Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1936

/ Nr.1

- S.3

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Amtsblatt Nr. 1.
Spezereihändlers Josef Dietrich am Innrain Zum beabsichtigten Bau erworben. Die neue Schlachtstätte sollte
nach den Plänen jener von Augsburg erbaut werden.
Durch den Brand wurde die Absicht der Verwirklichung
rasch nahegerückt. 1842 ist bereits die Grundsteinlegung
erfolgt und 1844 konnte das Schlachthaus in Verwendung genommen werden. Es wurde nach den Plänen
des Alois Haas vom Baumeister Josef Mayer erbaut.
Vom ursprünglich geplanten Muster wurde abgegangen
und ein Wiener Schlachthaus als Vorwurf genommen.
Einen geordneten Schlachtviehmarkt besaß die Ge
meinde in früheren Zeiten nicht. I n den Jahrbüchern
konnte nur ein Hinweis gefunden werden. Erzherzog
Ferdinand bewilligte im Jahre 1567, daß das im Großen eingekaufte ausländische Vieh, im Tiergarten vor
der Schießstätte auf die Weide getrieben werden kann.
1573 befiehlt er dem Stadtrat für diesen Zweck den
Adelshof auf seine Eignung zu prüfen. Man wird nicht
fehlgehen, wenn man annimmt, daß an diesen Orten
das Schlachtvieh nicht nur untergebracht wurde, sondern
daß dort auch Handel getrieben wurde, daß man somit
im weitläufigsten Sinne von einem Echlachtviehmarkt
sprechen kann. Wie lange sich diese Märkte hielten,
konnte nicht festgestellt werden.
Das Interesse für die Regelung des Schlachtviehverkehrs war bei den maßgebenden Stellen auch späterhin
vorhanden. Aber erst im Jahre 1860 wurde der Stadt
durch ein kaiserliches Patent das Marktrecht verliehen.
I n der Zeit von 1860 bis 1870 wurde der Markt mit
dem Standort „hinter dem Vierwastl" alle Donnerstage
abgehalten. Welche Gründe zur Auslassung des Marktes
nach 1870 maßgebend waren, sind schwer Zu erforschen.
Das Nächstliegende wird sein, daß die Händler bequemlichkeitshalber den Markt nicht mehr beschickten,
bzw. ihr Vieh lieber auf Winkelmärkten, die in allen
Vorstadtgasthäusern abgehalten wurden, an den Mann
zu bringen suchten, was um so leichter möglich war, als
zu dieser Zeit eine geordnete Marktüberwachung fehlte.
Die Wiedereinführung des Marktes stieß auf die verschiedensten Schwierigkeiten. I n erster Linie waren es
die Städte Bruneck, Bozen, Vregenz und Feldkirch,
die sich gegen die Abhaltung von Schlachtviehmärkten
in Innsbruck aussprachen, wohl in der Meinung, daß
damit der Stadtgemeinde Innsbruck eine Monopolstellung eingeräumt würde.
Nachdem jedoch die gesetzliche Grundlage gegeben war
(das kaiserliche Patent aus dem Jahre 1860 mußte
zwar erst über Veranlassung des damaligen Veterinäramtsleiters aus dem Stadtarchiv hervorgesucht werden)
wurde die Abhaltung der Märkte vom Gemeinderat
neuerlich beschlossen. Die tatsächliche Eröffnung verzögerte sich aber noch und erfolgte erst im Jahre 1898 im
Beisein des Bürgermeisters und ausländischer Händler
(Schweizer). Als Standort wurde der Platz (östlich) hinter der Südbahn gewählt, weil hier unmittelbarer
Bahnanschluß vorhanden war. Es war gedacht, diesen
Markt als Exportumschlageplatz für das Schlachtvieh in
den westlichen Alpenländern auszubauen, um von hier
aus nicht nur den Ortsbedarf zu decken, fondern auch
die Ausfuhr in das Ausland (Schweiz) zu tätigen. Es
blieb beim Wunsch. Der Innsbrucker Schlachtviehmarkt
hatte und hat nur lokale Bedeutung. Der eine Erfolg
jedoch, den Schlachtviehverkehr in geordnete Bahnen
gelenkt zu haben, verblieb, er war und ist in ortswirt
schaftlicher und veterinär-polizeilicher Hinsicht von nicht
zu unterschätzender Bedeutung.

