Innsbruck Informiert

Jg.2015

/ Nr.8

- S.58

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Stadtgeschichte

Das Letzte im Leben
Eine Ausstellung zu Sterben und Trauer 1765-2015
von Brigitte Felderer

B

is heute erinnern die Prunkräume
der Innsbrucker Hofburg an den
Tod von Kaiser Franz Stephan von
Lothringen, der dort 1765 plötzlich verstarb. Nach dessen Tod ließ seine Witwe
Maria Theresia die repräsentativen Räume
der Residenz zu einer Gedenkstätte umbauen. Im 250. Todesjahr bringt eine Ausstellung den aufwendigen Totenkult der
Habsburger ins Gedächtnis zurück und sie
vergegenwärtigt unseren eigenen Umgang
mit Trauer und Sterben.
Die Objekte der Ausstellung erzählen Geschichten über die Furcht vor dem Tod,
über das Sterben vor der Zeit. Ganz neue
Sterberituale werden thematisiert, der
Wunsch nach einem leichten Tod wird
sichtbar. Die Ausstellung zeigt, wie die Erinnerung an die Toten aufrechterhalten
wurde und sie konfrontiert uns damit,
dass der Tod wohl unvorstellbar und dennoch allgegenwärtig bleibt. Zu sehen sind
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INNSBRUCK INFORMIERT

Gebrauchs- wie Brauchtumsgegenstände, Kostbarkeiten, künstlerische Arbeiten
oder auch Filmisches. Stimmen aus dem
Jenseits kommen zu Gehör. Die Leihgaben
stammen aus bedeutenden österreichischen und internationalen Sammlungen.

Der Tod als Schlussakkord
So sind mehr als 100 Schädel zu sehen,
die aus verschiedenen Tiroler Beinhäusern stammen. Erst zu Beginn des 20.
Jahrhunderts kam diese alte Form der Bestattung sozusagen aus der Mode. Damals
erinnerten die Knochen der Toten die Lebenden beim regelmäßigen Kirchgang immer auch an die eigene Vergänglichkeit.
Auch so genannte Betrachtungssärglein
zeigt die Schau. Sie stammen aus dem 18.
und 19. Jahrhundert. Die Särge lassen sich
öffnen, darin befinden sich kleine Skelette
oder die Miniaturen verwesender Leichname. Sie dienten einst der Betrachtung des

Todes und sollten deutlich machen, dass
das physische Leben nur einen kurzen
Übergang bedeutet. Im Detail fast wissenschaftlich genau sind sie zugleich grausig
und faszinierend.
Nun unterliegen traditionelle und christlich geprägte Vorstellungen vom Jenseits
großen Veränderungen. Der Tod wird heute auch als Schlussakkord eines gelebten
Lebens behandelt: die Asche des Bergsteigers verstreut auf der Alm, die der Seglerin über dem See. ExpertInnen und Fachleute, BestatterInnen und MedizinerInnen,
trauernde Menschen unterschiedlicher
Generationen sprechen in der Ausstellung