Innsbruck Informiert

Jg.2016

/ Nr.2

- S.58

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Stadtgeschichte

Achtung, ein Velocipedist!
Anfangs waren Radfahrer nicht gern gesehen auf Innsbrucks Straßen, so mancher
Diskussionspunkt erinnert gar an heute. Für Frauen ermöglichte der Radsport wichtige
emanzipatorische Schritte.
Von Susanne Gurschler

A

ls in den 1860er-Jahren die ersten Velocipedisten, wie Radfahrer damals hießen, in Innsbruck
ihre Runden drehten, war das einen Zeitungsbericht wert: „Auch Innsbruck hat
endlich die vielbesprochenen Velocipeds
erblickt. Am Samstag versuchten sich einige Herren mit mehreren von Herrn Peterlongo bestellten Velocipeds in dem
Hausflur des Lindner’schen Hauses und
wagten sich auch auf die Straße hinaus.
Diese Versuche sollen von keinem gro-

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INNSBRUCK INFORMIERT

ßen Erfolg gekrönt gewesen sein. Gestern mittags kam ein Herr von Bozen
mit einem Velociped hieher gereist, und
lenkte in einem kühnen Bogen in die
Sonne ein“, stand am 26. April 1869 in
den „Innsbrucker Nachrichten“ zu lesen.
Die neuen Gefährte stießen bei der Bevölkerung zunächst auf Skepsis und waren auf den Straßen nicht gern gesehen.
Fuhrwerker rempelten sie an, Kutscher
schnitten ihnen den Weg ab. Dazu kam,
dass die „Velociped-Ritter“ mit „ihren
Schlangenlinien die Gegend unsicher“
machten, wie ebenfalls in den Innsbrucker Nachrichten wenige Monate später
zu lesen war mit der Mahnung: „Möchten
doch die Freunde dieses Sports etwas
weniger belebte Stadtteile zum Tummelplatz machen.“

Fahrradverbot für sieben Jahre
Auf alle Fälle dürften sich einige dramatische Szenen auf Innsbrucks Straßen
abgespielt haben: Ein Unfall mit Todesfolge führte schließlich dazu, dass die
Stadtverwaltung 1869 ein Fahrverbot

für Fahrräder verhängte, das sieben Jahre hielt. 1883 gründete sich mit „Bicycle“
der erste Radfahrerverein in Innsbruck.
Gleich im ersten Jahr seines Bestehens
organisierte der Club ein Radrennen, das
vom Bergisel zum Gasthaus Schupfen an
der Brennerstraße führte. Für die rund
vier Kilometer brauchte der Sieger zehn
Minuten. Zahlreiche Schaulustige standen entlang der Route und beobachteten das Spektakel.
Zum sportlichen Kräftemessen auf kurzen Strecken kamen rasch Langstreckenfahrten. Velocipedisten fuhren von Innsbruck nach Bozen, von Wien nach Berlin.
1895 beehrte gar ein „fürstlicher Radfahrer“ Innsbruck: Prinz Alfons von Bayern.
Dieser sei, ebenso wie seine Gemahlin,
ein ausgezeichneter Radfahrer, vermeldeten die Innsbrucker Nachrichten.

Ein Dach für Radfahrerclubs
Rasch entstanden weitere Vereine in
Innsbruck und in anderen Städten Tirols. Die Clubrennen waren gesellschaftliche Ereignisse, die tausende Besucher