Die Oertlichkeit war für den Schlachtviehmarkt insoferne günstig gewählt, als das von auswärts mit der
Bahn einlangende Vieh vom Waggon weg in die Stallungen gebracht werden konnte. Einer Verschleppung
von Tierseuchen konnte von vorneherein mit Erfolg entgegengetreten werden.
Der Echlachtviehmarkt verblieb an diefer Stelle bis
zur Eröfnung des neuen Schlacht- und Viehhofes im
Jahre 1910. I m Verlaufe der Jahre hatten sich jedoch
Mängel herausgestellt, die mit als grundlegende Ursache
der Erbauung des neuen Schlacht- und Viehhofes gewertet werden müssen. Abgesehen von den verkehrsbeschränkenden Beweggründen, war mit dem Viehtrieb
vom Schlachtviehmarkt in das Schlachthaus durch die
belebtesten Straßen eine gewisse Gefahr für die Vorübergehenden gegeben. Die Verlegung des Marktplatzes
wäre nicht aufzuhalten gewesen, weil schon damals die
Vergrößerung der Bahnhofanlage ins Auge gefaßt worden war.
I n unmittelbarem Zusammenhang mit dem Schlachthaus war das Kühlhaus. Die Kühlung erfolgte durch
Eis, das im Winter aus dem I n n gewonnen wurde.
Wer die Gefahren kennt, die in der Konservierung von
Lebensmitteln insbesondere von Fleisch mit Freilandeis
bestehen (Typhus, Fleischvergifter u. ogl. m.) findet es
unbegreiflich, daß nicht fchon früher auf eine Aenderung
der Kühlung gegriffen wurde. Wieder war es der Unternehmungsgeist des Veterinäramtes und Schlachthoflei"
ters, der mit Unterstützung des Bauamtes Abhilfe schuf.
I n einer Denkschrift an den Gemeinderat machte der
Amtstierarzt auf den Wert künstlicher Kühlanlagen aufmerksam. Der Gemeinderat griff die Idee auf und im
Jahre 1899 wurde die neue Luftkühlanlage und das
Eiswerk nach Schweizer Muster im Fleischbankgebäude
eingebaut.
Es liegt nahe, daß das Schlachthaus bei der raschen
Vergrößerung der Stadt und dem sich mehrenden Fremdenverkehr, den Anforderungen auf die Dauer nicht
mehr entsprechen konnte. Soweit es angängig war,
wurde ohnehin durch Zubauten Raum geschaffen. Die
Beschwerden über mangelhafte hygienische Verhältnisse
mehrten sich von Tag zu Tag. Als dazu noch teils
schwere Unfälle, bedingt durch den Raummangel, kamen,
wurde der Zustand unhaltbar.
Die ungünstigen Verhältnisse auf dem Schlachtviehmarkt spitzten sich auch immer mehr zu. Der Verkehr
mit dem Schlachtvieh auf den gerade meistbelebten
Straßen (Museumstraße—Burg- und Marktgraben) gab
zu vielerlei Anständen Anlaß, so daß sich die Gemeindeverwaltung in der Abstellung solcher Mängel vor eine
nicht immer angenehme Aufgabe gestellt sah.
Schon im Jahre 1904 verfaßte der damalige Gemeinderat Bernhard Iösmayer eine Denkschrift an den
Gemeinderat, in der er auf die unhaltbaren Zustände
im städtischen Schlachthaus hinwies und die Notwendigkeit des Baues eines neuen Schlachthauses darlegte. Er
gab auch schon eine Aufstellung der Orte für den neuen
Schlacht- und Viehhof samt den Grundkosten an. Unterstützt wurden seine Ausführungen durch Eingaben des
Veterinäramtes und der Genossenschaft der Fleischhauer, in denen mit Nachdruck auf die unhaltbaren Zustände im Schlachthaus hingewiesen wurde und die in
der Forderung nach einem Schlacht- und Viehhof gipfelten.
Der Gemeinderat konnte sich der Notwendigkeit der
Abstellung solcher Zustände nicht verschließen. Er be-