Innsbruck Informiert

Jg.2015

/ Nr.7

- S.30

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Rund um den Wiederaufbau

Übergabe des großen Stadtsaales

Um diesem Missstand entgegenzutreten,
wurde 1952 der Wiederaufbau der Stadtsäle beschlossen. Die damals vorliegende Planung sah vor, dass der Große Stadtsaal bis Herbst 1953 für Veranstaltungen

Am 18. Februar 1955 wurde der Große Stadtsaal mit dem V. Symphoniekonzert unter der Leitung von Musikdirektor
Kurt Rapf als Festraum für musikalische
Großveranstaltungen übergeben. Die Ein-

© STADTARCHIV/STADTMUSEUM (4)

saal-Café wurde zum Klubheim für den
Französisch-Österreichischen-Verband
umfunktioniert und im Keller eröffnete 1947 das „Kleine Welttheater Innsbruck“. Verbliebene bespielbare Räume
im Stadtsaalgebäude machten die notdürftige Aufrechterhaltung des Veranstaltungsbetriebes möglich. Ausstellungen, Vorträge und Lesungen wurden in
den Provisorien abgehalten, boten aber
keine Lösung für die akute Saalmisere.

nutzbar sein sollte. Verzögerungen der
Bauarbeiten führten zu einer ungewöhnlichen „Teilnutzung“. Während in einem
Teil des Gebäudes gebaut wurde, veranstaltete man gleichzeitig Kongresse, Ausstellungen und Bälle in den bespielbaren
Teilen. Diese ungewöhnliche Behelfslösung wurde nötig, da es an repräsentativem Raum in Innsbruck fehlte. Prestigeträchtige Tagungen wie der Tuberkulose
Kongress 1953 oder der bereits angekündigte Faschingsball 1955 sollten aber
trotzdem abgehalten werden. Diese Veranstaltungen hemmten nicht nur zusätzlich den Baufortschritt, sie hatten auch
zur Folge, dass das neue Gebäude bereits
vor der Fertigstellung für ein breites Publikum zugänglich war.
Der Presse gab dieser „halbfertige“ Zustand Anlass zu heftiger Kritik an den Verantwortlichen, Architekt Franz Baumann
und Ingenieur Karl Steiner. Neben der
Bauzeitverzögerung wurde vor allem die
angebliche Verkleinerung der Säle moniert. Beanstandet wurde auch die Veranstaltungstechnik: Abdunkelung, Beleuchtung, Lautsprecheranlage und Beheizung
seien problematisch. Kaltes Neonlicht
würde den Damen bei gesellschaftlichen
Anlässen „Totenblässe“ verleihen. Auch
wurde das Gerücht gestreut, dass es nur
eine Steckdose für die beiden Stadtsäle gäbe und daher ein Staubsaugerkabel
von 50 Meter Länge nötig sei, um die Böden zu säubern.
Angesichts solch behaupteter Mängel ließen sich Baumann und Steiner nur durch
eine mediale Berichtigung von einer Klage abhalten. In mehreren Zeitungsartikeln mussten der Unterschied zwischen
halbfertigen und angeblich unterlassenen Baumaßnahmen des unvollendeten
Projektes klargestellt werden. Besonderer
Wert wurde auf die Feststellung gelegt,
dass insgesamt 21 Steckdosen vorhanden seien, von denen 20 für den Besucher
nicht sichtbar installiert wurden.

Raum für alle

Plakate zu Veranstaltungen und Ausstellungen:
„Jugend mit Ziel“, „Österreichische Buchwoche“, „Italiener boxen“
und „Gesund und sicher durchs Leben“.

Die Innsbrucker Stadtsäle als Veranstaltungsort
von Barbara Thaler

A

ls im März 1953 der offizielle
Startschuss für den Wiederaufbau der zerbombten Innsbrucker
Stadtsäle fiel, konnte das Gebäude in der
Universitätsstraße bereits auf eine lange Geschichte als kulturelles und gesellschaftliches Zentrum der Stadt zurückblicken.
Seit der Eröffnung des Redoutengebäudes im Jahr 1890 gingen in den Stadtsälen viele Bälle, Kongresse und Konzerte
über die Bühne. Die Säle etablierten sich
sehr bald als zweckmäßiger Auftrittsort für Weltstars wie den Tenor Joseph
Schmidt aber auch für skurrile Kleinkünstler wie den Magier Winterri. Die
Innsbrucker Messe richtete sich mit einer Jagdausstellung im Stadtsaalgebäu-

