Innsbruck Informiert

Jg.2016

/ Nr.2

- S.59

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© STADTARCHIV/STADTMUSEUM INNSBRUCK (2)

Die Fahrradclubs nahmen am gesellschaftlichen
Leben teil. Auf dem Bild die „Rad- und Rennfahrer
Vereinigung Tirol“ bei einer Prozession 1909.

anlockten. 1892 gab es erste Bestrebungen, die zahlreichen Tiroler Radfahrerclubs unter einem Dach zu vereinen.
1894 wurde schließlich der Tiroler Radfahrerverband gegründet, im Jahr darauf
hatte dieser schon 16 Mitgliedsvereine.
1895 brachte Heinrich Bederlunger, Vorstandsmitglied des Verbandes, das erste
Tourenbuch für Tirol und Vorarlberg heraus, dazu kam eine Radsportzeitung, die
drei Mal monatlich erschien.
Den weiteren Aufschwung des Sports beförderten insbesondere zwei Ausstellungen. Bei der Tiroler Landesausstellung

1893 spielte Sport zwar keine große Rolle, doch wurde im Rahmen einer Sonderschau die Geschichte des Fahrrades präsentiert und im Rahmenprogramm fand
ein Radrennen mit internationaler Beteiligung statt.

Sensation Radrennbahn
Bei der „Internationalen Ausstellung für
körperliche Erziehung, Gesundheitspflege und Sport“ 1896 war der Radsport
dann zentrales Thema. Als Höhepunkt
wurde die lange geforderte Radrennbahn eröffnet, die binnen vier Monaten
im Saggen neben dem Eisenbahnviadukt
errichtet worden war.
Sie hatte die Form einer Ellipse, war 400
Meter lang, sechs Meter breit und mit einer Zementauflage versehen – eine Sensation neben dem ebenfalls als Publikumsmagnet errichteten Panorama der
Schlacht am Bergisel. Panoramenmaler
Michael Zeno Diemer, ein begeisterter
Radfahrer, hatte die Strecke München
Innsbruck mehrere Male mit dem Drahtesel zurückgelegt, um sich in Innsbruck
vom Fortschritt bei den Arbeiten an
„seinem“ Riesenrundgemälde zu über­
zeugen.

Wegbereiter des Frauensports
Der Münchner Panoramenmaler Michael Zeno
Diemer gestaltete das Plakatsujet, auf dem eine
junge Frau mit ihrem Schlumprecht-Rad vorneweg ist.

Diemer gestaltete zudem das Plakatsujet
für die Innsbrucker Firma Schlumprecht,
die bei der Ausstellung 1896 die Goldmedaille für ihre Fahrräder erhielt. Es zeigt

Was wurde aus
Vor knapp fünf Jahren begannen
die Bauarbeiten für eine durchgehende Verbindung am Innufer.
Für das Innsbrucker Radwegenetz wurde dadurch ein wichtiger
Meilenstein gesetzt. Im Zuge der
Bauarbeiten wurde der Radweg
vom Herzog-Siegmund-Ufer zur
Herzog-Otto-Straße über den
Marktplatz verbunden und damit
eine bis zu diesem Zeitpunkt große
Lücke im städtischen Radwegenetz
geschlossen. DH

eine Frau mit wehenden Haaren, die auf
ihrem Schlumprecht-Rad erschöpften
Männern davonfährt. Der Radsport kann
als wichtiger Wegbereiter für den Frauensport und die Emanzipation der Frauen betrachtet werden. Namhafte Ärzte
propagierten, gerade für Frauen sei Bewegung auf dem Rad förderlich und zu
begrüßen.
Der 1889 gegründete Radverein „Union
Innsbruck“ öffnete sich früh für weibliche Mitglieder, ein eigener Damenclub
kam allerdings nicht zustande. Trotzdem: Das am 12. April 1898 auf der
Rennbahn in Innsbruck erstmals ausgetragene Frauenrennen kann „als Startpunkt des Frauenwettkampfsports in Tirol angesehen werden“, wie Karl Graf in
seinem Buch „Tiroler Sportgeschichte“
(Haymon-Verlag 1996) schreibt. Sieben
Fahrerinnen standen am Start, die Siegerin absolvierte die englische Meile (1.609
Meter) in 3:10 Minuten.
Im Straßenverkehr galten Radfahrer und
-fahrerinnen nach wie vor als Störenfriede. Radfahrverordnungen verweisen
darauf, dass es immer wieder zu Konflikten mit den anderen Nutzern des öffentlichen Raums kam. So manche Vorschrift zeigt bestechende Aktualität. So
heißt es in der Radfahrverordnung vom
Mai 1896 unter Punkt 4: „Das Befahren
von Trottoirs, von Fußwegen und Randsteinen, sowie das Befahren von Torwegen ist verboten.“
INNSBRUCK INFORMIERT

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