Innsbruck Informiert

Jg.2015

/ Nr.5

- S.59

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© PRIVATBILD GRASSMAYR

Die Glockengießerei Grassmayr nach dem
Bombenangriff am 15. Dezember 1944

© V. LERCHER

Als Grassmayrs Vater die
Zerstörung in seiner Glockengießerei sah, zitierte er aus
Schillers Ballade:

den als andere. „Und ich hab’s natürlich
geglaubt“, erzählt der Zeitzeuge.

Erste Glocke als
Hoffnungsschimmer
Von einem nahezu nahtlosen Übergang von der Produktion für das Messer­
schmittwerk hin zur Wiederaufnahme
des Glockengießens erzählt Grassmayr
gerne. „Die ersten Glocken nach dem Krieg
haben wir für die Gemeinden Stumm und
Ellbögen gegossen. Ich erinnere mich
noch genau, denn mein Vater ließ mich
dabei sein – auch wenn ich wohl mehr im
Weg stand als half.“ Die erste fertige Glocke musste auf einem Umweg quer durch
die Stadt ausgeliefert werden. So sollte der Bevölkerung symbolisiert werden,
dass es wieder bergauf ging.

Lehren aus dem Krieg
Heute ist Christof Grassmayr 77 Jahre alt
und lebt mit seiner Frau in Mühlau. Die
Erfahrungen, die er als Kind im Krieg gesammelt hat, haben ihn geprägt. In seinem Leben habe er beispielsweise noch
nie ein Stück Brot wegwerfen können, erzählt er. Außerdem war es ihm sein Leben lang ein Anliegen, ein bisschen etwas
dazu beizutragen, dass es den Menschen
gut gehe. Denn dann, meint er, passiert so
etwas wie ein Krieg weniger wahrscheinlich wieder.
Nach 38 Jahren an der Spitze des Familienbetriebs, den er im Alter von 22 Jahren
nach dem tragischen Tod seines Vaters von
seiner Mutter übernommen hatte, übergab
er diesen an zwei seiner drei Kinder. Trotzdem trifft man den Pensionisten auch heu-

Das Lied von der Glocke
„Was Feuers Wut ihm auch
geraubt, ein süßer Trost ist ihm
geblieben: Er zählt die Häupter
seiner Lieben, und sieh! Ihm
fehlt kein teures Haupt.“

te noch oft in Unternehmen an. „Manchmal mache ich noch Führungen – und das
leidenschaftlich gerne.“ Das Videointerview
mit den Zeitzeugen finden Sie online unter
www.ibkinfo.at/erinnerungen. DH

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