Amtsblatt (der Stadt Innsbruck)

Jg.1957

/ Nr.4

- S.4

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Amtsblatt der Landeshauptstadt Innsbruck
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Besondere Erwähnung verdient von den Nechtsgelehrten der jüngeren Vergangenheit Dr. Heinrich
Lammasch, von dem der „Tiroler Anzeiger" nach seinem Tode am 6. Jänner 1920 in Wien in seine»!
Nachruf unter anderem schrieb! „Es war eine Glanzzeit der Innsbrucker iuridischen Fakultät, als Heinrich
Lammasch und Eugen Vöhm-Bawerk hier ihre Fächer vortrugen. Besonders die Vorlesungen Lammaschs über Völlerrecht galten als anziehend und
interessant. Vom praktischen Juristen wurde dessen
.Grundriß des Strafrechtes" hochgeschätzt. Lammasch
war einer der größten Vorkämpfer der Friedenspolitik von 1814, der das feindliche Nebeneinander der
Völker ablehnte und sich für ein Miteinander aussprach. Er übernahm im österreichischen Herrenhause
die Führung zur Schaffung eines modernen Strafgesetzes, war Berater Erzherzog Franz Ferdinands
besonders i n der Ungarnfrage und trat schließlich in
seiner letzten Lebenszeit als treuer Freund Tirols
für die Erhaltung Südtirols ein. Noch in St. Germain, wo er sich als Hilfstraft Dr. Nenners für einen
wahren Völkerbund einsetzte, bemühte er sich mit besten Kräften für die Nettung Südtirols, indem er
einen Druck der Entente-Mächte auf I t a l i e n zur Aufgabe seiner Aneignungsabsichten durch viele aufklärende Aufsätze in französischen, englischen und schweizerischen B l ä t t e r n zu erreichen hoffte/"
I n bester Fortführung der Neihe hervorragender
Wissenschaftler auf seinem Fachgebiete erwies sich
Professor Nittler stets würdig seiner großen Lehrer
und Vorgänger, erfüllte sein Wirken an der /Vimn
inatei- ()cn^)onwncl in unermüdlicher Arbeit im Dienste
von Necht und Gerechtigkeit mit s e i n e m Geiste.
Aliila pocna »ine lexc, keine Strafe ohne Gesetz, zuerst das Verbot, dann erst die Strafe. Freiheit des
Menschen und Demokratie waren und sind für Rittler unveräußerliche Güter. Viele Hunderte von J u risten und Staatsrechtlern wurden durch Nittler geformt und wirkten und wirken in allen Ländern
Europas. Innsbruck konnte durch Nittler einen Veitrag zur Menschlichkeit leisten.
Ich bitte Sie nun, hochgeehrter Herr Professor, den
Ehrenring der Stadt Innsbruck als Zeichen der Wertschätzung und der Dankbarkeit anzunehmen. I n n s bruck ist stolz darauf, einen Gelehrten von so seltenem
Format zu seinen Bürgern zählen zu dürfen.
Mögen I h n e n , sehr geehrter Herr Professor, noch
viele Jahre bester Gesundheit und fruchtbaren Schaffens beschieden sein.
Nach Empfang des Ehrenringes dankte der Geehrte mit folgenden Worten!
Hochverehrter Herr Bürgermeister, hochverehrte
Herren vom Stadt- und Gemeinderat, hochansehnliche
Versammlung!
Zur Feier und Nachfeier meines 80. Geburtstages
bin ich m i t Ehren und Beweisen der Achtung und des
Wohlwollens in nie erwartetem Maß überschüttet
worden. Der Herr Bundeskanzler und die Herren
Vundesmnnster für Unterricht und für Justiz habe»
mir ihre Anerkennung ausgesprochen, die Akademie
der Wissenschaften in Wien und viele Fakultäle»

