Innsbruck Informiert

Jg.2014

/ Nr.5

- S.58

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S ta dtg e s c h i c h t e

innsbruck informiert nr. 5/2014

A u s d e m S ta d ta r c h i v/ S ta d t m u s e u m

Quo vadis Urban Gardening?
vo n C l e m e n s S t e i n w e n d e r u n d J u l i a n D e g e n

Blick auf das
Innsbrucker Garnisonsspital um 1892

D

ie Innsbrucker Urban-Gardening-Bewegung musste im
vergangenen Jahr herbe Rückschläge erleiden. In Metropolen wie
Paris, Moskau und Berlin gehören
Stadtgärten aber schon seit Längerem
zum prägenden Erscheinungsbild. Ein
historischer Rückblick zeigt, wie die
Idee einer Subsistenzwirtschaft innerhalb von Stadtgrenzen zu einem Modell
der gesellschaftlichen Begegnung und
einem emotional besetzten Raum wurde. Kann diese heimische Bewegung als
kleiner grüner Teil in die Innsbrucker
Stadtgeschichte eingehen?

Die lange Tradition des
Urban Gardenings
Das städtische Gartenwesen entstand
mit dem Aufkommen der Städte und der
Verdichtung der Bevölkerung. Die Ausprägung des Gartenwesens unterschied
sich von Kultur zu Kultur. Während zum
Beispiel in Frankreich die Barockgärten
prominent waren, setzte sich in Großbritannien der aus Viehweiden entstandene Landschaftsgarten durch. Neben
diesen aristokratisch geprägten Formen
des Gartenbaus existierten immer auch

private Grünflächen innerhalb der Stadtmauern. Angebaut wurden dort meist
Beeren, Kräuter, Blumen und Gemüse.
Im Zuge der Industrialisierung verdichteten sich die Städte und die Grünflächen wurden zugunsten neuer Bauprojekte aufgegeben. Da diese Form der
Stadt aber extrem abhängig von ihrer
Umwelt und deren Erzeugnissen war,
konnte es infolge schlechter Ernten zu
massiven Hungersnöten kommen. Die
Erfahrungen, die man aus solch fatalen
Abhängigkeiten gewinnen konnte, führten zur Forcierung eines neuen Städtemodells, wie es der Engländer Ebenezer
Howard (1850–1928) propagierte. Dieses

Urbaner Gartenbau/Schrebergärten in Innsbruck

sah die planvolle Anlegung von mittelgroßen Städten mit hohem Grünflächenanteil vor. Hier rückte die wechselseitige Beziehung von Garten und Stadt
sehr stark in den Vordergrund.
In der städtischen Gartenarchitektur
setzten sich die Visionen von Leberecht
Migge (1881–1935), einem bekannten
Düsseldorfer Landschaftsarchitekten,
sowie die Idee des Leipzigers Dr. Moritz
Schreber (1808–1861) durch. Dr. Schreber
war Orthopäde und vertrat die Ansicht,
dass die Stadtjugend sich in Grünanlagen
beschäftigen müsse, um gesund zu bleiben. Nach seinem Tod wurden diese Vorschläge erneut aufgegriffen, weswegen

© Stadtarchiv/Stadtmuseum (3)

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