacht vom
I."l, August steht der unerschrockene Feldnater mit dem
Kreuz in der Hand mitten im Kampfgetiimmel. An
der Seite Andreas Nofers zieht er in das befreite
Innsbruck ein. I n den Wochen darauf versuchte der
Feuergeist auch die Sal">b»rger, Kärntner und Steirer
zum Kampf gegen Navoleou aufzurufen, Während
der letzten und unglücklichen Vergiselschlachl am
l, November <^l<»!> tämpste Haspinger mit Speckbacher
auf dem rechten Finge!, Als die ineisten der Freiheits
täinpfer wegen Aussichlslofigteit bereits aufgegeben
hatten, zog es Paler Joachim nach Südtirol: er
kämpfte in Passe i er und ans dem Kiichelberg mit Erfolg nnd führte eiucn Gefangenentransport nach
Vinschgau. Während schließlich der übermächtige Feind
siegreich blieb, Andreas Hoser und andere Volksführer
gefangengenmnino» mid Imi^richll,"! wurden, gelang
es .^spinger, ini! fchlvarzgefärbleni V a r l und mit
einein Wanderpafz, auf den Namen Johann Gruster,

lni"." ^>rull, lauleno. über die Schweiz
und I l a l ^ n inni, .^IlN^"nsurt und hierauf nach Wien
zu loinmen, loo cr a>>l ^>l. Ottober l.^ll» nach harten
Fußmärsche!! einlras. .s)aspinger ivuvde Weltpriester,
und der Wiener Fürsterzbischof Graf .s)ohenwart verlieh ihm die Stelle eines Pfarrers von Jedlersdorf.
I m Pefreiungsjahr 18115 wurde Haspinger vom Kaiser nach I t a l i e n gesandt, um die Stärke der feindlichen
Heere zu erkunden. Als Lederhändler Leopold Hammer reiste er nach Verona und entledigte sich seines
Auftrages zur vollsten Zufriedenheit des Kaisers.
Vom Jahre 1814 bis 183N war Haspinger Pfarrer in
Hietzing bei Wien, hierauf zog er sich in den Ruhestand zurück. M i t Sträub von Hall fand er sich am
7. M a i 1843 M r feierlichen Enthüllung des Denkmals
für die Landesverteidiger von 1795 bis 1809 in der
Hofkirche zu Innsbruck ein. 72jährig, rückte Pfarrer
Haspinger mit Adolf Pichler an der Spitze einer aus
80 Tirolern bestehenden Studentenkompanie nochmals
in den Krieg gegen den Feind im Süden. Einige
Jahre verbrachte er noch in stiller Zurückgezogenheit
in Döbling und übersiedelte dann 1854 i n das kaiserliche Schloß zu Salzburg, wo er am 12. Jänner 1858
verschied. Auf besonderen Wunsch des Kaisers wurden
die Gebeine Haspingcrs am 18. März 1858 in der
Innsbrucker Hofkirche beigesetzt.
Die verkehrsruhige. 117 Meter lange Haspingerstraße verbindet die Speckbacherstraße mit der PeterMayr-Straße in Wilten. Die an ihr liegenden 16
Gebäude sind ausnahmslos dreistöckig: sie gewähren
dem Beschauer von lder Straße aus keinen anderen
Ausblick als jenen zum Firmament. Wäre das Haus
Nr. 3, das sich noch immer als Vombenruine präsentiert, wiederaufgebaut und das fönst so formschöne
Haus Nr. 7 mit einem neuen Perputz versehen, würde
das Straßenbild vorbildlich sauber und zierlich aussehen. Erwähnenswert ist das Haus Nr. 16, das eine
hübsche Schauseite mit Verzierungen und einen gediegenen Verputz aufweist. Als wichtigstes Gebäude
ist die von der Stadtgemeinde um 180.000.— Kronen
erbaute Knabenvolksschule zu nennen, durch deren
Errichtung in den Jahren 1918 und 1914 die Straße
erst ihre bauliche Vollständigkeit erhielt. Von der
^öhe der Außenmauer leuchten die Wappen von
Innsbruck und Wilten herab: darunter befinden sich
einige nette Steinplastiken aus dem Gebiete der Sagenwelt, die aus der Wertstatl des Südtiroler V i l d hauers Andreas Hinterholzer (gestorben i<»."il» in
Innsbruck) stammen. Offenbar hätte slimmelriehalber
zu dein untersten Nelief, das den Betrieb einer Schulllasfe versinnbildlicht, noch ein Gegenstück hinzutom>nen sollen, Das Anbringen desselben ist unterblieben,
da der daini! beschäftigte junge Künstler Johannes
Obleilner. damals bei Meister Hinterholzer im Lehrdienst stehend, wegen Ausbruch des ersten Weltkrieges
von der Slasselei berab zum ".Milüärdienst einberufe»
worden ist.
W. Epvacher