Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1936

/ Nr.1

- S.5

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Amtsblatt Nr. 1.

Unsere sauna

nieren die Finnen gar nicht gern, denn das starke
Schwitzen lockert die verkrampften Muskeln, hilft die
Ermüdungsstoffe wegschaffen, nimmt allen MuskelVon Universitätssportlehrer Dr. Anton O b h o l z e r .
kater, entspannt und kräftigt durch stärkste Durchblu„Sauna" heißt das in Finnland übliche Dampfbad tung unsere zweite Lunge, die Haut.
und ist in diesem kalten Nordland jedem so wichtig und
Wie wir auf die Sauna gekommen sind?
noch selbstverständlicher wie uns Tirolern die Ski". Der
Ich hatte vor vielen Jahren schon durch Artikel und
Großkaufmann von Helsingfors geht in eine feinere
durch
einen meiner Freunde von der deutschen Hoch^
Vadestube als der Kleinhäusler von Lypveenranta,
schule
für Leibesübungen in Berlin, der einen Sommer
klar, aber jedermann geht in die Sauna.
auf finnischen Gewässern gepaddelt hatte, von der
Daß Schwitzen gesund ist, haben noch unsere Väter Sauna gehört. Und schon damals versuchte ich, mit
gewußt, wir selbst haben es schon fast vergessen, aber Sportkameraden mit Hilfe der Stadt Innsbruck auf
unsere Groß- und Urgroßväter haben die einst in ganz unserem Sportplatze dieses Wunderbad zu schaffen. LeiMitteleuropa verbreiteten Damvfbadestuben noch eifrig der scheiterte damals unser Unternehmen an widrigen
benützt und im Unterland stehen noch einige Tiroler Umständen.
„Saunen".
1932, als ich in Los Angeles bei den Olympischen
Was ist eine Sauna?
Spielen weilte, machte ich die erste wirkliche BekanntWie sieht sie aus?
schaft mit der Sauna. Unsere Nachbarn im olympischen
An einem See steht ein kleines Blockhaus. Vorne Dorf waren nämlich die Finnen und da war ich öfters
ein Umkleideraum mit Ruhe- und Massagebänken, da- Gast in ihrem Dampfbad, das sie sich „natürlich" auch
hinter warme und kalte Brausen und schließlich die dort errichtet hatten. Und 1934 fuhren mein Freund
eigentliche Dampfstube i ein niederer, allseits getäfelter Fred Schatz und ich nach Finnland, um die Meister
Raum, stufenartige Bänke die Wände hoch, und ein des Speerwurfs, des Lang- und Skilanglaufes kennen
zu lernen. Dabei haben wir eine Menge gelernt und
Ofen, in dem über dem Feuerloch faustgroße Porphyr
oder Granitbachsteine geschichtet sind. Zwei, drei Stun^ vor allem — wir sind auf Schritt und Tritt auf die
Sauna gestoßen. Wir haben uns vom Wert dieser Einden vor Benützung des Bades wird geheizt. Die Flam
men lecken um die Steine und machen sie bis Zum richtung überzeugt, sind zurückgekommen und Fred hat
Kern glühend. Dann reinigt man den Feuerplatz von die Sache unserm allzeit sportfreudigen Bürgermeister
den Vrandresten, schließt den Kamin, öffnet den weiten Franz Fischer vorgetragen und gleich ein offenes Ohr
Ofendeckel und gießt langsam Waffer auf die Steine. und Verständnis gefunden. So entstand die erste Mittel
So entsteht der für die finnische Sauna so charakteri- europäische Sauna auf dem Tivolisportplatz. Heute könstische heiße, seine Dampf, der aber — das wird keiner nen wir sagen, daß sie in alle Sportkreise Eingang geglauben, der es nicht gesehen hat — klar und durchsichtig funden hat. Kurze Zeit darauf kam der Finne Veli
ist! Und das ist der Hauptunterschied des Dampfes der Saarinen nach Garmisch, um die deutschen SkilangläuSauna von dem der römischen Dampfbäder. Die Sauna- fer zu trainieren. Seine erste Tat war die Erbauung
hitze ist gründlicher und doch angenehmer und nie ver- eines Dampfbades beim Eckbauer, genannt: „Veli,
läßt man den Raum todmüde, sondern frisch und quick- schwitz, schwitz!" Auch das Wiener Dianabad gliederte
sich eine Sauna an und als jüngste ist die im olympilebendig, auch wenn man sich zuvor wie erschlagen ge
schen Dorf in Döberitz bei Berlin vor wenigen Tagen
fühlt hatte.
Hier fchwitzt man alfo etwa eine halbe Stunde, dann eingeweiht worden.
wäscht man sich in der Brause den Schweiß ab, tritt
unter die kalte Brause, oder man stürzt sich gleich in
den See, nur auf wenige Minuten. Das wiederholt
sich ein-, zweimal. Außerdem treiben sich die Finnen
mit belaubten Virkenreisern das Blut noch besondere
kräftig in die Haut. Der ganze Raum ist erfüllt vom
Duft der Holztäfelung und des Virkenlaubes.
über den Uebungs- und Wettspielbetrieb auf den
Wozu foil denn das alles gut sein?
städtischen Sportplätzen
Ist es nicht zu anstrengend für das Herz?
Nach einem langen, niederschlagreichen und kalten
Ja freilich ist es anstrengend und nur für gefunde Nachwinter wurde der Uebungs- und Wettfpielbetrieb
Leute!
am 14. April 1935 aufgenommen. Die Universität und
Man braucht diese Schwitzkur stets, wenn man kör- der Polizeisportverein übten täglich von halb 7 bis
perlich sehr müde ist. Also: der Erntearbeiter Finn- 10 Uhr, bzw. 12 Uhr vormittags. Dreimal wöchentlich
lands nimmt allabendlich sein Bad, der Sportler ein- wurden vom städtischen Mädchen-Realgymnasium und
bis mehrmals wöchentlich, besonders aber nach Dauer- zweimal wöchentlich von der Bundesoberrealschule die
leistungen. Jeder finnische Sportplatz und jedes finni^ Freiluftnachmittage durchgeführt. An den Samstagsche Skilanglaufziel hat seine Sauna. Ohne die trai- Nachmittagen wurde der Platz vom Bundesgymnasium

Vericht