Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1957

/ Nr.8

- S.4

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Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck

Gesamten sowie die Verdienste jedes einzelnen ihrer
Mitglieder erschöpfend zu würdigen. Das V i l d entbehrte aber der Vollständigkeit, wollte man nicht anch
jener Frau gedenken, die, durchpulst und durchglüht
vom Geiste und der Kraft des Gründers der Exl-Buhne, die Geschicke dieser Bühne bis in die letzte Zeit entscheidend mitbestimmte. Bald nach Beginn des zweiten Weltkrieges hatte Ferdinand Exl sein Werk vertrauensvoll in die Hände seiner Tochter Ilse gelegt.
Und Ilse Exl erwies sich dieses Vertrauens und der
Größe ihres Vaters in jeder Hinsicht würdig. Begleitet vom mütterlichen Rat Anna Ezls, gehörte ihre
ganze Kraft und Liebe, ihre ganze Sorge, ihr Streben
und rastloses Arbeiten jener Bühne, die ihr Vater aus
dem Nichts geschaffen und die sich in wenigen Jahrzehnten die Welt erobert hatte, bis — ja bis ein unerbittliches Geschick sie, tief betrauert von allen, die sie
kannten, leider allzufrüh mitten aus blutvollem Leben
riß. W i r aber beugen uns heute i n tiefer Ehrfurcht vor
jener Frau, der es bestimmt war, das Leid einer
Mutter nicht nur auf der Bühne zu verkörpern, sondern den bitteren Kelch dieses Leides auch selbst bis
zur Neige zu leeren.
Das Werk aber, das Ferdinand Exl geschaffen und
dem seine Getreuen unter Einsatz ihrer ganzen Person gedient haben, lebt weiter und wird seine Früchte
tragen, auch wenn seine Diener längst nicht mehr auf
der Bühne, auf der Bühne des Lebens stehen werden.
Das Unzerstörbare, Unverlierbare im menschlichen
Dasein ist ja der Geist, der aus dem Vergangenen
schöpft, auf- und weiterbaut und i n seinen Wirkungen
in die Zukunft ausstrahlt. Die Werte, die die EzlVü"hne geschaffen, werden und können nicht verlorengehen, werden weiterwirken in kommenden Generationen, die Saat, die Ferdinand Exl in fruchtbares
Erdreich legte, w i r d noch in voller Blüte stehen, wenn
sich hinter uns allen längst schon der Vorhang gesenkt hat. W i r müssen aber, und das ist die Heraus-^

Nummer 8

an »»5. »115 immer wieder den
an das Ewige erringen und bewahren.
Wenn nun Anna Exl am !i. Anglist dieses J
ihren 77). Geburtstag feiert, ist es wohl nur
eine selbstverständliche Dantesleistnng der Sladt
Innsbrnck, das; ihr als erster Frau jenes Ehrenzeichen
verliehen werde, das ihr treuer Weggenosse einst als
erster in Empfang nehmen durfte.
Unter dein stürmischen Beifall aller Anwesenden
überreichte hieraus Bürgermeister Dr. Lugger den
Ehrenring der Stadt Innsbruck, den Fran Anna Exl
sichtlich bewegt entgegennahm. I n ihren Dantesworten brachte Frau Exl zum Ausdruck, daß sie nunmehr die Überzeugung gewonnen habe, daß ihre jahrzehntelange künstlerische Arbeit nicht umsonst gewesen sei trotz des Auslöschens der Exl-Bühne. I h r
Leitspruch seit ihrer Jugend sei immer gewesen!
„Was vom Herzen kommt, geht wieder zum Herzen",
und diesem Leitspruch sei sie auch stets auf der Bühne
treu geblieben. Aus tiefstem Herzen danke sie heule
anläßlich der ihr zuteil gewordenen Ehrung allen
Anwesenden, allen Vertretern des Landes und allen
Vertretern ihrer heißgeliebten Heimatstadt und vor
allen anderen dem hochverehrten und von allen geliebten Bürgermeister. Frau Anna Exl schloß mit
folgenden Worten! „Aber eines möchte ich unfern
Herrgott bitten, daß unsere unvergeßliche Ilse herunterschaut und sieht, wie ihre Mama jetzt diese glückliche, frohe Stunde erleben kann, denn sie hat ja
immer zu mir gesagt". .Liebes Mamele, ich bin ja nur
glücklich und froh, wenn du es bist", und jetzt bin ich
es durch Euch alle und durch den lieben, geliebten
Bürgermeister."
M i t dem 3. Satz aus dem Streichquartett Nr. 1
up. 77 von Josef Haydn klang die erhebende Feier
aus.

Aus dem Gemeinderat
Z u Beginn einer Geschäftsfitzung des Gemeinderates am 11. J u l i 1957 sprach Vürgermeifterstelluertreter Gamper unter dem Beifall der Anwesenden
Bürgermeister Dr. Lugger die Glückwünsche zu dessen
45. Geburtstag aus.
Hierauf teilte Bürgermeister Dr. Lugger mit, daß
die Fraktion der Österreichischen Volkspartei an Stelle
des verstorbenen Gemeinderates Geyr Gemeinderat
Anton Köchler als Mitglied i n den Landwirtschaftsausschuß und als Ersatzmann in den Finanzkontrollausschuß entsende.
Er verlas weiters ein Schreiben, das er an das
Österreichische Olympische Komitee mit der M i t t e i lung gesandt hatte, daß sich die Stadtgemeinde I n n s bruck auf Grund des Eemeinderatsbeschlusses vom
14. J u l i 1955 um die Olympischen Winterspiele 1964
bewirbt.
Vürgermeisterstellvertreter Gamper berichtete über
einen Minderheitsantrag der Fraktion der Freiheitlichen Partei Österreichs gegen einen mit Mehrheit
gefaßten Stadtratsbeschluß über die Besiedlung des
Hauses Andreas-Hofer-Straße 28, i n welchen: Eigen-

tumswohnungen für städtische Bedienstete errichtet
werden. Hiebei erklärte Bürgermeisterstellverlreter
Gamper, daß der Vesiedlungsvorschlag Bewerber
enthalte, die nicht als wohnungsbedürftig angesehen
werden könnten, weshalb er beantrage, die fraglichen
Fälle nochmals zu überprüfen und zunächst nur dem
Bewerberkreis zuzustimmen, den er als Wohnungsreferent zusammen mit dem Obmann des Wohnungsausschusses als bedürftig feststellen tonnte.
Gemeinderat Dr. Knoll vertrat den Vesiedlungsvorschlag. dem die Fraktion der Österreichischen Volksparlei, wie er ankündigte, zustimmen würde.
Die Auffassung der Fraktion der Sozialistischen
Partei erläuterte Gemeinderat Hackl. der ausführte,
daß entweder die Wohnungseigentnmsgeineinschaft
selbst über die Besiedlung entscheiden müßte oder,
wenn man es als eine Personalnngelegenheit betrachte, nach den Bestimmungen des Sladtrechtes ein
Minderheilsanlrag nicht zulässig wäre. Aus diesem
Grunde melde seine Fraktion Eliminenenthaltung au.
Schließlich wurde der Mehrheilsantrag des Stadtrates, durch welchen der Besiedlungsnorschlag gebil-