Innsbruck Informiert

Jg.2016

/ Nr.5

- S.58

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© RAUCHMÜHLE (2)

Stadtgeschichte

Mitarbeiter: Die Mühlenbelegschaft vor der Werksbahn
um 1908. Der Triebwagen steht vor der Einfahrt der
ehemaligen Rauchmühle in Mühlau.

80 Kilogramm geschultert
Technische Neuerungen und zunehmende Automatisierung veränderten die
Arbeitswelt nachhaltig. Ein Blick auf die Arbeitsbedingungen früher und heute
am Beispiel der Rauchmühle in Mühlau.
von Susanne Gurschler

D

iese Arbeit war nur etwas für
„Kraftflackl“. Und gleich zwei solche brauchte es bei jeder Fuhre. Wenn die Lastwagen in frühen Jahren
von der Rauchmühle an der Hallerstraße starteten, um Mehl in alle Ecken Tirols
zu liefern, saßen neben dem Fahrer zwei
kräftige Burschen. Sie schulterten die
wuchtigen 80-Kilo-Säcke Mehl und trugen diese ins Lager der Dorfbäckereien.
Unvorstellbar heute, dass jemand jeden
Tag derartige Lasten trägt. Dank techni-

scher Innovationen und vieler Verbesserungen in Bezug auf die Sicherheit am
Arbeitsplatz haben sich Arbeitsabläufe in
den meisten Betrieben extrem verändert.
Am Beispiel der traditionsreichen Rauchmühle in Innsbruck zeigt sich, wie technische Neuerungen die Arbeitsverhältnisse verbesserten – viele Tätigkeiten aber
auch überflüssig machten.
Anton Rauch, Seniorchef des Familienunternehmens, erinnert sich an einen
Träger, der, als die 80-Kilo-Säcke auf 50
Kilo reduziert wurden, stets zwei Säcke
schulterte. Heute gibt es nur noch 30-Kilo-Säcke: Der Großteil des Mehls wird lose
in Tanks verladen und in den Großbäckereien per Luftdruck in Silos gefüllt. Kein
Schleppen mehr und kein Mehlstaub, der
die Lungen belastet, keine Verunreinigungen der Ware beim Abfüllen, wegen
undichter Säcke oder beim Transport.

Die Anfänge der Rauchmühle
Gegründet wurde die Rauchmühle 1831
von Anton Rauch, der aus dem Oberland
in das Dorf bei Innsbruck gezogen war. Er
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INNSBRUCK INFORMIERT

war nicht nur Müller, sondern zudem Getreidehändler. Er und seine Nachfahren
bauten das Unternehmen sukzessive zu
einer Großmühle aus, die stets auf dem
neuesten Stand der Technik war. 1908
erfolgte die Vollautomation des Werkes,
was viele Arbeitsschritte, vom Mahlen
des Getreides bis zum Befüllen der Säcke,
rationalisierte und vereinfachte. 1919 errichteten die Söhne von Leopold Rauch
die Mühle am heutigen Standort an der
Hallerstraße.

Mit gutem Beispiel voran
„Das erste, was ein Müllerlehrling früher
lernte, war, wie man einen Mehlsack richtig zubindet", erinnert sich Seniorchef
Anton Rauch, der kurz nach Ende des
Zweiten Weltkriegs in das Familienunternehmen einstieg: „Mit einer Hand faltete
er das obere Ende zu einem Schopf, Bürs"
te" genannt, mit der anderen wickelte er
das Band drumherum.“ Für alle Mitarbeiter galt die 48-Stunden-Woche – auch für
Anton Rauch selbst. „Ich wollte nicht die
Leute für das Zuspätkommen kritisieren,