Innsbruck Informiert

Jg.2016

/ Nr.12

- S.58

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Stadtgeschichte

Blick in ein Reservespital im
Turnsaal einer Innsbrucker Schule.
CK (3)

HIV INNSBRU

© STADTARC

Kriegsweihnachten in
Innsbrucker Spitälern
Vor knapp einhundert Jahren feierten Tausende verwundete
und kranke Soldaten das Weihnachtsfest in Innsbruck.
von Mag. Joachim Bürgschwentner

W

eihnachten sind wir wieder zu
Hause“ ist wohl eine der bekanntesten Parolen aus dem
Spätsommer 1914, als jubelnde Menschen durch die Innsbrucker Straßen zogen. Die anfängliche, vor allem in Städten weitverbreitete Begeisterung war
rasch vorüber, als wenige Wochen später die ersten Transporte mit Verwundeten eintrafen. Nach offiziellen Angaben
verzeichnete die k. u. k. Armee bis Jahresende 1914 rund 767.600 Verwundete
und Kranke, in den Folgejahren waren es
jeweils etwas ein bis 1,3 Millionen. Weil

Weihnachten 1917: Gruppenfoto mit Kriegsverletzten
und Pflegepersonal vor dem Christbaum im Reserve­
spital in der Müllerstraße 38.

58

INNSBRUCK INFORMIERT

das militärische Sanitätswesen der Habsburgermonarchie auf die Erfordernisse
des Ersten Weltkriegs völlig unzureichend
vorbereitet war, musste überall improvisiert werden.

Improvisation in Innsbruck
Sehr bald stieß das 1908 bis 1911 errichtete Garnisonsspital in Pradl an seine Kapazitätsgrenzen und brachte deshalb Patienten im Sieberer’schen Waisenhaus
und in zahlreichen Schulen unter, etwa in
der Gilmstraße und der Sillgasse. Auch im
städtischen Spital und im Landeskrankenhaus wurden mehr und mehr verwundete
und kranke Soldaten untergebracht. Neue
Reservespitäler und danach Not-Reservespitäler mussten organisiert werden, welche entweder vom Militär oder vom Roten Kreuz geführt wurden: Im Canisianum
und in der Handelsakademie im Saggen,
im Haus der Studentenverbindung „Austria“ und in der gerade fertiggestellten Universitätsbibliothek am Innrain sowie in
namhaften Hotels wie dem Grauen Bär,
der Sonne und dem Europa wurden Verwundete betreut. Auch in den Klöstern der
Serviten, Jesuiten, Prämonstratenser und
Benediktiner sowie im Sanatorium und

Mutterhaus der Barmherzigen Schwestern
wurden Einrichtungen organisiert. In eigens errichteten Barackenlagern in Pradl,
der Reichenau und am Innrain – überall
in Innsbruck und Umgebung, von der Reichenau bis Wilten, von Hötting bis Igls, waren Lazarette und Verwundete ein alltäglicher Anblick.

Weihnachtswettstreit
Die Versorgung tausender Patienten war
in hohem Maß auf Freiwilligenarbeit sowie auf Geld- und Sachspenden aus der
Bevölkerung angewiesen. Im Advent und
zu Weihnachten erhielten und erhalten
Hilfsbedürftige besondere Aufmerksamkeit – im Ersten Weltkrieg vor allem jene,
die am offensichtlichsten vom Krieg betroffen waren: Witwen, Waisen, Frontsoldaten, Kriegsgefangene und Verwundete.
Die Weihnachtsfeiern, die zwischen 1914
und 1917 für die – aus allen Teilen der
Monarchie und aus dem verbündeten
Deutschland stammenden – Patienten
organisiert wurden, brachten eine umfassende, stets positiv gefärbte Berichterstattung mit sich. „In außerordentlich
anerkennenswerter Weise findet in Innsbruck ein wahrer Wettstreit zwischen ver-