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INNSBRUCK INFORMIERT

de ein, das überdies großen Boxveranstaltungen einen Austragungsort bot. Ab
1896 fanden Sitzungen des Gemeinderates im Adlersaal statt und am 09. März
1938 schlug im Großen Stadtsaal eine
historische Stunde: Der letzte Kanzler der
Ersten Republik, Kurt Schuschnigg, kündigte eine Volksabstimmung für die Unabhängigkeit Österreichs an.
Auch in der NS-Zeit blieb die Bedeutung des Stadtsaales als Veranstaltungsort ungebrochen groß, bis im Dezember 1944 Bombentreffer weite
Teile des Gebäudes zerstörten. Obwohl
der Große Stadtsaal in der Nachkriegszeit vorerst unbenutzbar blieb, wurden
angesichts der großen Raumnot bald
Nachnutzungen beschlossen. Das Stadt-

© STADT INNSBRUCK

Stadtgeschichte

Wie die Ausstellung „Stadt - Kunst - Innsbruck“
beweist, wird das Stadtsaal-Gebäude auch heute noch
als Veranstaltungsort genutzt.

weihung der Stadtsaalorgel erfolgte am
20. Jänner 1956 durch Alois Forer.
Während die Innsbrucker Bevölkerung
die neuen Veranstaltungsräume freudig annahm und die Stadtsäle sich rasch
als Veranstaltungsraum etablierten, wurde in Fachkreisen noch lange und heftig
über die Akustik diskutiert. 1955 waren
Schüsse aus den Stadtsälen zu hören.
Nach genaueren Nachforschungen stellte sich heraus, dass Techniker des Österreichischen Rundfunks mittels Schreckschusspistole eine akustische Messung
durchführten. Der Stadtsaal sollte auf
seine Rundfunktauglichkeit geprüft werden. Seine Größe übertraf jene des Saales des Wiener Funkhauses und kam somit für die Radioübertragung von großen
Orchestern in Frage.

meerkosaken, für die rasch eine Ersatzbühne gesucht und erst im Kaiser-Leopold-Saal gefunden wurde.
Bis zur Errichtung des Kongresshauses
1973 waren die Innsbrucker Stadtsäle der wichtigste Veranstaltungsort der
Stadt. Sie boten Platz für ein buntes Angebot an unterschiedlichsten Kunst- und
Kulturformen: Musik, Literatur, Tanz, Kabarett, Kunst, Wissenschaft, Politik, Vereine, u. v. m.
Mit ihrem Programm schufen sie über
Jahrzehnte nicht nur eine architektonische, sondern auch eine geistig-künstlerische Basis für Urbanität, kulturellen
Austausch und zwischenmenschlichen
Kontakt für alle Bevölkerungsgruppen.
Was daher immer in Erinnerung bleiben
wird, sind Unterhaltung, Spaß und unvergessliche Momente, die die Innsbrucker
und Tiroler Bevölkerung in den Stadtsälen erleben konnte.

Zukunftsmusik von damals …
Am 07. Juli 1975 war Innsbruck
Schauplatz eines feierlichen Empfangs: Der Fußballverein Sparkasse Swarovski Wacker Innsbruck
konnte in dieser Saison bereits den
vierten österreichischen Meistertitel feiern. VertreterInnen der Stadtpolitik gratulierten den Sportlern
beim feierlichen Empfang. Heuer,
40 Jahre später, feiert der FC Wacker Innsbruck am Ende der Saison
den Verbleib in der zweithöchsten
Spielklasse. DH

Abschluss der letzten Etappe
Mit der Eröffnung der Kammerspiele
1959 sowie der Fertigstellung des Stadtsaal-Cafés und dem darüber liegenden
Mehrzweckraum 1960 war die letzte
Etappe des Stadtsaalbaues abgeschlossen. Wie sehr die Stadtsäle die Veranstaltungslandschaft prägten, zeigte sich
1964. Nach einem Konzert der Kernbuam
brach am Abend des 24. Juli ein Feuer im
Dachgeschoss aus. Die Säle waren bis Oktober unbespielbar. Leidtragende waren
die Engel-Familie sowie die Schwarz-

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