Innsbruck Informiert

Jg.2014

/ Nr.8

- S.59

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Die Familie Schumacher
Das 19. Jh. begann nicht nur im politischen Bereich äußerst turbulent, sondern verlangte auch in wirtschaftlichen
Belangen ein Umdenken. Gerade auf
dem Sektor Buchdruck war es durch
technische Neuerungen und neue Vertriebsformen zu gravierenden Änderungen gekommen. So kann es vielleicht
als Glücksfall angesehen werden, dass
ab 1803 in der Offizin Wagner ein neuer Wind wehte bzw. ein neuer Herr bestimmte: Casimir Schumacher aus Freiburg im Breisgau war in gewisser Weise
ebenfalls durch Heirat zum Betrieb ge-

Das Gebetbuch zu Ehren des
Mariahilf-Bildes im Dom
von St. Jakob erschien 1782 bei
Wagner bereits in vierter und
verbesserter Auflage.

© TLMF (3)

Mehrere Wagner nahmen öffentliche
Ämter wahr und fungierten als Stadtrat,
Stadtrichter, Bürgermeister oder Kirchprobst von St. Jakob. Das Ansehen und
der Besitz der Familie – wie etwa das
Haus in der Pfarrgasse Nr. 4, wo sich
bis 1888 die Druckerei befand und die
Wagners wohnten – zeigen, dass sich
die Familie mit Erfolg in der städtischen
Gesellschaft eingelebt und nach oben
gearbeitet hatte.
Die Schattenseiten blieben allerdings
nicht aus: Während die hohe Kindersterblichkeit und unvorhergesehene
Todesfälle mehrmals Sorge bereiteten, waren es im beruflichen Bereich
die Konkurrenten, die mit neuen Vertriebswegen und besseren technischen
Möglichkeiten der Druckerei Wagner
arg zusetzten und dieser teils den Rang
abzulaufen drohten. Die Glanzzeiten
der Offizin waren vorbei, als 1802 völlig
unerwartet Michael Alois Wagner kinderlos starb und die Familie vor der Entscheidung stand, was mit dem Betrieb
zu geschehen habe.

kommen, denn er hatte eine Verwandte
von Michael Alois Wagner geehelicht
und war seit gut zehn Jahren Gesellschafter im Betrieb, dessen Firmennamen er klugerweise als bewährte Marke beibehielt. Im Gegensatz zu seinen
Vorgängern sah Schumacher sich aber
weniger als Buchdrucker, sondern trat
vielmehr als Buchhändler und Verleger auf. Eine Eigenschaft, die seine drei
Nachfolger noch perfektionieren sollten. Dem Ausbau der Offizin durch neue
Druckmaschinen folgten Gründungen
von Tochterfirmen (Brixen, Feldkirch,
Bregenz) sowie eine zusätzliche Spezialisierung durch die Einrichtung einer
Schriftgießerei, einer lithographischen
Anstalt sowie einer Buchhandlung und
einer Leihbücherei. Dank dieser Innovationen konnte sich der Wagner-Verlag
gegenüber der Konkurrenz in der Tiroler Verlagslandschaft behaupten. Auch
ein verheerender Brand in der Druckerei 1888 konnte die Bedeutung der Firma nicht brechen. 1889 startete diese in
den neuen Räumlichkeiten in der Erlerstraße hoffnungsvoll in die Zukunft. Die

Mitglieder der Familie Schumacher waren ebenso auf das Engste mit der Stadt
Innsbruck verknüpft: Sie fungierten als
Gemeinderäte und (Vize-)Bürgermeister, stellten Präsidenten der Handelsund Gewerbekammer und bekleideten
Ämter in diversen Vereinen (Alpenverein, Museumsverein, Sparkassenverein
etc.), wurden zu Ehrenbürgern ernannt
und in den Adelsstand erhoben.
Der letzte Vertreter der Familie, Eckart Schumacher, sah sich 1916 krankheitsbedingt und ohne Aussicht auf
Nachkommen gezwungen, den Verlag
und die Druckerei zu verkaufen. Nur die
Buchhandlung in der Museumstraße
blieb im Familienbesitz (bis 2006). Die
verwirrende Geschichte von Verlag und
Druckerei war durch wechselnde Besitzer sowie schwierige wirtschaftliche
und politische Gegebenheiten geprägt.
Die Druckerei existierte bis 2007, der
Universitätsverlag Wagner hingegen
wurde 2010 vom StudienVerlag übernommen und wirkt nach wie vor auf
dem Sektor regionaler Wissenschaftsliteratur weiter.

Einführungs- &
Auswahlwochenende
Diplomkurs

Ausstellungsinformationen
Druckfrisch.
Der Innsbrucker Wagner-Verlag
und der Buchdruck in Tirol
Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum,
13. Juni – 26. Oktober 2014
Rahmenprogramm:
Themenführungen, Konzerte, Tagung

„Alles im Leben ist Begegnung.“
M. Buber

Niemand hat das Recht auf eine bessere
Vergangenheit. Deshalb beraten wir
Frauen, Männer, Familien, Teams und Firmen
in ihren Entwicklungspotentialen.

Beratunghotline: 0664 / 114 16 17

19.09. bis
21.09. 2014
Kursstart:
06.10.2014
www.lsbtirol.at

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