Innsbruck Informiert

Jg.2017

/ Nr.6

- S.58

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Stadtgeschichte

Bis an die Grenzen und darüber
hinaus: eine Stadt und ihre Teile
© FRISCH

AUF

Lange Zeit war Innsbruck eine überschaubare Stadt. Im 19. Jahrhundert
änderte sich diese Tatsache rasant: Der Bedarf an Wohnraum trieb die
Bevölkerung stärker ins Umland. Mit der Eingemeindung von Wilten
und Pradl begann die Stadterweiterung hin zu den aktuellen Grenzen.
von Susanne Gurschler

W

er über den Landhausplatz spaziert, und sich nicht von SkateboarderInnen ablenken lässt,
sieht den Brunnen an der Ostseite. Er besteht aus zwei glatten dunklen Steinen,
einer kleiner, einer größer als der andere,
dazwischen eine Wasserfontäne. Für Innsbruck ist er von besonderer Bedeutung.
Der „Vereinigungsbrunnen“ erinnert an die
Eingemeindungen: Die Löcher im größeren Stein symbolisieren die Eingemeindung der Ortschaften Arzl, Vill, Igls, Hötting
und Mühlau, die im kleineren die von Pradl,
Amras und Wilten. Die Orte verliehen Innsbruck jene Größe, die es heutzutage hat. Die
Stadtteile prägten und prägen Innsbruck
nach innen und außen. Sie machen den besonderen Charakter der Stadt aus.

Wie alles begann …
Begonnen hat alles im 12. Jahrhundert
mit einem Marktflecken am linken Inn-

ufer mit Anpruggen. Berthold V. von Andechs erwarb später Grund auf der rechten Seite des Inns. Dort entstand die
Altstadt mit Stadtmauer und Ausfallstraßen nach Westen, Osten und Süden.
Richtung Süden dehnte sich bald die sogenannte Neustadt. Auf Höhe des heutigen Hotels Goldene Krone sollte bis zur
Eingemeindung Wiltens die Stadtgrenze
verlaufen.
Über Jahrhunderte änderte sich wenig. Im
19. Jahrhundert allerdings wurde es immer enger in der Stadt. Mit der Eröffnung
des Bahnhofs 1859 (damals noch nicht
auf städtischem Gebiet) verstärkte sich
Innsbrucks Funktion als Knotenpunkt auf
den internationalen Transitrouten weiter.
Die Industrialisierung brachte Großunternehmen und erhöhte den Zuzug von
ArbeiterInnen – eine neue Schicht entstand. Der aufkommende Tourismus forderte zusätzliche Infrastrukturen.

© STADTARCHIV/STADTMUSEUM

Die Eingemeindung
von Amras erfolgte
1938. Das Foto
stammt aus der Zeit
um 1890.

58

INNSBRUCK INFORMIERT

Schon davor hatten Innsbrucker BürgerInnen insbesondere in Wilten Grundstücke gekauft, Häuser und Gewerbebetriebe errichtet und so eine schleichende
Urbanisierung eingeleitet. Als es schließlich um die Frage der Eingemeindung Wiltens ging, war einer der Hauptfaktoren,
den die GegnerInnen ins Treffen führten,
dass das Leben in Wilten dadurch teurer
würde. Doch die Vorteile überwogen. Am
12. Oktober 1904 sprachen sich die Verantwortlichen – mit nur einer Gegenstimme – für die Angliederung an Innsbruck
aus, wenige Tage später nahm der Innsbrucker Gemeinderat den Beschluss der
Nachbarn an.

Innsbrucks
EinwohnerInnenzahl wächst
Etwas anders war die Situation in Pradl,
das einen stark ländlichen Charakter aufwies und zudem durch die Bahntrasse
von Innsbruck getrennt war. Mit der Eröffnung des Gaswerkes 1859, das bis
31. Dezember 1904 in Privatbesitz war
und dann in den der Stadt Innsbruck
überging, sowie der Errichtung von Industriebetrieben an der Sill veränderte sich das Gesicht des Ortes. Denn Fabriken, wie die Spinnerei Herrburger &
Rhomberg, die im Bereich des nunmehrigen Sillparks angesiedelt war, benötigten
neben Betriebsgebäuden Unterkünfte für
ihre MitarbeiterInnen und situierten diese bevorzugt in unmittelbarer Nähe ih-