Nummer

haben »leine wissenschaftlichen Bestrebungen gewürdigt, die Fach- und die Tagespresse des ?»- »»d Auslandes hat sich meiner erinnert, wissenschaftliche und
persönliche Freunde. Schüler und Kollegen habe» mir
i» Telegrammen und Briefen ihre Glückwünsche zugesandt. Vor allein aber hat die Leopold-FranzensUniuersitäl zu Innsbruck mir die Würde eines Ehrensenators verlieheil, und eine Festschrift mit bedeutenden Beiträgen hervorragender Gelehrter wird demnächst erscheinen. Und nun kommen auch Sie. hochverehrte Herren von der Stadt Innsbruck, und ehren
mich und zeichnen mich aus durch die Überreichung
des Ehrenringes. Dabei hat der Herr Vürgerineister
Worte der Anerkennung gefunden, die mich geradezu
beschämen. Wie soll ich Ihnen dafür danken? Daß
die Staatsregierung, die Universität und die Fachwelt meiner gedachten, war nicht ganz überraschend,
wenngleich meine Leistungen weit höher angesetzt
wurden, als sie wirtlich sind. Aber das mag — wie
üblich bei solchen festlichen Anlässen — dahingehen.
Daß aber die Stadt Innsbruck mich ehrt, ist ein Besonderes. Ich kann mich nicht rühmen, für die Stadt
Innsbruck, für ihre eigensten Interessen, für ihr
Wohl mich verdient gemacht zu haben. So kann ich
die Ehrung nur dahin verstehen, daß die^ Bürger
ihrem Mitbürger bezeugen wollen, er habe sich auf
dem Platz bewährt, auf den ihn das Schicksal berief.
Er sei mitbeteiligt an dem Wirken der Universität,
die seit bald 300 Jahren zum Ansehen und zur Bedeutung Innsbrucks beiträgt. I n diesem Sinn beglückt mich der Ehrenring, denn was kann es Schöneres für einen M a n n geben, als zu sehen, daß er über
den engeren Kreis der Fachgenossen hinaus auch in
der weiteren Gemeinschaft der Bürger seiner Stadt
geschätzt wird. Und dies um so mehr, wenn er nicht
darauf hinweisen kann, daß schon seine Wiege in der
Stadt stand, wenn er erst zugewandert ist. Si-e wissen,
daß ich aus Wien stamme und daß ich meiner Vaterstadt nach wie vor in Liebe ergeben bin. Aber I n n s bruck ist meine zweite Heimat geworden, seit ich fast
auf den Tag vor nunmehr 47) Jahren an die Universität berufen wurde. Hier habe ich die glücklichstell
Jahre meines Lebens verbracht, trotz dem Ernst und
der Not zweier Weltkriege, hier sind meine Kinder
herangewachsen, hier bin ich selbst herangereift zu
dem, der ich heute bin, hier ist der größte Teil meiner
Lebensarbeit entstanden, hier habe ich in treuen
Schülern die Liebe zur Nechtswissenschast erwecken
tonnen, hier habe ich neue Freunde gefunden, hier
hat meine liebe Frau ihre gütigen Augen für immer
geschlossen. Dies alles und noch vieles mehr verbindet mich mit Innsbruck und darüber hinaus mit dein
Land, defsen Hauptstadt es ist, »lit dei» Land im Gebirge, mit dem Land T i r o l . Wie könnte man I n n s bruck, wie könnte man T i r o l nicht lieben. Schon die
Schönheit der Landschaft nimmt uns gefangen. Wer
die Stadt von der Weihorburg aus im Aln"»dsl)»»enschei» geschaut hat, so wie sie scho» Alb recht Dürer gesehen, hingclagert zu beiden Seiten des I n n . der
grün und rasch vom Südwesten her in stolzer Schleife
mitten durchs Tal geflossen kommt, die Stadt mit
ihre» Kirche». Paläste» u»d Bürgerhäuser», »nil
ihre» Türme» und kuppeln, umrahmt, aber nicht erdrückt lw» de» ln"rrlichl,"» Berge», dei» edle» Drei-