Innsbruck Informiert

Jg.2016

/ Nr.4

- S.60

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Rathausmitteilungen

Innsbruck vor 100 Jahren
von Mag. Daniel Strasser

12. April 1916

Purenhof. Postkarte um 1910

03. April 1916
Ein herrlicher Sonntag war uns gestern
beschieden, ein Frühlingstag von besonderer Pracht mit allen den Notwendigkeiten, die zum vollen Genusse eines so
seltenen Tages gehören, das sind unter
anderem nicht allzutrockene Straßen,
Windstille und ein wolkenloses Himmelsgewölbe in den azurnen Farben der
Unendlichkeit. Die Zahl der Frohgemuten, die gestern in die Natur hinausgezogen war groß, die Landgasthäuser öffneten ihre Schankgarten und – so lange der
Vorrat reichte – wurden die Gäste gelabt.
Bis zum späten Abend saßen die Menschen im Freien.

05. April 1916
Hunde-Narrheiten. Wie man uns aus einem Stadtteile im Westen Innsbrucks mitteilt, hält dort eine alleinstehende, wohlhabende Dame (ehemals eine Innsbrucker
Geschäftsfrau) nicht weniger als 15 Hunde, eine Liebhaberei, der heute ein Ende
gesetzt werden muß. Die neue Milchverordnung ist in solchen Fällen, wenn die
Einhaltung derselben auch richtig überwacht wird, auch ein gutes Mittel, um derartige Hunde-Narrheiten einzuschränken.
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INNSBRUCK INFORMIERT

Da ist jene Dame im Saggen, welche mit
drei vollgepfropften, überernährten rasselosen Hündchen ihre Wohnung teilt, noch
recht bescheiden zu nennen.

07. April 1916
Einbruch in den Purenhof. Im Laufe des
gestrigen Nachmittags wurde am Purenhofe, dem Einzelhof auf dem Weg zwischen Mühlauerklamm und Rechenhof,
ein verwegener Einbruch verübt und ein
Geldbetrag von über 1000 Kronen sowie
ein Staatslos gestohlen. Die Bewohner des
Purenhofes waren zur Zeit des Einbruches
alle auf dem Felde mit der Arbeit beschäftigt. Sie bemerkten wohl in der Nähe des
Hauses einen Mann mit Hemdärmeln, der
dort hin und her ging, er wurde aber jedenfalls nicht für verdächtig gehalten.

11. April 1916
Zu spät auf dem Wege. Beim ersten Eingangstor des Rathauses kam heute vor
4 Uhr früh ein Knabe zur Welt. Die Frau
wurde am Wege aus der Altstadt zur Landesgebäranstalt von Wehen überrascht;
Polizei und Rettungsabteilung leisteten
den nötigen Beistand; Mutter und Kind
wurden in die Wohnung zurückbefördert.

Versammlung des Tiroler Abstinentenbundes. Am 10. d. Mts. um 8 Uhr
abends fand im Kaisersaal (Leosaal) die
Monatsversammlung des Tiroler Abstinentenbundes statt. Irrenanstaltsdirektor Dr. Wassermann sprach zunächst
über „Alkohol und Seelenleben“ und gab
für diesmal einen kurzen Ueberblick über
die Geschichte der Entwicklung der Seelenkunde. Oberbezirksrat Dr. v. Seipel
hielt sodann einen kurzen Vortrag über
„Alkohol und ärztliche Verschreibung“, in
welchem er in kurzen nach dem heutigen Stande der wissenschaftlichen Forschung die Existenzberechtigung des Alkohols als Arzneimittel beleuchtete und
zum Ergebnisse kam, daß der Alkohol in
allen seinen Wirkungsweisen, von äußerer Anwendung abgesehen, zumindest
entbehrlich ist.

13. April 1916
Eine Infektion durch Leichengift hat
sich Frau Notburga Müller, die Inhaberin
der Leichenbestattungsanstalt „Humanität“ zugezogen. Frau Müller starb gestern um 11 Uhr vormittags nach kurzem,
aber sehr schmerzhaften Leiden infolge
dieser Infektion. Die Familie Müller hatte
schwere Prüfungen durchzumachen. Vor
5 Jahren starb Herr Müller, der Begründer und Inhaber der Leichenbestattungsanstalt. Von den beiden Söhnen Rudolf
und Hans geriet Rudolf im Weltkriege
bald nach den ersten Zusammenstößen
und Gefechten mit den Russen in Gefangenschaft. Der jüngere, 16-jährige Sohn
Hans meldete sich freiwillig zum Militär, um seinen älteren Bruder zu suchen,
wie er sagte, aber auch er geriet im November des Jahres 1914 in russische Gefangenschaft. Von der Familie sind noch
zwei Töchter zu Hause. Frau Müller, eine
geachtete, bekannte und tüchtige Geschäftsfrau, stand im 48. Lebensjahr.